Lisa Mayer im Interview
Laufen im Alltag: Die richtige Balance finden

| Interview: Christian Ermert | Fotos: Nike/Thomas Fähnrich

Hier verrät Olympiasprinterin Lisa Mayer, wie sich Sport stressfrei in den Alltag integrieren lässt.

Auf dem Cover unseres brandneuen Magazins läuft eine Olympiasprinterin, die ihren Alltag zwischen Uni und Spitzensport perfekt im Griff hat: Lisa Mayer rannte in Rio ins Halbfinale über 200 Meter. Wenn sie nicht rennt, studiert die 20-Jährige aus dem mittelhessischen Langgöns Germanistik und Geografie. Im Interview mit laufen.de verrät Olympiasprinterin Lisa Mayer, wie sich Sport stressfrei in den Alltag integrieren lässt. Damit die Motivation auf Dauer bleibt.

Erfolg ist eine Frage des Timings

Olympia-Halbfinalistin von Rio über 200 Meter. Bronze mit der deutschen 4x100-Meter-Staffel bei den Europameisterschaften in Amsterdam. Mit dem gleichen Team Olympia-Vierte in Rio. Gleichzeitig erfolgreiche Studentin an der Uni Frankfurt mit den Fächern Germanistik und Geografie. Wie schaffst du es, mit grade mal 20 Jahren überall so leistungsstark zu sein?

Lisa Mayer: Ich versuche, die Aktivitäten so in meinem Tagesablauf unterzubringen, dass ich jede qualitativ hochwertig absolvieren kann. Bei mir muss alles gut durchgeplant sein. Erfolg ist auch eine Frage des Timings. Es bringt nichts, von der Uni direkt ins Training zu stürmen und dann mit dem Kopf nicht hundertprozentig bei der Sache zu sein. Auch mein Körper ist dann nicht bereit, schon wieder eine neue Höchstleistung zu bringen.

Man muss also bei allen Belastungen die Balance zwischen Höchstleistung und Ruhepausen finden, um besser zu werden …

Lisa Mayer: … genau. Ich merke das oft am eigenen Körper. Neulich hatte ich mal länger Uni und wollte danach noch zwei Trainingseinheiten durchziehen. Die zweite Einheit war einfach nur blöd. Ich habe das Training zwar erledigt, hatte hinterher aber das Gefühl, nicht das Maximum daraus mitgenommen zu haben. Das Ziel muss es sein, die Zahl solcher Tage möglichst gering zu halten.

Wie sieht dein Tagesablauf in solchen trainingsintensiven Phasen konkret aus?

Lisa Mayer: Es passiert relativ wenig spontan. Mein Tag beginnt oft früh mit einem Termin beim Physiotherapeuten. Von dort fahre ich direkt in die Uni. Da bin ich meistens bis 14:00 Uhr. Ich esse in der Mensa. Die haben da eine super Auswahl. Ich kann essen, was mir guttut. Und habe keinen Stress mit selber kochen. Danach bin ich ein, zwei Stunden zu Hause, in denen ich was für die Uni mache oder mich aufs Training vorbereite. Wenn ich nach Mannheim zum Training fahre, geht eine Stunde für die Fahrt drauf. Dann trainiere ich zwei bis zweieinhalb Stunden lang. Wenn ich abends nach Hause komme, ist im besten Fall schon gekocht. Ich lebe mit meinem Freund zusammen. Der ist zwar auch Leistungssportler und viel unterwegs. Aber derjenige, der früher zu Hause ist, kocht eben meistens.

Was treibt dich an, dein Pensum Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat so diszipliniert durchzuziehen?

Lisa Mayer: Ich bin ein sehr ehrgeiziger Mensch. Und wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, ist es jeden Tag für mich präsent. Ich weiß genau, was ich nächstes Jahr erreichen will: Deutschlands schnellste Sprinterin sein und Deutsche Meisterin über 200 Meter werden. Das ist jeden Tag meine Motivation. Und ich will irgendwann mit der Staffel eine Olympia-Medaille gewinnen. Wir sind in Rio Vierte geworden. Warum nicht schon in Tokio 2020 unter die ersten Drei laufen?

Pflegst du den gleichen Ehrgeiz auch im Studium und willst auch da die Beste sein?

Lisa Mayer: Ich will schon alles, was ich mache, so gut wie möglich machen. Und ich möchte im Studium gute Noten schreiben. Meinen Ehrgeiz, immer das Beste herausholen zu wollen, übertrage ich auf jeden Fall vom Sport aufs Studium.

