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Hallen-Leichtathletik in Lievin
Gudaf Tsegay stürmt vor leeren Rängen zum Weltrekord

| von Jörg Wenig

Gudaf Tsegay (Äthiopien) verbessert den 1500-Meter-Weltrekord der Frauen auf 3:53,09. Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) läuft in 3:31,80 Minuten Europarekord. Und Gesa Krause wird Zehnte über 3000 Meter.

Eine ganze Reihe von absoluten Weltklassezeiten gab es beim bisher hochklassigsten Leichtathletik-Hallenmeeting des Winters im französischen Liévin. Für den Höhepunkt sorgte am Dienstagabend die Äthiopierin Gudaf Tsegay, die in 3:53,09 Minuten zum 1.500-m-Weltrekord stürmte. Einen Europarekord lief über diese Distanz der Norweger Jakob Ingebrigtsen, der das Rennen überlegen in 3:31,80 gewann.

Die 24-jährige Gudaf Tsegay, die 2019 bei den Weltmeisterschaften über 1.500 m bereits die Bronzemedaille gewonnen hatte, ließ alle Konkurrentinnen, darunter die starke Britin Laura Muir, weit hinter sich und unterbot die bisherige Bestzeit um gut zwei Sekunden. Ihre Landsfrau Genzebe Dibaba war 2014 in Karlsruhe 3:55,17 Minuten gelaufen. „Das ist das Resultat meines Trainings, das vollkommen auf dieses Rennen abgestellt war“, sagte Gudaf Tsegay zu ihrer Zeit von 3:53,09. Hinter der Äthiopierin lief Laura Muir als Zweite einen britischen Landesrekord von 3:59,58.

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Jakob Ingebrigtsen verbessert den 22 Jahre alten Europarekord über 1500 Meter

Der erst 20-jährige 1.500- und 5.000-m-Europameister Jakob Ingebrigtsen zeigte einmal mehr, dass zumindest in Europa kein Weg an ihm vorbei führt. Rund 600 Meter vor dem Ziel setzte sich der Norweger vom Feld ab und gewann das 1.500-m-Rennen mit einem Europarekord von 3:31,81 Minuten. Damit verbesserte er die 22 Jahre alte Bestzeit des Spaniers Andrés Manuel Diaz, der 1999 eine Zeit von 3:33,32 erreicht hatte, deutlich. Jakob Ingebrigtsen, der einen Vorsprung von gut fünf Sekunden auf den Polen Marcin Lewandowski (3:36,83) hatte, wurde in Liévin zum fünftschnellsten Läufer aller Zeiten in der Halle. Der Weltrekord des Äthiopiers Samuel Tefera steht bei 3:31,04. „Es war mein erstes Rennen in dieser Saison und es lief wirklich gut und leicht. Ich weiß noch nicht, wo ich eventuell noch starte in der Halle, denn es geht jetzt hauptsächlich darum, für die Olympischen Spiele zu trainieren“, sagte Jakob Ingebrigtsen.

Gesa Krause kommt über 3000 Meter als Zehnte ins Ziel

Ein anderer sehr alter Rekord wäre um ein Haar auch noch gefallen: Der Äthiopier Getnet Wale, der eigentlich ein 3.000-m-Hindernisläufer ist, gewann das 3.000-m-Rennen in 7:24,98 Minuten. Damit wurde der erst 20-Jährige zum zweitschnellsten Läufer in der Halle aller Zeiten. Zum Weltrekord des Kenianers Daniel Komen, der 1998 2:24,90 gelaufen war, fehlte weniger als eine Zehntelsekunde. Die nächstplatzierten Äthiopier liefen in Liévin auch noch Weltklassezeiten: Selemon Barega wurde Zweiter in 7:26,10 Minuten, gefolgt von Lamecha Girma (7:27,98) und Berihu Aregawi (7:29,24).

Eine Überraschung gab es im 3.000-m-Rennen der Frauen. Hier setzte sich die Äthiopierin Lemlem Hailu mit einer Jahresweltbestzeit von 8:32,55 Minuten vor der favorisierten Sifan Hassan (Niederlande/8:33,62) durch. Dritte wurde die kenianische Weltrekordlerin über 3.000 m Hindernis, Beatrice Chepkoech, in 8:34,21. Keine Chance hatte in diesem Top-Feld die deutsche Weltklasse-Hindernisläuferin Gesa Krause (Silvesterlauf Trier). Sie belegte Rang zehn mit 8:55,25 Minuten.