Die Pläne für den Düsseldorf-Marathon

| Text: Jörg Wenig | Fotos: imago images Horstmüller, Imago/Peter Schmidt

Sonja Oberem ist seit knapp einem Jahr die Race-Direktorin des Metro Düsseldorf-Marathons und damit die einzige Verantwortliche eines bedeutenden deutschen Straßenrennens, die selbst aus dem Spitzensport kommt. Ihr Ziel für das nächste Jahr: besseres Service und mehr Event-Charakter.

Sonja Oberem ist seit knapp einem Jahr die Race-Direktorin des Metro Düsseldorf-Marathons und damit die Nachfolgerin von Jan Winschermann, der das Rennen einst selbst initiierte. Die 46-Jährige ist die einzige Verantwortliche eines bedeutenden deutschen Straßenrennens, die selbst aus dem Spitzensport kommt.

Sonja Oberem war zunächst Triathletin und wechselte dann zum Marathon. 1996 war sie Olympia-Achte in Atlanta, 2002 gewann sie bei den Europameisterschaften in München Bronze. Dazwischen belegte sie die Plätze sieben (1997) und fünf (2001) bei den Weltmeisterschaften. Sonja Oberem stellte bei ihrem Sieg beim Hamburg-Marathon 2001 mit 2:26:13 Stunden ihre Bestzeit auf. 2017 hatte die belgische Golazo-Gruppe den Metro Düsseldorf-Marathon sowie den Kö-Lauf übernommen. Im Interview gibt Sonja Oberem Auskunft, wie sie zur Renndirektorin wurde und was ihre Ziele in dem Bereich für die nächsten Jahre sind.

Wie kam es dazu, dass Sie vor rund einem Jahr die Position des Race-Direktors von Jan Winschermann übernommen haben?

Sonja Oberem: Der Geschäftsführer von Golazo, Bob Verbeeck, hatte mich im vergangenen Jahr direkt angesprochen und mir die Position angeboten. Ich war zuvor aber bereits für die Organisation tätig, da ich damals für das Unternehmen Dammann gearbeitet habe und wir die Absperrungen für den Metro Marathon übernommen hatten. Ursprünglich bin ich über Jan Winschermann nach Düsseldorf gekommen.

Was hatten Sie nach Ihrer Karriere als Spitzensportlerin gemacht?

Nachdem ich 2004 meine Karriere beendet hatte, habe ich zunächst im Betrieb meiner Eltern, einem Holz-Großhandel, gearbeitet. Nach einiger Zeit begann ich damit, die Organisation des Triathlons in Düsseldorf zu unterstützen. Seit 2012 bin ich verantwortlich für diese Veranstaltung. Der Triathlon ist jetzt quasi mit mir zusammen zu Golazo gekommen.

Wie fällt Ihre Bilanz nach Ihrem ersten Metro Düsseldorf-Marathon aus?

Insgesamt sind wir ganz zufrieden. Der erstmals parallel veranstaltete Halbmarathon war ein Erfolg, die Zahlen sprechen für sich. Hier haben wir knapp 3.300 Läufer im Ziel registriert. Im Marathon sind es 2.500 Finisher. Das ist verglichen zum Vorjahr ein leichtes Minus mit rund 260 Athleten weniger im Ziel. Es gibt immer ein paar Kinderkrankheiten, aber die werden sich nicht wiederholen.

Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre bezogen auf den Breitensport. Mit welcher Entwicklung rechnen Sie beim Marathon und dem neuen Halbmarathon?

Wir bleiben bei dem Konzept, Marathon und Halbmarathon parallel anzubieten. Es gibt hier eine gute Resonanz. In Deutschland ist die Situation zurzeit ja so, dass die Teilnehmerzahlen bei den großen Marathonrennen eher stagnieren. Ich hoffe, dass wir die Zahlen hier in etwa halten können, obwohl es 2020 vielleicht noch mal einen Rückgang geben kann, da wir dann nicht mehr die Deutschen Meisterschaften ausrichten werden. Aber beim Halbmarathon geht sicherlich noch was, der wird sich entwickeln. Unser Ziel ist es, den Service zu verbessern und mehr Event-Charakter zu bieten. 2020 wollen wir auch wieder eine Messe anbieten, und es wird eine neue Webseite geben. Im Bereich Social Media waren wir in diesem Jahr schon sehr erfolgreich.

Bei einer Reihe von Rennen, die Golazo in den Niederlanden und in Deutschland übernommen hat, ist der Spitzensport nach entsprechenden Etat-Kürzungen ganz oder zu großen Teilen verschwunden. In Düsseldorf war der Metro Marathon zuletzt deutlich schwächer besetzt als in früheren Jahren. Wie planen Sie in diesem Bereich für die Zukunft?

Bei uns wird der Spitzensport nicht komplett wegbrechen. Aber ich kann noch keine Prognose abgeben, wie das Elitefeld im nächsten Jahr aussehen wird. Da schlagen natürlich zwei Herzen in meiner Brust. Liebend gerne hätte ich Weltklassezeiten im Bereich von 2:03 Stunden bei den Männern und 2:21 bei den Frauen in Düsseldorf. Aber wir werden uns derartige Läufer nicht leisten können. Wir sind nunmal nicht der Berlin- oder der Frankfurt-Marathon. Auch Zeiten von 2:06 oder 2:07 werden schwer zu erreichen sein. Man muss sich dann auch fragen, ob es sich lohnt, in die zweite oder dritte Reihe zu investieren. Bei der Überlegung spielen die aktuellen Dopingfälle in Kenia ebenfalls eine Rolle, die problematisch sind. Wir könnten auch auf zwei oder drei deutsche sowie einige europäische Läufer setzen.

Sie sind auch Deutschland-Chefin der Golazo-Gruppe. Werden Sie Einfluss auf die Rennen in Berlin nehmen? Der 25-km-Lauf von Berlin war einst eine Ikone unter den deutschen Laufveranstaltungen. Bei dem historischen Rennen wurden eine Reihe von Weltrekorden aufgestellt. Seitdem der Spitzensport-Etat gestrichen wurde, hat das Rennen nur noch lokale Bedeutung und auch mangels medialer Berichterstattung gingen die Teilnehmerzahlen deutlich zurück.

Wir tauschen uns mit den Berlinern aus, aber wir liegen natürlich räumlich weit auseinander. Ich will da nicht einfach reinreden. Ich denke, der Teilnehmerrückgang in diesem Jahr hat vielleicht mehr damit zu tun, dass es 2018 bei dem Rennen Probleme bei der Zeitnahme gab. Wir werden mal abwarten, wie sich das im nächsten Jahr entwickelt. Ob es dann dort vielleicht wieder ein Elitefeld gibt, werden wir diskutieren.