Hoch hinaus statt Kinderwagen schieben!

| von Anja Herrlitz (Text) und Andreas Schwarz (Fotos)
Windeln wechseln, Rotznase putzen, Kinderwagen schieben – all das war für eine Gruppe junger Mütter bei der Xletix Challenge ganz weit weg. Kurze Zeit

Windeln wechseln, Rotznase putzen, Kinderwagen schieben – all das war für eine Gruppe junger Mütter bei der Xletix Challenge ganz weit weg. Kurze Zeit nach der Geburt wurden sie zu mutigen Athletinnen, die durch den Schlamm robbten und fast unüberwindbare Hindernisse bezwangen.

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Spätestens an der Power Pipe 4.5 müssen alle mit anpacken. Hier besteht man beim Hindernisrennen Xletix nur als Team, alleine ist man verloren. Die 17 Frauen vom „Laufmamalauf“-Team müssen alle über eine 4,50 Meter hohe Wand, die glatt und im unteren Teil wie eine Halfpipe abgerundet ist. Hier kommt niemand allein drüber, alle die bereits oben sind, strecken ihre Hände nach unten und helfen den restlichen Team-Mitgliedern nach oben. Auch Läufer aus anderen Teams packen wie selbstverständlich mit an.

Auch Ulrike Jüngling ist mit am Start. Zwei Jahre vorher hätte sie niemals gedacht, dass sie hier mit unzähligen anderen Läufern durch kaltes Wasser rennen, über steile Wände klettern und durch den Sand robben würde – und auch noch Spaß daran hat. Unglaublichen Spaß. Im April 2014 ist Ulrike Jüngling zum zweiten Mal Mutter geworden, ihr älterer Sohn ist knapp drei Jahre älter. Und wie viele frischgebackene Mütter stört sie nach der Geburt vor allem eins: Es ist nicht der fehlende Schlaf, der wird durch die Freude über das Kind wettgemacht. Aber die überflüssigen Pfunde ärgern sie. „Ich habe schon nach meiner ersten Schwangerschaft ewig gebraucht, bis ich meine Kilos wieder losgeworden bin“, erzählt sie. Und das ist auch beim zweiten Mal nicht anders. „Ich hatte da sogar das Gefühl, dass ich nach der Entbindung noch einmal zugenommen habe. Essen war meine große Leidenschaft.“

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Kurse in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz

Also fasst sie den Entschluss, wieder Sport zu treiben. Eigentlich zum ersten Mal, seitdem sie 18 Jahre alt ist. Ulrike Jüngling schließt sich einem Mutter-Kind-Kurs an, bei dem die Mütter das Kind in einer Trage vor den Bauch geschnallt haben. „Aber dabei habe ich mich so eingeschränkt gefühlt. Ich konnte mich gar nicht so richtig bewegen, wie ich wollte.“ Durch einen Aushang in der Kita ihres großen Sohnes wird sie auf das Angebot von Laufmamalauf aufmerksam, geht einfach mal hin – und ist sofort begeistert.

Seit sechs Jahren bietet Laufmamalauf in ganz Deutschland und mittlerweile auch in einigen Städten in Österreich und der Schweiz Outdoor-Fitness für Mütter an. Das Programm umfasst Kurse für Frauen in der Schwangerschaft, für Mütter, die ihr Kind zum Kurs mitbringen, und schließlich auch für Mütter, die – wenn die Kinder größer sind – intensivere Kurse ohne Kinder belegen wollen. Vorteil des Programms ist nicht nur, dass Mütter ihre Kinder zu den Kursen mitbringen können, die Kinder dort teilweise in das Programm miteinbezogen werden und es keinen stört, wenn sie mal weinen oder unruhig sind. Sondern die Kursleiterinnen sind besonders geschult, auf die Bedürfnisse junger Mütter einzugehen. Laufmamalauf bietet dabei nicht die traditionelle Rückbildungsgymnastik, sondern schließt an diese an oder ergänzt sie, um die Problemzonen der Frauen zu bearbeiten: Bauchmuskeln, überschüssige Pfunde, Körperhaltung, Nackenverspannungen, Rückenschmerzen und auch den Beckenboden.

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Neue Herausforderung: Hindernisrennen

„Wir können sehr individuell auf die Leistungsfähigkeit der Frauen eingehen. Jede Übung kann man durch variierte Schnelligkeit oder Intensität auf den jeweiligen Leistungslevel ausrichten“, erklärt Vanessa Berghöfer. Die 43-Jährige machte sich mit den Kursen nach der Geburt ihres Sohnes selbst fit für ihre Hochzeit. Seit 2013 bietet sie als Franchisenehmerin selbst Kinderwagen-Kurse in Berlin-Reinickendorf und Charlottenburg an.

Ulrike Jüngling ist der beste Beweis dafür, dass das Programm funktioniert. „Ich habe mit 90 Kilo bei Laufmamalauf angefangen, und es hat gar nicht lange gedauert, bis die ersten Kilos weg waren“, erzählt sie. „Und dann war der Anreiz natürlich da, das weiter durchzuziehen.“ Ihr Ehrgeiz hat sich ausgezahlt: 25 Kilo sind verschwunden, statt Größe 44 trägt sie heute wieder 36 oder 38. Als sie nach der Elternzeit wieder in ihren Beruf als Krankenschwester zurückkehrte, ließ sie den Kinderwagenkursen intensivere Kurse ohne Kind folgen, um Gewicht und Figur zu halten. „Mittlerweile ist Sport für mich eine kleine Sucht. Wenn ich mal keine Zeit habe, fehlt es mir“, meint sie.

