© Jessi Berendes

Inov-8 Descent Race+ 2021
Die legendäre Streif am Hahnenkamm in Kitzbühel fest in Läuferhand

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Das innovative Laufrennen kehrte am ersten Oktober-Samstag zum vierten mal nach Kitzbühel zurück. Läufer aus sieben Nationen versuchten die extrem steile österreichische Skipiste zu bändigen.

Das inov-8 Descent+ Race über die wohl legendärste, alpine Rennstrecke der Welt, kehrte am 2. Oktober 2021 mit einem aufregenden neuen Uphill-Twist nach Kitzbühel zurück. Mit einem wahnsinnig steilen Gefälle von 80 Prozent gilt die bekannte Streif am Hahnenkamm in Österreich als eine der schwierigsten Abfahrten der Welt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Veranstaltung nahmen Läufer in Zweierteams teil und um ihr Können auf der steilen Skipiste unter Beweis zustellten, wobei ein Läufer den Berg hinunter musste, bevor sein Partner ihn wieder hinauflief!

Die von den Abfahrtsläufern errungenen Zeiten ermittelten, wann ihre Teamkollegen zum Verfolgungsstart aufbrechen konnten (Gundersen Methode). Mit jeder gewonnenen Sekunde verschafften sie ihren Teamkollegen einen Vorsprung im Kampf zur Ziellinie, hoch oben am Hahnenkamm. Das neu umgebaute Starthaus am berühmten Hahnenkamms war ein spektakulärer Startplatz für die Läufer, die von dort auf die anspruchsvolle Downhill-Strecke springen mussten. Das zur Sicherheit vorgesehene Seil beruhigte die Nerven wenig.

Das sagt der Organisator Georg Überall, Outdoor-Sporthändler aus Kitzbühel: „Als inov-8 mir mitteilte, dass sie ein extremes Rennen veranstalten wollten, bei dem das Gelände den Athleten das Leben schwer machen würde, wusste ich sofort, dass die Antwort in meinen heimischen Bergen lag. Die Streif am Hahnenkamm ist nicht zufällig zum legendärsten Ski Abfahrtsrennen geworden. Das Descent Race wächst seit vier Jahren und wir scheuen keine Vergleiche: Dieses Rennen ist einzigartig in der Welt des Rennsports und wird es auch bleiben. Wer es einmal probiert hat, wird diese Erfahrung nicht mehr vergessen.“

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Hinunter sausen und nach oben kraxeln

27 Teams traten bei der diesjährigen Ausgabe an, bei der jeweils zwei Teamkollegen die 350m lange Strecke mit 110m Höhenunterschied jeweils in die entgegengesetzte Richtung liefen. Es gab drei Kategorien: Gemischte, männliche und weibliche Paarungen. Die Teams mussten für sich entscheiden, wer bergab oder bergauf stärker ist. Die Downhill-Strecke bevorzugten die Mutigen, während der Uphill perfekte Tempo-Einteilung und viel Kraft erforderte.
Todesmutige Läufer beeindruckten, als sie den steilen, zerfurchten Kurs hinuntersausten und währenddessen Skitore navigierten, die die Herausforderung noch verstärkten. Im zweiten Durchgang hatten die Uphill-Läufer alles zu verlieren oder zu gewinnen: Auf dem unerbittlichen Anstieg zurück zum Ziel kämpften sie um jeden Meter Vorsprung, während ihre sauerstoffarmen Beine mit jedem Schritt schwerer wurden.

Das sind die Siegerinnen und Sieger

Das schnellste Mixed-Team waren die vorherige Damen-Siegerin Lisa Kröll und der Lokalmatador Markus Kröll, ehemaliger Trailrunning-Weltmeister der Junior Kategorie und dreimaliger Österreichischer Meister. Mit insgesamt 5:44 Minuten schlug das Paar seine Verfolger um 24 Sekunden. Lisas Zeit von 1:22 Minuten sicherte ihr auch die Trophäe für die schnellste Damen-Abfahrtszeit des Tages, während Markus die berühmte Piste in 4:21 Minuten hinauf raste.
Die beiden schnellsten Damen waren Maria Magadalena Überall (bergab – 2:08 Minuten) und Elisabeth Pali (bergauf – 5:00 Minuten). Im Interview verrieten sie ihre Strategie: „Vollgas runter und rauf!“
Bei den Herren gewannen Roland Döttlinger und Florian Heuberger das Rennen in einer Gesamtzeit von 4:58 Minuten. In einer beeindruckenden Leistung von Kraft und Entschlossenheit setzte Florian Heuberger die schnellste Anstiegszeit von 3:38 Minuten.
Der schnellste Downhiller des Tages war Fabian Schrama aus Österreich mit einer beeindruckenden Zeit von 1:03 Minuten.
Als Preis erhielten die Siegerinnen und Sieger die begehrten Trophäen aus einem lokalem Stein und einem inov-8-Schuh. Die langsamsten Teams ergatterten einen Pokal mit einem alten Gummistiefel.

Während im letzten Jahr ein 82-Jähriger als ältester Teilnehmer der Herausforderung des inov-8 Descent+ stellte, war die jüngste Läuferin des diesjährigen Events die 8-jährige Timea Haller aus Österreich, die alle mit ihrem Mut beeindruckte.

Die Erstplatzierten über das Inov-8 Descent+ Race

Lisa Kröll: „Dieses Rennen ist sensationell: Ich habe an jeder Ausgabe teilgenommen, zweimal gewonnen und bin 2019 Zweite geworden. Dieses Jahr wollte ich wieder ganz oben auf dem Podium stehen und habe alles gegeben. Das Descent Race löst bei mir immer wieder große Emotionen aus.“

Der österreichische Trailrunning-Meister Markus Kröll: „Ich bin andere Distanzen gewohnt, aber die Herausforderung der Streif hat mich fasziniert. Das Format dieses Rennens ist einzigartig und der Teamgeist, der dabei entsteht, ist eine zusätzliche Motivation. Es war ein besonderes Erlebnis!“

Maria Magdalena Überall: „Das neue Rennformat mit der Staffel zwischen einem Abfahrtsspezialisten und einem Bergspezialisten hat mir sehr gut gefallen. Die Steigung ist brutal. Es ist eine Selbstherausforderung. Hier zu gewinnen, macht glücklich.“

Elisabeth Pali: „Ich bin eine Bergspezialistin, aber ich laufe normalerweise andere Distanzen, nie weniger als 5 Kilometer. Bei diesem Rennen muss man auf weniger als 500 Metern alles geben, und es ist ein ganz anderer Sport: Es ist anstrengender, man geht an die Grenzen des Körpers. Das ist ein Leiden, das ich wirklich noch nie erlebt habe.“

Florian Heuberger: „Ich zittere immer noch! Wenn man dieses Rennen mit einem Sprung beginnt, wie es die Skifahrer tun, und die Steigung der Strecke sieht, überkommt einen der Schrecken. Aber wenn man dann im Ziel ist und am Ende gewinnt, dann ist das eine doppelte Freude!“

Roland Döttlinger:Ich möchte mich bei den vielen Zuschauern am Rande der Piste bedanken, die die Athleten angefeuert haben. Ihre Herzlichkeit hat mir eine besondere Energie gegeben. Und danke auch an die Organisatoren für dieses unglaubliche Rennen!“