Der Tempo Next% von Nike
Ein Schuh, mit dem Lebensträume wahr werden sollen

| Text: Christian Ermert/Anja Herrlitz | Fotos: Nike, Norbert Wilhelmi

Er ist von den schnellsten Schuhen inspiriert. Aber der neue Nike Air Zoom Tempo Next% ist nicht für den Wettkampf konstruiert. Wir haben mit Gesa Krause über ihren neuen Trainingsschuh gesprochen.

Ein Trainingsschuh mit den Vorteilen eines Wettkampfschuhs, aber ohne den Nachteil einer hohen Muskelbelastung – das ist der neue Nike Air Zoom Tempo Next%. Mit ihm sollen Läufer noch effizienter und schneller laufen – für eine noch bessere Wettkampfvorbereitung. Wir haben den Schuh schon getestet und uns mit der deutschen Top-Läuferin Gesa Krause über ihn unterhalten. Hier liest du, was wir vom Nike Air Zoom Tempo Next% halten – und wie er Gesa Krause bei der wegen Corona um ein Jahr verlängerten Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio helfen kann.

Gesa Krause über ihren neuen Schuh und ihre neue Lust am Laufen

Eigentlich sollten die schnellsten Läufer der Welt in diesem Jahr mit Schuhen wie dem Air Zoom Alphafly Next% von Nike in Tokio um olympische Medaillen laufen. Daraus wurde nichts. Corona hat die Welt verändert. Olympia ins Jahr 2021 verlegt. Für die besten Athleten der Welt bedeutet das: Ein weiteres Jahr Training für das Ereignis, bei dem sie sich ihren Lebenstraum von Olympia erfüllen wollen. Für einen Sportartikelhersteller wie Nike heißt das aber auch: Eine weitere Möglichkeit, den Athleten Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, mit der sie ihr Training ein weiteres Jahr lang optimieren können.

Dass es keine leichte Aufgabe ist, aus vier Jahren Olympiavorbereitung fünf zu machen, verdeutlicht das Beispiel von Gesa Krause vom Silvesterlauf Trier e.V. Nach ihrem vorzeitigen Ausstieg aus dem 3.000-m-Hindernisrennen bei den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften im August in Braunschweig hat sich die WM-Dritte von Doha 2019 erstmal eine Auszeit begönnt, ist nach Griechenland und Italien gereist und hat die Laufschuhe nicht angefasst. „Ich habe mich natürlich bewegt, bin gewandert und habe Kraft- und Stabilisationstraining gemacht“, sagt die fünfmalige deutsche „Läuferin des Jahres“, die in den vergangenen beiden Jahren alles dem großen Ziel Olympia 2020 untergeordnet hatte.

„Nach zwei Jahren ohne längere Pause musste ich mal raus, um Kraft für ein weiteres vorolympisches Jahr zu schöpfen. Tokio ist und bleibt ein Lebensziel für mich. Dort will ich mich in meiner besten Form präsentieren“, sagt die 28-Jährige. Und es scheint funktioniert zu haben. „Seit ich wieder daheim bin, habe ich richtig Lust rauszugehen und zu laufen. Ich bin bereit für das harte Training, das bis Tokio auf mich wartet.“

Ein Trainingsschuh für höhere Geschwindigkeiten: Der Air Zoom Tempo Next% von Nike

Dabei helfen Gesa Krause auch die neuen Laufschuhe, die nach der Rückkehr aus dem Urlaub bereits auf sie warteten. Ihr Ausrüster Nike hat in diesen Tagen mit dem Air Zoom Tempo Next% einen Schuh auf den Markt gebracht, der für Läufer entwickelt wurde, die auch im Training gern mal in höherem Tempo unterwegs sind. Die Inspiration für den Air Zoom Tempo Next% kam vom derzeit wohl schnellsten Laufschuh der Welt: Dem Nike Air Zoom Alphafly Next% – dem Wettkampfschuh der Marathon-Weltrekordler Eliud Kipchoge und Brigid Kosgei aus Kenia.

Der ist für schnelle Halbmarathon- und Marathonrennen derzeit erste Wahl für Weltklasseathleten, mit ihm sollte eigentlich schon 2020 in Tokio die Medaillen gewonnen werden, aber: er ist eben der Schuh für den Wettkampf, der nicht fürs tägliche Training entwickelt wurde. „Wenn man den Alphafly in jeder Trainingseinheit tragen würde, hätte man schnell schmerzende Muskeln“, erklärt Carrie Dimoff, Laufschuh-Entwicklerin bei Nike. Deswegen hat sie mit ihrem Team einen Schuh entwickelt, den sowohl Top-Athleten als auch Hobbyläufer im Training tragen können und der ihnen hilft, effizienter zu laufen, sich auf Wettkämpfe vorzubereiten und schneller zu werden. Oder anders gesagt: Nikes Air Zoom Tempo Next% soll Läufer besser machen.

Deswegen behielten die Nike-Entwickler einige Merkmale des Alphafly Next% bei: Der Tempo Next% verfügt wie der Alphafly über die Zoom Air-Pods im Vorfußbereich, die für eine besonders hohe Energierückgabe und große Reaktionsfreudigkeit sorgen. Beim Laufen in dem neuen Modell machen sie sich durch ein einzigartiges Bounce-Gefühl bei jedem Schritt bemerkbar. Hinzu kommt der vom Alphafly vertraute Zoom X-Schaum. Diesen kombinierten die Nike-Designer im Fersenbereich beim Tempo Next% allerdings mit dem React-Material für eine größere Dämpfung beim Aufprall.

