Ayana verhindert Dibabas einmaligen WM-Doppelsieg

| Jörg Wenig I Fotos: Getty Images for IAAF
Almaz Ayana hat Genzebe Dibaba mit ihrem Triumph über 5.000 Meter bei der Leichtathletik-WM in Peking einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und a

Almaz Ayana hat Genzebe Dibaba mit ihrem Triumph über 5.000 Meter bei der Leichtathletik-WM in Peking einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht und am Sonntag einen geschichtsträchtigen Doppelsieg verhindert. Alle drei Medaillen gingen an die Läuferinnen aus Äthiopien. Jede Menge Fotos von den Entscheidungen auf der Laufbahn findet ihr in unserer Bildergalerie.

In dem hochkarätigen äthiopischen WM-Duell hat sich am Sonntag die 23-jährige Almaz Ayana am Ende mit 14:26,83 Minuten deutlich gegenüber 1.500-Meter-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba durchgesetzt. Die Zeit war gleichbedeutend mit einem neuen WM-Rekord. Enttäuscht verschenkte Genzeba Dibaba, die zuvor die 1.500 Meter gewonnen hatte, auf der Zielgeraden sogar noch die Silbermedaille. Senbere Teferi fing ihre Landsfrau ab und war mit 14:44,07 Minuten vor Dibaba (14:44,14 min) im Ziel. Geschlagen waren in diesem letzten Langstrecken-Finale der Weltmeisterschaften von Peking auch die vier Kenianerinnen, die die Medaillenränge verpassten und stattdessen die Plätze vier bis sieben belegten. Schnellste Kenianerin war Viola Kibiwot als Vierte mit 14:46,16 Minuten. Als beste Europäerin lief die Holländerin Susan Kuijken mit 15:08,00 Minuten auf Platz acht. Deutsche Läuferinnen waren über diese Strecke nicht am Start.

Ein Doppelsieg über 1.500 und 5.000 Meter wäre bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen einmalig gewesen in der Geschichte der Leichtathletik. Souverän hatte Genzebe Dibaba in Peking die Mittelstrecke gewonnen. Und sie galt auch über 5.000 Meter als Favoritin. Almaz Ayana wusste, dass sie in einer Spurtentscheidung gegen Dibaba keine Chance haben würde angesichts der Grundschnelligkeit der 1.500-Meter-Weltrekordlerin. So war es nicht überraschend, dass Ayana in diesem Finale zur Rennhälfte die Initiative ergriff und auf Tempo setzte – in der Hoffnung, dass Dibaba in ihrem fünften Rennen bei dieser WM (Vorlauf, Halbfinale und Finale über 1.500 m sowie Vorlauf und Finale über 5.000 m) müde werden würde. Es war die einzige Chance für Ayana, und ihr Plan funktionierte.

Nach rund 2.000 Metern ging Almaz Ayana, die zurzeit mit einer Zeit von 14:14,32 Minuten auch die Jahresweltbestzeit hält, an die Spitze. Genzebe Dibaba und die kenianische 5.000-Meter-WM-Zweite von 2013, Mercy Cherono, folgten ihr umgehend. Ayana lief nun ein Tempo von unter 2:50 Minuten pro Kilometer und wurde nicht langsamer. Cherono konnte nach 3.000 Metern nicht mehr mithalten, Dibaba verlor knapp zwei Runden später Kontakt. Zwei Runden vor Schluss hatte Ayana ihren Vorsprung auf Dibaba auf rund 50 Meter ausgebaut und ließ keinerlei Schwäche erkennen. Die neue Weltmeisterin lief die letzten 3.000 Meter in diesem Rennen in knapp unter 8:20 Minuten – das ist schneller als ihre eigene Jahresweltbestzeit von 8:22,22 Minuten und schneller als der äthiopische Rekord über diese Distanz! Ein derartiges Tempo war nach den vorausgegangenen Belastungen zu viel für Genzebe Dibaba. Sie hatte in diesem Jahr alle ihre 14 Rennen inklusive der WM-Vorläufe in Peking gewonnen – doch am Sonntag musste sich die jüngere Schwester der dreifachen Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba erstmals geschlagen geben.