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Olympische Spiele
Eliud Kipchoge gewinnt zweites Marathon-Gold - Ringer und Petros in den Top 30

| von Jörg Wenig

Als dritter Läufer nach Abebe Bikila und Waldemar Cierpinski hat es Eliud Kipchoge geschafft, zweimal hintereinander Olympiagold im Marathon zu gewinnen. Zwei Deutsche liefen in die Top 30.

Der beste Marathonläufer der Sportgeschichte hat bei den Olympischen Spielen in Japan seinen legendären Status ein weiteres Mal eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Eliud Kipchoge war in Sapporo eine Klasse für sich und dominierte das Rennen fast nach Belieben. Der Kenianer gewann mit großem Vorsprung in 2:08:38 Stunden. Zum zweiten Mal in Folge wurde Eliud Kipchoge Marathon-Olympiasieger. Nur zwei andere Läufer haben dies vor ihm in der 125-jährigen olympischen Marathon-Geschichte geschafft: Der Äthiopier Abebe Bikila triumphierte 1960 und 1964, Waldemar Cierpinski wurde im Trikot der DDR 1976 und 1980 Olympiasieger.

Der 36-jährige Eliud Kipchoge ist nicht nur Olympiasieger sondern stellte 2018 in Berlin auch den aktuellen Weltrekord von 2:01:39 Stunden auf. Zudem durchbrach der Kenianer bei einem nicht rekordkonformen Rennen in Wien 2019 die Zwei-Stunden-Barriere im Marathon mit einer Zeit von 1:59:40,2. Da bereits in drei Jahren wieder Olympische Spiele stattfinden, ist nicht auszuschließen, dass Eliud Kipchoge in Paris noch ein drittes Marathon-Gold anstreben könnte.

Hinter dem Kenianer gewannen überraschend der Holländer Abdi Nageeye und der Belgier Bashir Abdi in 2:09:58 beziehungsweise 2:10:00 die Silber- und Bronzemedaillen. Sie überholten auf den letzten Metern den Kenianer Lawrence Cherono, der als Vierter 2:10:02 lief. Dabei trieb Nageeye seinen zeitweiligen Trainingspartner Abdi mehrmals an und zog ihn förmlich auf Platz drei.

Richard Ringer auf Rang 26 der beste Deutsche in Sapporo

Bei feucht-heißen Wetterbedingungen mit Temperaturen von bis zu 30 Grad Celsius zeigten die deutschen Läufer gemessen an ihrem Leistungsstand gute Leistungen: Richard Ringer (LC Rehlingen) belegte Rang 26 in 2:16:08 Stunden. Er hatte frühzeitig den Kontakt zur großen Führungsgruppe verloren, konnte aber im letzten Teil des Rennens noch etliche Plätze gut machen.

„Das Rennen verlief, wie ich es erwartet habe, und ich habe meine Ziele auch gut erreicht“, sagte er, „was die Kühlung betrifft, bin ich den Gehern sehr dankbar, dass sie mich etwas aufgeklärt haben. Das hat extrem viel ausgemacht. Es ist sehr viel passiert auf der Strecke, mal eine Flasche nicht gekriegt, mal fast gestürzt, mein Hemd wurde fast zerrissen, als ich beim Sturz mit runtergezogen wurde. Es hat sich angefühlt wie sieben Katzenleben – ich habe immer wieder eine neue Luft bekommen.“

Amanal Petros lief gut 25 Kilometer in der Spitzengruppe

Dabei überholte Richard Ringer auch Amanal Petros (TV Wattenscheid), der gut 25 Kilometer lang mutig in der Spitzengruppe gelaufen war. Er erreichte schließlich Platz 30 mit 2:16:33 und erklärte: „Ich habe mich anfangs sehr gut gefühlt, so ungefähr bis Kilometer 32, 33. Danach ist mein Oberschenkel fest geworden, sodass ich nicht mehr so gut laufen konnte und mein Schritt jeden Kilometer kürzer geworden ist. Es gab viele Kurven, wir mussten viel Wasser trinken und über uns kippen, da ist man dann auch viel gerutscht. Es war nicht leicht und die Hitze war brutal hart.“

