Gesa Krause nach Erfolgsjahr mit neuen Zielen: „Irgendwann unter 9:10 Minuten“

| Martin Neumann I Foto: Imago
Für Gesa Krause ist die Saison vor 44.500 Fans beim ISTAF zu Ende gegangen. Neue Ziele hat sich die Olympia-Sechste trotz aller Erfolge längst gesetzt.

Für Gesa Krause ist die Olympia-Saison vor der Traumkulisse von 44.500 Zuschauern zu Ende gegangen. Beim 75. Berliner ISTAF verabschiedete sich die Europameisterin über 3000 Meter Hindernis am Samstagabend mit Rang zwei in den verdienten Urlaub. Neue Ziele hat sich die Olympia-Sechste trotz aller Erfolge längst gesetzt.

Der letzte Rennkilometer des Jahres wurde noch einmal so richtig hart für Gesa Felicitas Krause. 44.500 Zuschauer im Berliner Olympiastadion peitschten die Frankfurterin am Samstagabend beim 75. ISTAF über 3000 Meter Hindernis zwar lautstark nach vorn. Doch die zierliche Europameisterin konnte den Rückstand auf die gerade 18 Jahre alte Siegerin Celliphine Chepsol (Kenia; 9:25,49 min) nicht mehr wett machen. Die deutsche Rekordlerin lief als Zweite nach 9:30,95 Minuten ins Ziel. „Die letzten Runden waren kraftlos. Ich habe die lange Saison gespürt“, sagte die 24-Jährige. Über eine neue Bestzeit jubelte Jana Sussmann. Die Hamburgerin lief als Fünfte zum Saisonende 9:41,05 Minuten.

Nach dem ISTAF geht’s für Deutschlands erfolgreichste Läuferin in den wohlverdienten Urlaub. Drei Wochen USA stehen für Gesa Krause auf dem Programm. Sport will sie dort zwar auch treiben, doch die Laufschuhe sollen zu Hause bleiben. Abschalten vom Hochleistungssport und einer langen Saison ist angesagt. Deutsche Meisterin, Europameisterin, Olympia-Sechste mit deutschem Rekord (9:18,41 min) lautet die beachtliche Bilanz der Hessin. „Ich habe fast alle meine Ziele erreicht“, sagte Gesa Krause beim ISTAF. Die Nachfrage, welche Ziele sie denn nicht erreicht hätte, ließ nicht lange auf sich warten. Und die Antwort war ehrlich: „Mit meiner Zeit bin ich nicht wirklich zufrieden. Es stecken noch ein paar Sekunden in mir. Ich traue mir zu, unter 9:10 Minuten zu laufen.“

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Gesa Krause staunt über Fabel-Weltrekord

Exakt in diesem Zeitbereich werden die internationalen Medaillen vergeben. Wie Mitte August bei den Olympischen Spielen in Rio. Gesa Krause lief mit ihrem deutschen Rekord auf Rang sechs. Bronze ging mit 9:07,63 Minuten an die US-Amerikanerin Emma Coburn. Olympiasiegerin Ruth Jebet (Bahrain) hatte nach 1000 Metern mit einem Antritt das Feld gesprengt und lief in 8:59,75 Minuten souverän zu Gold. Gesa Krause ging die Tempoverschärfung nicht mit, sondern lief in einer zweiten Gruppe. „Manchmal wird man für ein bisschen mehr Mut belohnt. Aber der innere Instinkt hat gesagt: Es geht heute einfach nicht“, schaute sie beim ISTAF aufs Olympia-Finale von Rio zurück. Man merkt: Aus dem Lauf-Talent Gesa Krause ist längst eine erfahrene, taktisch kluge Läuferin geworden, die ihre Tagesform ganz genau einschätzen kann.

Zwei Wochen später steigerte die gebürtige Kenianerin den Weltrekord in Paris um gleich sechs Sekunden auf 8:52,78 Minuten. Wenn sie gewollt hätte, wäre für Jebet auch in Rio der Weltrekord möglich gewesen. Doch bei den Olympischen Spielen gibt’s kein Rekordbonus, anders als beim Diamond League-Meeting kurz darauf. Bleibt die Olympiasiegerin gesund, dürfte sie in Zukunft die Hindernisstrecke dominieren. „Mir war klar, dass der Weltrekord gebrochen werden würde. Aber mit einer solchen Zeit hatte ich nicht gerechnet“, sagte die Europameisterin zum Sensationsrennen der Konkurrentin.

Wie es sich anfühlt, bei einer großen Meisterschaft auf dem Podium zu stehen, hat Gesa Krause vergangenes Jahr in Peking erlebt. Sensationell stürmte sie zu WM-Bronze und kämpfte bis zum letzten Meter sogar um die Goldmedaille. Die nächste Chance gibt ‘s kommenden August bei den Weltmeisterschaften in London. An das Olympiastadion von 2012 hat die Sportsoldatin beste Erinnerungen. Mit 9:23,52 Minuten wurde sie damals mit gerade einmal 20 Jahren Olympia-Siebte. Klar spielen auch schon wieder die nächsten Olympischen Spiele eine Rolle bei der Zukunftsplanung. „Zwei Olympia-Starts sind noch realistisch“, blickte Gesa Krause nach dem Saisonende beim ISTAF schon wieder voraus Richtung 2020 und 2024. Und sie weiß: Bei den meisten Rennen wird sie frischer und schneller sein als am Samstagabend im Berliner Olympiastadion.

Alle Infos und Ergebnisse vom 75. ISTAF findest du hier!