Berliner Halbmarathon: Über 35.000 am Brandenburger Tor

Berliner Halbmarathon: Über 35.000 am Brandenburger Tor

| Text: Jörg Wenig | Fotos: SCC Events, Imago

Am Sonntag startet und endet der Generali Berliner Halbmarathon erstmals am Brandenburger Tor. Mehr als 35.000 Sportler sind angemeldet. Teilnehmerrekord. Richard Ringer gibt sein Halbmarathon-Debüt. Und Sifan Hassan greift den Europarekord an.

Hannover, Wien, Rotterdam, Rom, Mailand und Madrid haben am Sonntag eines gemeinsam: Dort werden große internationale Marathonläufe gestartet. In Berlin findet zeitgleich der 39. Generali Berliner Halbmarathon statt. Mit der Rekord-Meldezahl von 35.551 Läufern ist das Rennen der mit Abstand größte Lauf über die 21,0975 km im deutschsprachigen Raum. Am Sonntag startet und endet der Generali Berliner Halbmarathon erstmals am Brandenburger Tor. Richard Ringer gibt sein Halbmarathon-Debüt. Und Sifan Hassan greift den Europarekord an.

Mit ganz viel Spaß zu den Sehenswürdigkeiten

Und 2019 macht das Rennen einen weiteren Sprung nach vorn. Nach über 25 Jahren am Alexanderplatz, dem Zentrum des ehemaligen Ost-Berlins, zieht er ins Regierungsviertel drei Kilometer in Richtung Westen. 16 Jahre nachdem der BMW Berlin-Marathon in das Herz der Hauptstadt zog, folgt ihm nun der Generali Berliner Halbmarathon in seine neue Heimat zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule.

Die 21,0975-km-Strecke durch Berlin ist eine Sightseeing-Tour der ganz besonderen Art. Im Laufschritt geht es vorbei an den markantesten Sehenswürdigkeiten der deutschen Hauptstadt. Was man hier innerhalb kurzer Zeit alles an historischen und kulturellen Denkmälern erläuft, schafft keine noch so flotte Touri-Sause.

Mit Spannung erwartetes Halbmarathon-Debüt von Richard Ringer

Der Generali Berliner Halbmarathon ist auch eines der hochklassigsten Straßenrennen in Deutschland. Für den spitzensportlichen Höhepunkt könnte dabei am Sonntag eine Frau sorgen: Denn am Start stehen wird mit Sifan Hassan (Niederlande) die Europarekordlerin, die ihre eigene Bestzeit von 65:15 Minuten auf der schnellen Berliner Strecke unterbieten möchte. Mit dieser Zeit ist die aus Äthiopien stammende Läuferin lediglich 24 Sekunden vom Weltrekord (64:51) entfernt.

Es ist zumindest davon auszugehen, dass in Berlin der mittlerweile schon 13 Jahre alte Streckenrekord fällt, den die Kenianerin Edith Masai mit 67:16 hält. Während bei den Männern der Titelverteidiger und Streckenrekordler Eric Kiptanui (Kenia), der vor einem Jahr in 58:42 Minuten gewann, als Favorit ins Rennen geht, steht aus deutscher Sicht Richard Ringer im Mittelpunkt. Er wird sein Debüt über die Halbmarathondistanz laufen.

Richard Ringer hat im vergangenen Herbst mit eindrucksvollen Leistungen als Tempomacher beim Frankfurt-Marathon sowie bei einem 15-km-Rennen im holländischen Nijmegen gezeigt, dass seine Zukunft auf der Straße liegen sollte. Der 30-jährige Läufer des LC Rehlingen, der 2018 zunächst überraschend den 10.000-m-Europacup gewonnen hatte, machte in Frankfurt bis knapp über die 30-km-Marke hinaus Tempo für Arne Gabius.

Über 15 km in Nijmegen, wo Sieger Joshua Cheptegei (Uganda) mit 41:05 Minuten eine Weltbestzeit erreichte, wurde er dann beachtlicher Vierter mit 43:40. Noch ist Richard Ringer nicht auf die Straße umgestiegen und wird sich im Sommer wieder auf die Bahn-Langstrecken konzentrieren. Doch der Generali Berliner Halbmarathon könnte ein nächster entscheidender Schritt in diese Richtung sein für Ringer, dem man im Marathon eine Zeit von unter 2:10 Stunden zutrauen kann.

In Frankfurt passierte er im vergangenen Oktober die Halbmarathon-Marke in 64:52 Minuten. Die Distanz an sich ist für Richard Ringer somit kein Neuland. Aber er ist noch nie bei einem Halbmarathon-Rennen an den Start gegangen. Eine deutlich schnellere Zeit als in Frankfurt sollte möglich sein, wenn Ringer gesund und fit an den Start gehen kann.

Nach Berlin zurück kehrt Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), der hier vor einem Jahr mit 63:14 Minuten seine persönliche Bestzeit aufstellte. Diese Zeit zu unterbieten, sollte das Ziel des 31-Jährigen sein, der beim Barcelona-Halbmarathon im Februar bereits 63:33 erreichte. Kurzfristig hat sich zudem Amanal Petros (TV Wattenscheid) zu einem Start entschlossen. Der 23-Jährige lief in Verona im Februar ein gutes Halbmarathon-Debüt und erzielte mit 63:32 die aktuelle deutsche Jahresbestzeit.

 

Für Sifan Hassan ist der Europarekord in Reichweite

Mit Sifan Hassan kommt eine Läuferin nach Berlin, die sich im vergangenen September in Kopenhagen in die Halbmarathon-Weltspitze katapultierte. Mit 65:15 Minuten wurde sie zur schnellsten Europäerin aller Zeiten. Sifan Hassan, die zum Oregon-Projekt des US-Trainers Alberto Salazar gehört, bewies auch in diesem Jahr bereits absolute Topform auf der Straße: Im Februar lief sie in Monte Carlo Weltrekord über 5 km mit 14:44 Minuten.

Unter normalen Umständen wird Sifan Hassan am Sonntag nicht zu schlagen sein. Mit Veronica Nyaruai (Kenia/Bestzeit: 67:58) geht aber eine Läuferin ins Rennen, der man zutrauen kann, in den Bereich des Streckenrekordes von 67:16 zu laufen. Für eine Überraschung sorgen könnte die Kenianerin Brillian Kipkoech, die in Berlin ihr Halbmarathon-Debüt laufen wird.

Gespannt sein darf man auf Anna Hahner, die sich nach langen Verletzungsproblemen und einem kompletten Neuaufbau unter ihrem neuen Trainer Dan Lorang zurückmelden will. Ihre Bestzeit von 73:12 Minuten bewegt sich im gleichen Bereich wie die einer weiteren deutschen Topläuferin im Rennen: Fabienne Amrhein (MTG Mannheim/72:56), die sich im vergangenen Jahr sehr gut entwickelt hat und bei den Europameisterschaften in Berlin als beste deutsche Marathonläuferin Platz elf belegte.

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