Ein Fersensporn ist oft die Ursache für Schmerzen unter dem Fuß
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Fußschmerzen
Das hilft bei Fersensporn und Plantarfasziitis

| Text: Tom Rottenberg | Video: Dr. Matthias Marquardt

Bei vielen Läuferinnen und Läufern treten irgendwann Schmerzen unter dem Fuß auf, für die ein Fersensporn die Ursache sein kann. Hier erfährst du, was du dagegen tun kannst. Mit Video!

Dass der medizinisch korrekte Ausdruck für die von dem Fersensporn verursachten Schmerzen Plantarfasziitis lautet, interessiert Personen, die nach oder während dem Laufen mit Schmerzen unter der Ferse zu kämpfen haben, vermutlich wenig – viel wichtiger sind da zwei Fragen: Wie entsteht der Schmerz – und wie wird man das Problem wieder los? Hier findest du Antworten auf deine Fragen rund um die Schmerzen unter dem Fuß.

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Was tun bei Fersensporn: Diagnose, Therapie und Tipps

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Die gute Nachricht vorneweg: Probleme mit dem Fersensporn sind lösbar. Beinahe 90 Prozent der Betroffenen werden die Schmerzen wieder los. Ohne Operation – durch Therapie und Training. Allerdings gilt: Je früher das Problem erkannt und je konsequenter es behandelt wird, umso kürzer ist der Heilungsprozess und umso nachhaltiger die Heilung.

Typisch Fersensporn: Anlaufschmerzen nach dem Aufstehen

Die meisten Menschen entdecken ihren Fersenporn eines Tages beim Aufwachen: Am Tag nach einem Lauf verspüren sie einen morgendlichen Anlaufschmerz unter der Ferse, der sich zunächst wieder verläuft. Tritt dieses Phänomen aber gehäuft auf, etwa nach oder gar während dem Training, ist es allerhöchste Zeit, professionellen Rat zu holen.

Der Arzt oder die Ärztin werden sich deinen Fuß, deine Laufschuhe, deine Lauftechnik aber auch dein Training genau ansehen, Ferse und Achillessehne einer Ultraschall-Untersuchung unterziehen – und dann entscheiden, was zu tun ist: Mit etwas Glück, genügt es, wenn du spezielle Einlagen in deinen Laufschuhen trägst.

Doch auch dann solltest du wissen, worum es beim Reizbegriff Fersensporn überhaupt geht. Fersenspornschmerzen, fachlich korrekt Plantarfasziitis genannt, äußern sich durch einen stechenden Schmerz unter dem Fersenbein. Meist nach, nicht während der Belastung. Grund dafür sind Überlastungen der Bänder und Sehnen im Fußlängsgewölbe. Sie alle setzen am oder unter dem Fersenbein an. Wird hier dauerhaft Zug ausgeübt, kann sich ein knöcherner Sporn bilden – der Fersensporn. Hier liegt auch der gefühlte Schmerzpunkt.

So verursacht ein Fersensporn Schmerzen unter dem Fuß
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Zu hohe Spannung in der kompletten hinteren Beinmuskulatur

Meist betreffen schmerzhafte Fersenspornprobleme Sportler und Sportlerinnen mit hohem Fußgewölbe. Das Problem entsteht durch zu große Spannung der Sehnen ebendort. Die Spannung überlastet den Sehnenansatz – und der entzündet sich. Das ist schmerzhaft. Um dem Problem zu Leibe zu rücken wird der Arzt nicht nur Ferse und Fußsohle, sondern die gesamte „Kette“ untersuchen: Fuß, Wade, Oberschenkel – bis hinauf zum Hüftgelenk: Deine Beweglichkeit und dein Laufen hängen ja nicht nur von einem dieser Elemente, sondern von dem Zusammenspiel aller ab.

Wenn die sogenannte „hintere Kette“, also Wadenmuskulatur, Oberschenkelrückseite und Gesäßmuskulatur, verkürzt ist, ist das oft sogar vor dem Auftreten akuter Schmerzen ein Indiz für Verspannungen in der Fußsohle. Die Überspannung, die „kurze Kette“, ist für Profis leicht erkennbar. Etwa wenn dein Fußgewölbe hohl ist und deine Zehen zu leichten Krallen eingerollt sind. Oder wenn der Arzt – wenn du in Bauchlage mit senkrecht nach oben gerichtetem Unterschenkel daliegst – deine Fußspitze nur schwer Richtung Boden biegen kann.

Drückt der Arzt nach diesen Tests punktgenau auf die richtige Stelle unter deiner Ferse, wirst du zumindest aufjaulen: Bingo! Leider. Der nächste Schritt lautet, das Ausmaß der Entzündung festzustellen – um dann die Gegenmaßnahmen einzuleiten. Zunächst werden mit Ultraschall Plantarfaszie und Achillessehne untersucht – eben weil alles zusammenhängt, der Körper in puncto Bewegung aus mehreren „Ketten“ besteht. Hast du unter der Ferse Beschwerden, übertragen die sich – so nicht rechtzeitig eingegriffen wird – auch auf die Achillessehne.