Hendrik Pfeiffer auf Rang 50 hochzufrieden

Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) lief von Beginn an etwas weiter hinten im Feld, machte aber dann im letzten Drittel noch viele Plätze gut und kam als 50. nach 2:20:43 ins Ziel. 30 Läufer von 106 Startern gaben das Rennen auf. „Ich bin super stolz, hier so angekommen zu sein. Im Vergleich zur Vorleistung habe ich noch mal 25 Plätze gutgemacht und absolut mein Ziel erreicht“, sagte ein hochzufriedener Hendrik Pfeiffer hinterher, „es war ein riesen Erfolg, überhaupt hierhin gekommen zu sein und die Rückschlagsserie verarbeitet zu haben. Es ging ja schon los 2016 mit EM, Olympia, 2018 EM, 2020 EM – immer qualifiziert, immer ist irgendwas dazwischengekommen, Verletzung oder Corona. Jetzt hat sich dieser Kreis endlich geschlossen, da bin ich sehr, sehr stolz drauf. Ich freue mich auch über das super Team-Ergebnis, ich denke, alle drei Deutschen haben sich super verkauft. Wir haben hier viele Erfahrungen mit der Hitze gesammelt, wie man da durchkommt und damit arbeitet, das hat auch gut funktioniert.“

Für Eliud Kipchoge war Olympia ein Signal auf dem Weg aus der Corona-Pandemie

„No Human is Limited“ - diesen Slogan, den Eliud Kipchoge im Vorfeld seines Wiener Rennens vor zwei Jahren geprägt hatte, veröffentlichte der Kenianer am Tag des Olympia-Marathons auf seiner Instagram-Seite. So souverän wie er im Wiener Prater die Zwei-Stunden-Barriere durchbrochen hatte, lief er nun in Sapporo zum erneuten Olympia-Gold.

Nichts konnte Eliud Kipchoge aus der Ruhe bringen oder gar gefährden. Zweimal verpasste er in der Anfangsphase seine Flasche an der Verpflegungsstation. Nachdem er an der Spitze einer großen Führungsgruppe die Halbmarathonmarke nach 65:15 Minuten passiert hatte, ging er noch ein drittes Mal am Verpflegungsstand leer aus. Doch Eliud Kipchoge schien das alles kalt zu lassen in der Hitze. Er griff statt dessen nach Wasserflaschen und forcierte das Tempo an der Spitze. Dies hatte zur Folge, dass sich die Spitzengruppe schnell verkleinerte.

Bei Kilometer 30 (1:32:31) waren noch neun Läufer hinter Eliud Kipchoge, gut zwei Kilometer später hatte der Olympiasieger bereits einen Vorsprung von rund 50 Metern. Den 5-km-Abschnitt zur 35-km-Marke lief Eliud Kipchoge in 14:28 Minuten. Dieses Tempo wäre gut für eine Marathonzeit von rund 2:02 Stunden. Kein Wunder, dass Eliud Kipchoge bald allein auf weiter Flur war. Der Kenianer hat ein Leistungsniveau, an das bisher kein anderer Läufer herankommt. Während er zum nächsten großen Sieg lief und dabei mit 2:08:38 fast genau die selbe Zeit lief wie bei ähnlichen Bedingungen bei Olympia in Rio 2016 (2:08:44), gaben etliche Weltklasseläufer das Rennen auf. Dazu gehörten der Weltmeister Lelisa Desisa, seine äthiopischen Landsleute Sisay Lemma und Shura Kitata, Stephen Kiprotich (Uganda), der Olympiasieger von 2012, sowie der Schweizer Tadesse Abraham und der Brite Callum Hawkins.

„Das war für alle ein sehr hartes Rennen. Ich danke allen, die diese Olympischen Spiele möglich gemacht haben“, sagte Eliud Kipchoge, der sich auch bei den Zuschauern bedankte. Viele tausend Japaner ließen es sich nicht nehmen, diesen Höhepunkt ihrer Spiele live am Straßenrand zu verfolgen. „Das die Olympischen Spiele hier stattgefunden haben, bedeutet viel für die ganze Welt. Es zeigt, dass wir alle auf dem richtigen Weg sind, heraus aus der Corona-Pandemie“, sagte Eliud Kipchoge.