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Corona-Pandemie
Auch im Frühjahr 2021 kaum Chancen für große internationale Marathonrennen

| von Jörg Wenig

Trotz der starken Hoffnungen auf wirksame Impfstoffe wird die Corona-Pandemie die großen internationalen Marathonrennen bis ins Frühjahr hinein massiv beeinträchtigen beziehungsweise auch stoppen.

Das Marathon-Corona-Dilemma setzt sich fort: Die für den Januar geplanten Top-Läufe in Dubai und Houston fallen aus. Der Blick Richtung Frühling ist trüb. Der „Marathon-Monat“ April - zu keinem anderen Zeitpunkt des Jahres finden normalerweise so viele hochkarätige Rennen statt - ist 2021 bereits deutlich ausgedünnt.

Nachdem zunächst die Marathonrennen in London und Wien auf den 3. Oktober beziehungsweise 12. September verlegt wurden, verschoben zuletzt mit Paris und Rotterdam zwei weitere April-Klassiker ihre Veranstaltungen. Der Boston-Marathon wird im April ebenfalls nicht stattfinden. Hier steht noch nicht fest, ob es einen späteren Ersatztermin geben wird. Abgesagt wurden jetzt auch zwei hochkarätige Januar-Rennen: die Marathonläufe in Dubai und Houston. Weitere Ausfälle und Verschiebungen kündigen sich an. Dies dürfte auch das eine oder andere Rennen der größten deutschen Frühjahrs-Läufe betreffen, die zurzeit alle noch für den ursprünglich geplanten Termin angesetzt sind.

Vieles deutet auf einen überfüllten Herbst-Terminkalender im nächsten Jahr hin. Allerdings bleibt abzuwarten, ob es tatsächlich so kommt. Dies wird von der weiteren Entwicklung der Pandemie abhängen und auch von entsprechenden Reisemöglichkeiten. In diesem Jahr schoben etliche große Marathonveranstalter ihre Rennen zunächst in den Herbst - doch mit Ausnahme eines reinen Elitelaufes beim London-Marathon konnte keines dieser verlegten Rennen gestartet werden. Der Paris-Marathon wurde sogar zweimal erfolglos verschoben. Der einzige international bedeutende Marathon, der abgesehen von reinen Eliterennen gestartet wurde, fand Anfang November in Istanbul mit ein paar tausend Läufern statt.

Am Nikolaustag finden immerhin noch zwei hochkarätige Eliteläufe statt: Die Marathonrennen in Valencia und in Fukuoka sollen am 6. Dezember gestartet werden. Während in Spanien etliche internationale Athleten an den Start gehen wollen, sind in Japan nur dort lebende Eliteläufer zugelassen.

Die Hoffnung vieler Topathleten, dass sie im Winter bei einem Rennen in einem entsprechend warmen Klima die Marathon-Olympianorm für die Spiele in Tokio 2021 angreifen können, erfüllt sich offenbar nicht. Im arabischen Raum fallen die beiden hochkarätigsten Rennen ersatzlos aus: Nachdem zunächst der Abu Dhabi-Marathon im Dezember abgesagt worden war, steht jetzt auch fest, dass es den Dubai-Marathon im Januar nicht geben wird.

Nachdem der Houston-Marathon am 17. Januar nicht stattfinden wird, steht offenbar auch eine Absage des Sevilla-Marathons unmittelbar bevor. Auf der schnellen Strecke hatten zuletzt im Februar Hendrik Pfeiffer und Anja Scherl die Olympia-Normen klar unterboten.

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Tokio-Marathon in den Herbst verlegt

Zu den Veranstaltungen, die aus dem Frühjahr in den Oktober gewechselt sind, zählt auch der Tokio-Marathon. 2020 fand der Lauf Anfang März noch als reines Eliterennen statt. Im nächsten Jahr wollen die Japaner aber wieder zum Massenlauf zurückkehren. Dies erschien für den ursprünglichen Termin am 7. März nicht realistisch. Ebenfalls Richtung Herbst verschoben wurden der Madrid- und der Paris-Marathon, der zuletzt der zweitgrößte Marathon weltweit war.

Die beiden bedeutendsten deutschen Frühjahrs-Marathonläufe sind in der zweiten April-Hälfte nach wie vor geplant: Am 18. April soll der Hannover- und eine Woche später der Hamburg-Marathon stattfinden. Die Hamburger hatten in diesem Jahr versucht, mit einem aufwändigen Hygiene-Konzept ihr Rennen im September nachzuholen. Sie bekamen jedoch keine Genehmigung aufgrund möglicher Zuschauer-Ansammlungen an der Strecke. Bereits für den 11. April ist zurzeit noch der Düsseldorf-Marathon angesetzt.

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Großes Fragezeichen hinter dem Berliner Halbmarathon

Die ersten großen, international bedeutenden deutschen Läufe des Frühjahres sind traditionell zwei Halbmarathonrennen: Der Paderborner Osterlauf und der Berliner Halbmarathon. Für den Osterlauf, der traditionell am Karsamstag (3. April) stattfinden soll, planen die Veranstalter vom SC Grün-Weiß Paderborn zurzeit mit einer abgespeckten Variante. Laut „Westfalen-Blatt“ kommt für die Veranstalter eine Verlegung nicht in Frage, notfalls müsse man eine zweite Absage hinnehmen.

Ob der Berliner Halbmarathon, der 2019 zuletzt rund 35.000 Anmeldungen zählte, am 11. April stattfinden kann, erscheint aufgrund der Gesamt-Situation in der Hauptstadt höchst fraglich. Mit Ausnahme der Verkündung der Absage des Berlin-Marathons im April - ohne vorhergehender Information des Veranstalters - haben sich die politisch Verantwortlichen öffentlich nicht mehr geäußert zur Situation der Laufveranstaltungen.

International findet das eine oder andere Halbmarathonrennen offenbar statt. Am kommenden Sonntag wird der Lauf in Neu-Delhi als reines Eliterennen gestartet. Der ebenfalls in der Regel sehr hochkarätig besetzte Ras Al Khaimah-Halbmarathon soll im Februar in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden. Mit einem Hygienekonzept, Startwellen mit maximal jeweils 400 Läufern und individuellen Startpositionen sollen knapp 3.000 Läufer ins Rennen geschickt werden.