Gewebestrukturen und Laufstil müssen analysiert werden

Im Ultraschall ist meistens eine deutlich verdickte Plantarfaszie zu erkennen. Im fortgeschrittenen Stadium sind oft auch Blutgefäße von der entzündeten Sehne eingeschlossen. Je früher man dem Problem zu Leibe rückt, um so seltener wird der Arzt hier die Stirn in Falten legen – umso öfter wird auch die Achillessehne noch nicht in Mitleidenschaft gezogen sein.

Dennoch fehlen noch ein paar Untersuchungen. Der Arzt oder die Ärztin muss auch wissen, wie du läufst, wie du dich bewegst. Darum wird die Druckverteilung unter deiner Fußsohle gemessen und ausgewertet. Danach werden deine Gelenke und zentrale Punkte deiner Muskeln markiert und am Laufband per Videoaufzeichnung von hinten und der Seite abgefilmt. Mit und ohne Schuhe werden so deine Lauftechnik aber auch die Stabilität von Becken, Beinachse und Fußgelenk eruiert.

Doch bevor die Therapie, die Gegenmaßnahmen, eingeleitet werden, wird noch etwas kontrolliert: Die Sohle deiner Laufschuhe. Wo und wie die abgewetzt und abgerieben ist, verrät viel über deine Lauftechnik abseits des Laufbandes: Erst wenn all diese Mosaiksteine aneinandergefügt sind, wird das ein Bild.

Spezielle Einlegesohlen können helfen

Und daraus ergeben sich die notwendigen Maßnahmen. Wenn du Glück hast und das Problem früh erkannt wurde, genügt es, wenn deine Schuhe deinem Fuß mehr Unterstützung liefern. Speziell für dich angefertigte Einlagen verbessern dann das Zusammenspiel zwischen Fuß und Schuh. Die Sporteinlage stützt das Fußgewölbe, es muss die Last nicht mehr allein tragen. Die Stützelemente sorgen für eine Dauerdehnung der Fußsehne, weil der Druck von unten dem Fuß Arbeit abnimmt und Spannungen abbaut. Das wäre die Option „Kindergeburtstag“.


Nur reicht die Sporteinlage oft eben nicht aus. Hier führt die Bewegungsanalyse dann zur nächsten Maßnahme – und die klingt speziell für Läuferinnen und Läufer, die stolz auf einen „sauberen“ Laufstil sind, frustrierend: Wenn du gewohnt bist, so auf Mittel – und Vorfuß zu laufen, wie es viele Laufcoaches empfehlen. Die Meinung, dass Mittel- und Vorfußlaufen die Ferse schützt, weil man ja nicht mit auf dem Boden aufsetzt, ist weit verbreitet – und meist richtig. Meistens: Bei Fersenspornproblemen gilt das Gegenteil. Gerade die Federung, die Kette über den Ballen nach hinten, belastet die bereits angeschlagene, überlastete Struktur nochmal: Bei akuten Schmerzen ist korrektes Vorfußlaufen also kein Vorteil. „Man sollte in diesem Fall auch tatsächlich flach über die Ferse laufen“, erklärt unser Experte und Laufarzt Dr. Matthias Marquardt.

Vorfußlaufen verstärkt Plantarfasziitis oft

Solange, bis das Problem gelöst ist, rät der Autor der „Laufbibel“, sei es richtig, die „Landephase“ zu ändern und über die Ferse zu laufen. Natürlich nur, wenn der behandelnde Arzt nicht eine Laufpause verordnet. Denn um das akute Problem zu behandeln, werden auch andere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Stoßwellen an der Ferse sind eine bewährte Therapieform. Oft ergänzt durch Lasertherapie: Die Energiewellen dringen in die Tiefe des Gewebes ein und and aktivieren die Zellen.

Eventuell wird dir dein Arzt auch eine ACP-Therapie verschreiben. Also punktgenaue Eigenblut-Injektionen, die deutlich weniger Nebenwirkungen haben als die lange Zeit üblichen Cortisoninjektionen. Gegen akuten Schmerz helfen außerdem Kälteanwendungen, Tapeverbände entspannen die Muskulatur zusätzlich. Im Zusammenspiel aller Maßnahmen lassen sich meist recht schnell Behandlungserfolge erzielen.

Die Frage, die dir nun auf der Zunge brennt, ist klar: Wird es denn wirklich wieder gut? Die gute Nachricht: Mehr als 90 Prozent der Plantarfasziitis-Patienten werden wieder komplett beschwerdefrei. Je früher und je konsequenter eingeschritten wird, umso rascher und nachhaltiger wirkt die Hilfe.