Road to Records
Hier live: Rekordjagd zu Ehren der ermordeten Agnes Tirop

| von Christian Ermert (Text) und Dan King/Adidas (Bilder)

Am Samstag treffen sich einige der schnellsten Läuferinnen und Läufer der Welt in Herzogenaurach, um die Rekorde auf Distanzen zwischen 800 Metern und zehn Kilometer auf der Straße anzugreifen.

Die Rennen stehen in diesem Jahr im Zeichen der Erinnerung an Agnes Tirop aus Kenia, die 2021 bei dem von Adidas in Herzogenaurach veranstalteten Event mit 30:01 Minuten einen Weltrekord über zehn Kilometer auf der Straße aufgestellt hatte und wenige Wochen später in ihrem Haus in Iten von ihrem Mann ermordet wurde.

Ihr zu Ehren hat Adidas in diesem Jahr erstmals eine limitierte Produktlinie für das Event entworfen und ein Teil der Erlöse geht an die Stiftung Tirops Angels, die nach Agnes Tirops tragischem Tod in Iten gegründet wurde. Tirops Angels kümmern sich in Kenia um von häuslicher Gewalt und ähnlichen Delikten bedrohte Frauen. Zu den Initiatorinnen und Antreiberinnen der Stiftungsaktivitäten zählt mit Joan Chelimo auch eine 2:18-Stunden-Marathonläuferin aus Kenia, die zuletzt den Halbmarathon in Paris mit 66:58 Minuten gewonnen hat. Seit ihrer Hochzeit und der Geburt ihrer Tochter startet sie für Rumänien und hält dort die nationalen Rekorde im Marathon und im Halbmarathon.

Top-Läuferin Joan Chelimo kümmert sich mit Tirops Angels um von Gewalt bedrohte Frauen

Wenn sie in ihrer Heimat Iten zum Training ist, kümmert sie sich auch intensiv um das Projekt Tirops Angels. „Agnes war meine Freundin und Trainingspartnerin. Wir haben die Stiftung gegründet, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen, von dem auch viele andere Frauen bedroht sind.“ Mittlerweile haben Tirops Angels ein Büro in Iten und ein Team von Berater*innen steht den Frauen zur Verfügung.

„Es haben sich bei uns schon über 20 Frauen gemeldet, die Gewalt erfahren haben“, zog Joan Chelimo vor ihrem eigenen Start über zehn Kilometer in Herzogenaurach im Gespräch mit Ex-Marathon-Ass Philipp Pflieger und Lauflegende Haile Gebrselassie eine erste, traurige Bilanz. „Natürlich nicht nur aus dem Sport, sondern aus der ganzen Community vor Ort. Aber es gibt auch unter den talentierten Läuferinnen viele, die Opfer sexuellen Missbrauchs werden. Manche von ihnen werden von ihren Männern geradezu als Eigentum betrachtet“, sagt Joan Chelimo, deren Stiftung aktuell auch schon zehn Frauen hilft, die sich von ihren Männern getrennt haben und jetzt ihre Kinder allein erziehen wollen, ohne auf die Fortsetzung ihrer Laufkarriere zu verzichten.

In diesem Equipment wird am Samstag auch die aktuelle 10-Kilometer-Weltrekordhalterin Agnes Ngetich aus Kenia auf dem Rundkurs am Adidas-Hauptquartier in Herzogenaurach starten. Sie hält mit 28:46 Minuten seit Januar 2024 den Weltrekord über zehn Kilometer auf der Straße und spürt vor ihrem vierten Start bei Road to Records einen gewissen Druck: „Als aktuelle Weltrekordlerin fühlt sich der Start etwas anders an, aber es ist eine meiner Lieblingsveranstaltungen. Ich freue mich darauf, alles zu geben und zu sehen, wie schnell ich sein kann.“ Die Rennen mit insgesamt über 120 Top-Athletinnen und -Athleten aus der ganzen Welt werden von Adidas auf Youtube live übertragen.

Hier am Samstag ab 8:45 Uhr live: Road to Records

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Wie schnell ist Amanal Petros zwei Wochen nach dem Marathon-Sieg in Hannover?

Bei den Männern verspricht vor allem das Fünf-Kilometer-Rennen Spannung: Mit Yomif Kejelcha aus Äthiopien tritt der ehemalige Weltrekordler an, der mit 12:50 Minuten die zweitschnellste, jemals über fünf Kilometer auf der Straße gelaufene Zeit erzielt hat. Interessant wird es auch sein, wie sich der deutsche Marathonrekordler Amanal Petros in dem Weltklassefeld über zehn Kilometer schlagen wird, nachdem er vor zwei Wochen den ADAC Marathon Hannover in der neuen Streckenrekordzeit von 2:06:05 Stunden gewonnen hat.

Erstmals werden in Herzogenaurach auch die Mittelstrecken 800 Meter und eine Meile auf der Straße gelaufen. Mit dem 800-Meter-Weltmeister Marco Arop aus Kanada und dem US-Läufer Hobbs Kessler sind auch hier zwei superschnelle Männer am Start. Kessler ist vergangenes Jahr mit 3:56,13 Minuten die bislang schnellste Meile auf der Straße gelaufen. Als Ehrengast dabei ist mit dem Äthiopier Haile Gebrselassie eine Legende des Laufsports, die am Tag vor dem Rennen ein Warm-up für das Hobbyrennen über fünf Kilometer leitete, das auch Bestandteil der Road to Records sein wird.