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Corona-Infektion
Hendrik Pfeiffer kann nach überstandener Covid-19-Erkrankung mit Olympia planen

| von Norbert Hensen

Der Wattenscheider Hendrik Pfeiffer kam beim S7-Halbmarathon am vergangenen Sonntag im österreichischen Loipersdorf nach 65:06 Minuten ins Ziel.

„Vielleicht hätte ich mir die Reise nach Österreich sparen und noch ein paar Tage länger in Kenia bleiben sollen,“ haderte Hendrik Pfeiffer mit seinem Start im Rahmen des S7-Halbmarathons am 23. Mai in der Steiermark. In dem vom Dänen Thijs Nijhus (62:45 min.) gewonnen Rennen belegte Pfeiffer den neunten Platz (65:06 min.) direkt vor Tobias Ulbrich (LG Region Landshut/65:07 min.). Schnellster Deutscher in diesem Rennen wurde Filimon Abraham (LG Festina Rupertiwinkel) in 63:37 min.

Das Rennen war organisiert worden, um vor allem Marathonläufern eine letzte Chance zu bieten, die Olympianormen noch zu unterbieten. Im Rahmen des Events, das auf einer noch im Bau befindlichen Schnellstraße stattfand, waren auch Halbmarathon-Rennen integriert. Hendrik Pfeiffer, aktuell mit seiner Leistung von 2:10:18 Stunden drittschnellster deutscher Marathonläufer, wollte wissen, wo er momentan steht. „Mit dieser Zeit kann ich natürlich nicht zufrieden sein, aber unter den Umständen war wohl nicht mehr drin.“ Und damit meinte der 28-Jährige vom TV Wattenscheid nicht nur die schlechten Wetterbedingungen mit starkem Regen. Sondern vielmehr seine erst vor wenigen Wochen überstandene COVID 19 Erkrankung.

Pfeiffer konnte kaum eine Kiste Wasser tragen

Pfeiffer spürte nach einem Rennen im März in Dresden leichte Erkältungssymptome. Zunächst dachte er, dass eine Erkältung im Anmarsch sei, da es in Dresden kalt und windig war. Doch als Geschmack- und Geruchsverlust hinzukamen, ahnte er Schlimmes. Ein positiver Test bestätigte Ende März seine Befürchtung. „Einen Tag nach dem Test begann die Müdigkeit“, erzählt Pfeiffer, „nachdem ich eine Kiste Wasser getragen hatte, musste ich mich hinlegen.“ Schlapp, ausgelaugt, müde. So fühlte sich der sichere Marathon-Olympiakandidat fast zwei Wochen lang. „Ich habe dann über Long-Covid gelesen und wie es anderen Spitzensportlern nach einer Erkrankung gegangen ist – das war deprimierend.“

Das Schlimmste für ihn neben der Angst um seine Gesundheit: „2016 hat mich eine Verletzung um die Olympia-Teilnahme gebracht, auch die EM 2018 im eigenen Land hab ich verletzt verpasst – ich hab meinen großen Traum schon schwinden sehen.“

Möglichst schnell zurück nach Kenia

Zeitgleich musste er zuschauen, wie die Konkurrenz sich seiner Quali-Zeit von 2:10:18 Stunden näherte oder sie wie Richard Ringer unterbot. „Ich hatte geplant, in Hamburg beziehungsweise dann in Enschede nochmal einzugreifen, wenn es nötig gewesen wäre, aber daran war plötzlich nicht zu denken.“ Vier Wochen lang war nur stark eingeschränktes Training möglich, nach fünf Wochen konnte er dann endlich wieder das Pensum erhöhen. „Die Symptome waren weg und ich habe mich immer besser gefühlt. Das mulmige Gefühl blieb aber, deshalb haben wir zur Sicherheit ein MRT vom Herzen und eine Leistungsdiagonstik gemacht“, sagt Pfeiffer.

Die Werte waren beruhigend, auch wenn die Form natürlich unter dem Trainingsausfall gelitten hatte. „Aber die Zeit ist zum Glück noch ausreichend für eine gezielte Marathon-Vorbereitung und vor gerade mal zwei Monaten war ich noch in absoluter Topform, sodass ich den Rückschlag bis dahin kompensiert haben werde“, blickt Hendrik Pfeiffer wieder positiv Richtung Olympia in Tokio.

Er möchte möglichst schnell wieder ins Trainingslager nach Kenia. „Dort habe ich die für mich besten Bedingungen, derzeit warte ich aber noch auf den Termin der Olympia-Einkleidung, sofort danach geht es wieder in die Höhe.“

Hendrik Pfeiffer will in Tokio endlich auch mal bei einem wichtigen Meisterschaftsrennen beweisen, was in ihm steckt. „Ich gehe dort als Underdog ins Rennen, aber das gefällt mir eigentlich ganz gut.“

Das allerwichtigste neben den hohen sportlichen Zielen, die er hat: Hendrik Pfeiffer hat COVID 19 wohl ohne Langzeitfolgen überstanden.