Die Hälfte ihrer Trainingszeit wendet Lisa Mayer auf, um ihre Körperstabilität zu verbessern

Wie wichtig sind Kraft und Stabilität für Läufer?

Lisa Mayer: Ohne Stabilität des ganzen Körpers funktioniert das Laufen nicht. Deshalb sollten alle, die gern laufen, Übungen für den ganzen Körper in ihr Trainingsprogramm einbauen.

Lassen sich Fähigkeiten, die man im Sport erlernt, auch auf Beruf oder Studium übertragen? Als Sprinterin musst du ja sehr fokussiert sein, um deine beste Leistung innerhalb weniger Sekunden abzurufen …

Lisa Mayer: … gerade in Prüfungssituationen, wenn ich auf den Punkt da sein und meine Gedanken beieinander haben muss, hilft mir diese im Sport erlernte Konzentrationsfähigkeit schon sehr. Genau wie am Start zu einem Sprint darf man sich da ja auch nicht von irgendwelchen, besonders nicht von negativen, Gedanken verunsichern lassen. Man muss sich zu hundert Prozent auf diese eine Sache, den Startschuss, konzentrieren. Und so ähnlich ist es in einer Prüfung ja auch:  Man muss das Gelernte punktgenau abrufen.

Was ist mit diesen Momenten, in denen die Lust zum Training am Nullpunkt ist und man am liebsten auf dem Sofa sitzen bleibt? Die gibt es bei Lisa Mayer sicher gar nicht.

Lisa Mayer: Doch. Natürlich gibt es Tage, an denen es einfach hart ist und ich mich lieber zu Hause verkriechen möchte, statt zur Uni oder ins Training zu gehen. In solchen Situation hilft mir vor allem, dass ich eine Trainingsgruppe um mich herum habe. Es pusht, wenn man weiß, dass einige von denen das gleiche Problem haben. Da geht man dann zusammen durch und unterstützt sich gegenseitig. Der Spaß kommt so irgendwann von selbst zurück.

Da scheint bei Weltklasse-Athleten das gleiche Rezept zu funktionieren wie bei denen, die grade ihre ersten Schritte als Läufer machen …

Lisa Mayer: … ja klar. Das beste Mittel, um das Laufen oder andere Sportarten nicht nach den ersten Versuchen wieder aufzugeben, sind feste Verabredungen. Geh‘ mit der Nachbarin joggen, oder lauf‘ mit dem Arbeitskollegen. Und die Abwechslung ist wichtig. Wenn man immer nur auf der gleichen Strecke unterwegs ist, wird das irgendwann langweilig. Auf den meisten Joggingstrecken gibt es Treppen oder Bergauf-Passagen. Wer da ab und zu mal hoch und runter läuft, statt stur seine Runde zu machen, hat einfach mehr Spaß. Und der Trainingseffekt ist größer.

Läuft eine Sprinterin denn im Training auch mal länger als 200 Meter?

Lisa Mayer: Auf jeden Fall! Gerade im Herbst und Winter habe ich viele längere Läufe auf dem Plan. Das heißt aber nicht, dass ich zehn Kilometer am Stück joggen gehe. Ab und zu mache ich mal eine halbe Stunde Dauerlauf. Meistens sind meine längeren Läufe aber Serien von Tempoläufen auf der Bahn. Das ist auch sehr anstrengend.

Was macht dir am meisten Spaß im Training?

Lisa Mayer: Hmmh, ich glaube die Tempoläufe.

Und warum liebst du ausgerechnet das anstrengendste Training?

Lisa Mayer: Weil man danach ein super gutes Gefühl hat. Am Anfang des Trainings sieht man, was man für einen Riesen-Batzen an Läufen auf dem Plan hat. Während den Läufen leidet man. Aber am Ende steht die Gewissheit, das jetzt durchgezogen zu haben und seinem Ziel ein Stück näher gekommen zu sein.

Das ist ja fast schon eher Läufer- als Sprintermentalität. Du scheinst dem längeren Laufen näher zu sein als manch andere Sprinter.

Lisa Mayer: Mich hat ja auch ein Waldlauf für die Leichtathletik begeistert. Mit elf bin ich mit einer Freundin ins Leichtathletik-Training gekommen und fand das anfangs ganz schrecklich, weil ich die ganze Zeit werfen musste. Ich und Werfen? Das klappt bis heute gar nicht. Doch dann habe ich an einem Waldlauf teilgenommen und den überraschend gewonnen. Und das Gefühl fand ich ganz gut. Mein Ehrgeiz war geweckt, ich bin der Leichtathletik treu geblieben, habe aber gemerkt, dass mein größtes Talent beim Sprint liegt.

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