Kein Wunder, dass sie sich auch neuen Herausforderungen wie der Xletix Challenge stellt. „Solche Veranstaltungen sind schön, weil man da mal über sich hinauswachsen kann“, meint Vanessa Berghöfer. Im vergangenen Jahr organisierte die Trainerin erstmals die Teilnahme einer Laufmamalauf-Gruppe bei dem Event. „Das sind tolle Erlebnisse. Es war schnell klar, dass unsere Laufmamas mitmachen. Ich habe eine Mail rumgeschickt und sofort waren zehn dabei.“ Auch Ulrike Jüngling sagte damals zu und war Feuer und Flamme. Erst wenige Tage vor dem Start kamen die Zweifel. „Ich war durch die Kurse zwar fit, bin aber eigentlich nie längere Strecken am Stück gelaufen, sondern habe eher Übungen auf der Stelle gemacht.“

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Das Gemeinschaftserlebnis steht im Vordergrund

Sowohl im vergangenen als auch dieses Jahr wurde deswegen in der Vorbereitung ein Trainingsplan von Xletix herangezogen. Im Fritz Schloß-Park nahe des Berliner Hauptbahnhofs trafen sich Mütter aus ganz Berlin und feilten an Ausdauer und Kraft. „Eine Viertelstunde haben wir mit Übungen wie Burpees versucht, das Herz richtig auf Touren zu bekommen. Und dann sind wir eine Viertelstunde gelaufen“, erklärt Ulrike Jüngling.

Schon 2015 infizierte sie sich mit dem Xletix-Virus. „Ich habe direkt danach gesagt, dass ich 2016 wieder dabei bin“, blickt sie schmunzelnd zurück. Und sie hielt Wort und stand dieses Jahr im Mai wieder an der Startlinie. Und nicht nur das: Man merkt, dass sich das kontinuierliche Training auszahlt. „Die Hindernisse, die ich aus dem letzten Jahr kannte, sind mir leichter gefallen. Und es war auch einfacher, zwischen den Hindernissen zu laufen.“ Besonders wichtig war allen Laufmamalauf-Müttern vor allem eines: das Gemeinschaftserlebnis. Besonders schnell im Ziel zu sein, darum ging es keiner. „Es ging uns absolut um den Spaß, schnell zu sein war nicht unsere Maßgabe“, erklärt Vanessa Bergdörfer und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Für sechs bis sieben Kilometer braucht man normalerweise keine zwei Stunden.“

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2017: Wir sind wieder dabei!

Was also auf den ersten Blick aussieht wie ein unglaublich anspruchsvoller Wettkampf, entpuppt sich letztlich als etwas ganz anderes. „Einen großen Abenteuerspielplatz für Erwachsene“, nennt Vanessa Bergdörfer die Xletix Challenge. „Ein spaßiges Teamerlebnis“, meint Ulrike Jüngling. Und die Liste ließe sich beliebig weiterführen.

Die Laufmamalauf-Gruppe machte daraus noch einen großen Familienausflug. Viele brachten bei herrlichem Wetter Partner und Kinder mit, zusammen wurde nach der Veranstaltung gefeiert. Und als der Schlamm an den Schuhen noch nicht einmal getrocknet war und die T-Shirts noch immer nass am Körper klebten, stand eines schon fest. „Nächstes Jahr sind wir wieder dabei“, betont Ulrike Jüngling. „Und dann laufen wir eine längere Strecke.“ Da soll noch einmal einer sagen, Kinder würden das Leben nicht völlig auf den Kopf stellen!

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Das ist Xletix

Die Xletix Challenge ist ein Hindernislauf, den man als Team bestreitet. Teamgeist ist hier besonders wichtig – viele Hindernisse kann man nur zusammen überwinden. Gelaufen werden rund 6, 12 oder 18 Kilometer mit 15, 25 oder 30 Hindernissen.
↳ Preise: ab 39/49/59 bis 79/89/99 Euro (je nach Distanz). Je früher du dich anmeldest, desto günstiger ist der Preis. Große Teams erhalten Rabatt.
↳ Die nächsten Events: Madrid (8. Oktober 2016), Bad Hönningen (29./30. April 2017), Kallinchen (27./28. Mai 2017)
xletix.com

Das ist Laufmamalauf

Was 2010 in drei Berliner Parks startete, ist heute eine der größten Outdoor-Fitness-Bewegungen für Mütter in Deutschland, der Schweiz und Österreich: Laufmamalauf. Mittlerweile werden Kurse in mehr als 350 Standorten angeboten.
↳ Die Fitness-Programme sind dabei speziell auf die Bedürfnisse weiblicher Körper während und nach der Schwangerschaft ausgerichtet. Das Programm beginnt bei Kursen für Schwangere, geht über Outdoor-Training, zu dem die Babys im Kinderwagen mitgebracht werden, und führt zu Intensiv-Kursen, die Mütter ohne Kinder bestreiten.
↳ Trainiert wird — das ganze Jahr über — vornehmlich im Freien, es wird kein spezieller Sport-Kinderwagen benötigt.
↳ Die Preise für Kurse von acht bis zwölf Kurs-Stunden liegen je nach Stadt zwischen 88,- und 99,- Euro.
laufmamalauf.de
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