Kimetto gegen Kipsang: Der Marathon-Gipfel bei der WM in Peking ist fix

| Martin Neumann (mit dpa) I Fotos: SCC Events
Lauf-Fans sollten am 22.8. eine lange Nacht einplanen. Um 1:35 Uhr startet der WM-Marathon. Mit dabei: Weltrekordler Dennis Kimetto sein Vorgänger Wilson

Lauf-Fans sollten am 22. August eine lange Nacht einplanen. Um 1:35 Uhr (live bei ZDF und bei Eurosport) startet der WM-Marathon in Peking. Mit dabei: Weltrekordler Dennis Kimetto, sein Vorgänger Wilson Kipsang und Olympiasieger Stephen Kiprotich. Das sind die Zutaten für einen echten Lauf-Leckerbissen.

Angedeutet hatte es sich schon vor einigen Monaten, als das vorläufige Marathon-Team veröffentlicht wurde. Doch nun ist es amtlich: Wie der kenianische Leichtathletik-Verband bekanntgab, starten Weltrekordler Dennis Kimetto (2:02:57 h/Berlin 2014) und sein Vorgänger Wilson Kipsang (2:03:23/Berlin 2013) beim WM-Marathon am 22. August in Peking. Damit treffen zwei absolute Top-Stars der Straßenlauf-Szene zum zweiten Mal in ihrer Karriere nach dem London-Marathon in diesem Frühjahr aufeinander.

Der „Marathon-Gipfel“ in exakt zwei Wochen ist durchaus außergewöhnlich. Schließlich hatten zuletzt häufig die absoluten Top-Stars auf einen WM-Start verzichtet, da es dort „nur“ 60.000 US-Dollar als Siegprämie zu gewinnen gibt. Die Schnellsten der Zunft von Kaliber Kimettos und Kipsangs können bei einem großen City-Marathon in Herbst ein Vielfaches dieser Summe einstreichen. Für den Ex-Weltrekordler sind die Beweggründe für einen Start ganz einfach: „Ich träume davon, für Kenia den WM-Titel zu gewinnen. Diese Goldmedaille ist für das Land sehr speziell, weil wir eine so große Geschichte im Langstreckenlauf haben“, sagte Kipsang. Der 33-Jährige weiß aber auch, dass der WM-Marathon ein ganz eigenes Rennen werden wird: „Es gibt keine Tempomacher, dazu kommen sehr schwierige klimatische Bedingungen. Es wird nicht einfach, aber ich habe mich daran angepasst, um den Titel zu gewinnen.“

Neben Kipsang und Kimetto wurde Mark Korir als dritter Kenia-Läufer für die erste WM-Entscheidung am 22. August (Startschuss: 1:35 Uhr deutscher Zeit) nominiert. Der Sieger des Paris-Marathons 2015 hat eine Bestzeit von 2:05:49 Stunden aufzuweisen. Nicht dabei ist hingegen Eluid Kipchoge, der im April den London-Marathon in 2:04:42 Stunden vor Kipsang und Kimetto gewonnen hatte. Der 5000-Meter-Weltmeister von 2003 startet am 27. September beim Berlin-Marathon. Kipchoge hatte allerdings auch gar nicht zum vorläufigen Marathon-Kader der Kenianer gezählt.

Die stärksten Konkurrenten der Kenianer dürften traditionell aus Äthiopien kommen. Der Verband nominierte inklusive eines Ersatzläufers folgendes Quartett: Lelisa Desisa (Boston-Sieger 2015; Bestzeit: 2:04:45), Yemane Tsegaye (Bestzeit: 2:04:48 h), Lemi Berhanu (Dubai-Sieger 2015; Bestzeit: 2:05:28 h) und  Endeshaw Kasa (Tokio-Sieger 2015; Bestzeit: 2:04:52 h). Ebenfalls am Start ist Stephen Kiprotich (Uganda). Der 26-Jährige hatte 2012 sensationell den Olympia-Marathon in London gewonnen und war ein Jahr später in Moskau auch Weltmeister geworden. Seine Bestzeit von 2:06:33 Stunden lief Kiprotich im Februar als Zweiter des Tokio-Marathons. Deutsche Läufer sind beim WM-Marathon in Peking nicht am Start.

Die besten Marathonläufer der Welt gehen trotz der großen Hitze und des Smogs in Peking gelassen in das WM-Rennen. „Wir müssen mit den Verhältnissen leben, die wir hier vorfinden. So einfach ist das. Wir haben darauf keinen Einfluss und müssen unser Rennen laufen“, sagte der ehemalige Weltrekordhalter Wilson Kipsang. Ewartet werden schom im Verlauf des Vormittags Temperaturen von 30 Grad  „Ich sehe da kein großes Problem. Wir haben uns alle gut vorbereitet auf dieses Rennen“, meinte Kimetto.

Die Konzentration von gefährlichen Feinstaubpartikeln liegt trotz leichter Verbesserungen in der ersten Jahreshälfte noch immer um ein fünffaches über dem Wert, den die Weltgesundheitsorganisation als unbedenklich einstuft. Diese Zahlen beklagte Greenpeace vor kurzem in einer Studie. Für die Leichtathletik-WM wäre es ein Desaster, sollte die Hauptstadt in der kommenden Wochen von ähnlichem Smog geplagt werden, wie etwa beim Peking Marathon im vergangenen Oktober. Zahlreiche der rund 25.000 Teilnehmer trugen Gesichtsmasken zum Schutz vor der Luftverschmutzung, wiederum andere brachen das Rennen vorzeitig ab.

Dem Thema Doping gingen Kipsang und Kimetto aus dem Weg. Dabei waren gerade kenianische Läufer bei den jüngsten Enthüllungen der ARD und der Zeitung „Sunday Times“ ins Zwielicht geraten. „Das hat uns nicht sehr stark beschäftigt“, sagte Kipsang. „Wir haben in den vergangenen Wochen als Team zusammen trainiert und sind seitdem total auf die WM fokussiert.“

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Die WM-Teams der Lauf-Nationen im Überblick:
Kenia I
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