Marathon mit Basketbällen: Bis die Hände bluten

Rekordversuch in Berlin
Marathon mit Basketbällen: Bis die Hände bluten

| Text: Natascha Marakovits | Foto: Sportograf

42,195 Kilometer durch Berlin zu laufen, ist für die meisten Herausforderung genug. Währenddessen die ganze Strecke zwei Basketbälle zu dribbeln, ist nahezu unvorstellbar. Nicht für Jordan Brickman. Beim Berlin-Marathon wollte er sich damit den Guinness World Records Titel holen. Wir waren mit ihm auf der Strecke.

42,195 Kilometer durch Berlin zu laufen, ist für die meisten Herausforderung genug. Aber die ganze Strecke zu rennen und dabei ständig zwei Basketbälle zu dribbeln, ist nahezu unvorstellbar. Nicht für Jordan Brickman. Beim Berlin-Marathon wollte er sich damit den Guinness World Records Titel holen. Wir waren mit ihm auf der Strecke.

Peng, peng, peng. Was knallt denn da auf den Boden? Läufer drehen sich verwundert um. Sie wollen sehen, was da von hinten lautstark auf sie zukommt. Und trauen ihren Augen kaum, als sie sehen was Jordan Brickman da macht. Mit zwei Basketbällen dribbelnd will er den Marathon schneller als 3:54:16 Stunden laufen. Und sich so sich den Guinness World Records Titel in dieser "Disziplin" holen. In Sydney hat es Jordan Brickman, der in San Francisco lebt, schon einmal versucht. Damals blieb er 20 Minuten über der Zeit. Beim Berlin-Marathon soll es nun klappen.

Der Countdown läuft. Jordan Brickman steht mit Tausenden anderen Teilnehmern erwartungsvoll in Startblock G und wartet, dass es endlich losgeht. Kurz vor zehn Uhr, genaugenommen um 9:50 Uhr, fällt schließlich der Startschuss und der vorletzte Startblock macht sich auf die 42,195 Kilometer lange Reise durch Berlin.

Das Starterfeld ist sehr dicht, doch bereits nach nicht einmal einem Kilometer kann sich Jordan wie auf einem Basketballfeld freilaufen und hat seinen Rhythmus gefunden. Peng, peng, peng. Einen Basketball dribbelt er mit der rechten, einen weiteren mit der linken Hand. Es ist eine koordinative Herausforderung, die es dabei zu bewältigen gilt: Die Bälle dribbeln, sich aber auch auf die Strecke konzentrieren und möglichen Hindernissen ausweichen.

„Wow, das ist Wahnsinn“, „Der Typ ist ja irre“ oder „Wie cool ist das denn“, sind die Reaktionen der anderen Teilnehmer, die dabei fast schon ehrfürchtig Platz machen für den Guinness World Records Rekordversuch des 28-Jährigen. Auf den breiten Straßen zieht sich das Teilnehmerfeld rasch auseinander. Jordan hat freie Bahn. Schwierig wird es nur in den Kurven. Und tatsächlich, schon ist es passiert: Jordan verliert einen Ball. Dieser kullert nach hinten. Die nachkommenden Läufer weichen gekonnt aus. Der geübte Basketballer reagiert blitzschnell, läuft die paar Schritte nach hinten und ist im nächsten Moment auch schon wieder auf Kurs. Peng, peng, peng. Weiter geht es.

Handys werden gezückt, es wird gefilmt und fotografiert. Dazu staunende Blicke und immer wieder ist ungläubig die Frage zu hören: „Machst du das die ganze Strecke?“ Jordan antwortet nicht, ist voll fokussiert. Heute soll es passieren. Der Weltrekord einen Marathon mit zwei Basketbällen dribbelnd zu laufen, soll auf der schnellsten Strecke der Welt geknackt werden.

Jordan beeindruckt auf der Strecke

Eine Zeit von 3:50 Stunden peilt er dafür an. Im besten Fall wolle er 3:30 Stunden laufen, hat er im Vorfeld gemeint. Doch bereits auf den ersten fünf Kilometern kann Jordan nicht annähernd die dafür erforderliche Pace laufen. Auch wenn es nicht die 3:30 Stunden werden, auf Kurs für den Weltrekord ist allemal.

Ein Raunen geht durch die Menge. Wieder ein Ballverlust. Dieses Mal durch eine Unebenheit am Boden. Die Teilnehmer ringsum reagieren jedes Mal blitzschnell, sodass es keinesfalls stört, dass jemand mit zwei Bällen auf der Strecke ist. Ganz im Gegenteil. Es scheint so, als ob Jordan sogar eine willkommene Unterhaltung für die anderen ist. Manche ziehen das Tempo an, als er vorbeikommt und hängen sich an ihn ran, andere finden es einfach lustig, beklatschen oder motivieren ihn durch Zurufe.

Nach fünf Kilometern kommt die erste richtig große Hürde: die Verpflegungsstation mit Wasser. Jordan will links vorbei, doch alle rennen zu den Tischen mit den Bechern. Er muss Haken schlagen und kann sich letztendlich gekonnt durchschlängeln. Geschafft. Die beiden Bälle sind noch da. Weiter geht es.

Doch dann setzt der Regen ein. Die Bälle werden nass, schwer und schmutzig. Für Jordan wird es immer schwerer. Der Kraftaufwand für jedes Dribbling wird immer größ. Nässe und Schmutz greifen die empfindliche Haut der Handinnenflächen an. Irgendwann fangen beide Hände an zu bluten. Aber Aufgeben ist keine Option. Er zieht es durchgezogen und läuft die ganze Strecke dribbelnd mit den beiden Basketbällen gelaufen, doch bei diesem Wetter benötigt er am Ende 5:14:18 Stunden

Die Enttäuschung war natürlich groß. Lena Kuhlmann, Rekordrichterin der Guinness World Records, gibt sich nach dem Rennen dennoch beeindruckt: „Jordans Leistung ist einzigartig, auch wenn der bestehende Guinness World Records Titel nicht unterboten wurde. Wir drücken ihm die Daumen, dass es im kommenden Jahr besser läuft und er mehr Glück mit dem Wetter hat.“

Jordan Brickman war übrigens nicht der Einzige, der sich beim Berlin Marathon einen Guinness World Records Rekordtitel holen wollte. Im großen Feld der über 46.000 gemeldeten Läuferinnen und Läufern sowie bei den Inlineskatern gab es gleich 15 Anwärter. Zehn davon haben es tatsächlich geschafft und konnten sich den Titel holen. Unter anderem dabei war Mark Kugel aus Lindau, der in 4:12:11 Stunden den schnellsten je gelaufenen Marathon als Rakete verkleidet lief. Oder Daniel Trienens aus Frankfurt, der mit 25 T-Shirts bekleidet die 42,195 Kilometer auf sich nahm und sich in einer Zeit von 4:45:09 den Guinness World Records Titel holte.