Wie im Alphafly Next% ist auch in der Mittelsohle des Tempo Next% eine steife Platte verbaut. Diese besteht allerdings aus Kunststoff statt Carbon – das macht die Platte weicher, sie wirkt zudem weniger stark antreibend als das Carbon, das im Alphafly Next% zum Einsatz kommt. So ist der Tempo Next% im Abrollverhalten geschmeidiger und weniger aggressiv als der Alphafly – und das ist ja genau das, was man im Training braucht. Zudem erhielt der Schuh eine beständigere Außensohle für mehr Langlebigkeit und ein sichereres Gefühl beim Laufen. Das Flyknit-Obermaterial des Tempo Next% gibt sicheren, atmungsaktiven Halt, das Schnürsystem unterstützt die natürlichen Bewegungen beim Laufen.

In Kenia trainiert Eliud Kipchoge schon mit dem Tempo Next%

„Letztlich haben wir die Vorteile des Alphaflys übernommen, aber die Elemente etwas abgeschwächt, die für Muskelprobleme sorgen könnten“, meint Dimoff. Auch Eliud Kipchoge hat den Schuh bereits getestet. Bis zu 220 Kilometer läuft der Mann, dem vergangenes Jahr als erstem ein Marathon unter zwei Stunden gelang, pro Woche, meist auf kenianischen Sand- und Schotterpisten, denn das ist angenehmer und schonender für die Muskeln als das Laufen auf Asphalt.

Während der Corona-Pandemie musste er aber öfter auf Asphalt ausweichen. „Mit dem Tempo Next% fühlt sich das Laufen auf Asphalt fast so an, als wären es Sand- und Schotterpisten“, berichtet er. Trotzdem ist der Tempo Next% nicht nur ein Schuh für Profis oder solche, die besonders schnell und hart trainieren. In unserem Video (auf englisch) kannst du dir anschauen, wie der Schuh entwickelt wurde und was Eliud Kipchoge dazu beigetragen hat.

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Das Urteil der laufen.de-Tester: „Das federnde Laufgefühl ist einfach motivierend“

Die Tester von laufen.de tragen ihn auch gern beim Lauf nach einem langen Tag im Büro. „Wenn man müde ist, fühlt es sich durch den Bounce-Effekt so an, als würde er mir mehr Energie als andere Schuh zurückgeben“, sagt einer der Tester. „Und das federnde Laufgefühl ist einfach motivierend“, fügt ein anderer an. Allerdings muss man schon ein gewisses Tempo erreichen, um diese Effekte voll zu spüren. Richtig ausnutzen kann man das, wenn man weniger als fünf Minuten pro Kilometer benötigt.

Auch bei Gesa Krause war es Liebe auf den ersten Blick, nachdem sie die ersten Läufe im Tempo Next% ihres Ausrüsters absolviert hatte. Ihre Wettkämpfe bestreitet sie zwar in Spikes auf der Kunststoffbahn, im Training trägt sie aber auch auf der Bahn häufig Straßenlaufschuhe statt der nagelbewehrten Rennschuhe. „Das ist besser für meine Füße“, sagt die Läuferin, die den deutschen Rekord über 3000 Meter Hindernis hält.

Bisher kam dabei mit dem Vaporfly Next% von Nike ein Schuh zum Einsatz, mit dem seit 2017 jede Menge große Straßenläufe gewonnen wurden. „Der Tempo Next% ist jetzt eine gute Alternative für längere Tempoläufe oder Dauerläufe. Er bietet mir eine sehr gute Dämpfung. Ich bin einfach sehr dankbar, dass ich mich darauf verlassen kann, dass die Nike-Schuhe, die ich anziehe, mich schnell machen – für einen Wettkampf oder ein Training, auf der Bahn oder der Straße“, schwärmt Gesa Krause, die für die Zeit nach Olympia in Tokio eine Karriere als Straßenläuferin nicht ausschließt. „Mein Herz schlägt voll fürs Hindernislaufen“, sagt sie, „es macht mir aber Spaß, die Möglichkeit zu haben, auf den Strecken von 1500 Metern auf der Bahn bis hin zum Halbmarathon auf der Straße an den Start zu gehen zu können.“

Als Tempo Next% FlyEase auch mit vereinfachter Schnürung erhältlich

Der Nike Air Zoom Tempo Next% ist ab sofort für 200 Euro erhältlich. Demnächst wird es ihn auch als Tempo Next% FlyEase erhältlich sein. Die Funktionalität und Materialien sind die gleichen wie beim Tempo Next%. Der Unterschied liegt im Schnürsystem und Einstieg. Der Tempo Next% FlyEase hat einen flexiblen Ferseneinstieg, der das An- und Ausziehen erleichtert, was auch Läufern mit besonderen Bedürfnissen entgegenkommt. An- und Ausziehen sind ohne den Einsatz von Händen möglich. Die Schnürung kann mit einer Hand festgezogen und gelöst werden.