Olympia 2016: Die großen Marathons fordern Pflieger-Start

| Redaktion laufen.de | Foto: Norbert Wilhelmi
Die großen Marathons fordern den Olympia-Start von Philipp Pflieger. Der Regensburger hatte in Berlin in 2:12:50 Stunden ein starkes Rennen hingelegt.

Philipp Pflieger ist seit vergangenem Sonntag mit 2:12:50 Stunden der drittschnellste deutsche Marathonläufer seit dem Jahr 2000. Die deutsche Olympia-Norm verpasste er in Berlin trotzdem um 35 Sekunden. Nun fordern die großen deutschen Marathon-Veranstalter Pfliegers Start bei den Spielen in Rio im kommenden August. Schließlich hätte er genauso wie Julian Flügel die internationale Norm deutlich deutlich unterboten.

Rückenwind Richtung Rio: Die fünf großen deutschen Marathon-Veranstalter (Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln, München) haben den Deutschen Leichtathletik-Verband dazu aufgefordert, Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) den Start bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio zu ermöglichen. Dazu muss der 28-Jährige vom DLV dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zur Nominierung vorgeschlagen werden. Philipp Pflieger hatte am Sonntag beim Berlin-Marathon seinen erstes 42,195-Kilometer-Rennen gefinisht. Obwohl ihm dabei mit 2:12:50 Stunden die drittbeste Zeit eines deutschen Läufers seit dem Jahr 2000 gelang, verpasste er die Rio-Norm um 35 Sekunden. Die vom Leichtathletik-Weltverband IAAF festgesetzte Qualifikationszeit von 2:17 Stunden unterbot der Regensburger hingegen deutlich. Auch Julian Flügel (TSG 08 Roth) blieb in Berlin mit 2:13:57 Stunden klar unter der IAAF-Vorgabe. „So wird aufstrebenden Athleten wie dem 28 Jahre alten Pflieger die Olympiachance genommen. Was dies für seine Motivation und noch viel schlimmer: für die Motivation von Nachwuchsläufern bedeutet, sich der zehrenden Marathon-Laufbahn mit meist nur zwei großen Wettkämpfen im Jahr hinzugeben, dürfte klar sein", schreiben die Marathon-Ausrichter.

Der DLV begründet seine härtere Qualifikationszeit mit der „erweiterten Finalchance“, die für alle 47 olympischen Disziplinen gelte. Im Veranstalter-Statement heißt es dazu: „Nur ist die internationale Konkurrenz im Marathon viel ausgeprägter als in Spezialdisziplinen wie beispielsweise Speerwerfen oder Weitsprung. Es gibt kaum eine andere olympische Disziplin, bei der so viele verschiedene Nationen am Start sind wie in den Laufwettbewerben. Doch deutsche Athleten werden davon vom eigenen Verband quasi ausgeschlossen. Diese harte Gangart ist völlig unverständlich. (...) Die Marathonmacher in Deutschland sind es, die den Marathonsport in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben, die deutschen Läuferinnen und Läufern in ihren internationalen Feldern unterstützen und ihnen eine Plattform bieten. Wenn jedoch der eigene Verband mit Normen, die für Läufer aus europäischen Nachbarländern nicht gelten, seinen Athleten den Weg in die internationale Spitze verbaut, sie auf dem Weg dorthin geradezu ausbremst, dann konterkariert diesjegliche Mühe der Marathonveranstalter.“

Philipp Pflieger selbst hatte nach seinem starken Rennen die hohe deutsche Olympia-Norm kritisiert: „Damit werden uns Knüppel zwischen die Beine geworfen, während sich die internationale Konkurrenz ohne so hohen Normdruck konsequent auf Olympia vorbereiten kann. Es ist doch nicht nachzuvollziehen, dass die beiden Belgier Willem van Schuerbeeck und Floren Caelen, mit denen ich am Brandenburger Tor um Platz 15 gespurtet bin, genauso für Rio qualifiziert sind wie der Schweizer Christian Kreienbühl, mit dem es Julian Flügel am Ende zu tun hatte. Da reichen Zeiten unter 2:14 Stunden zur Qualifikation.“

Die Kritik wollte der Leitende Bundestrainer Wolfgang Heinig so nicht stehen lassen, obwohl er Pflieger lobte und ihm die Olympia-Norm im nächsten Frühjahr durchaus zutraut. „Das war eine hervorragende Leistung von Philipp, da kann man nur den Hut ziehen“, sagte der 64-Jährige. „Aber ich würde an diese Sache anders herangehen: Ein professioneller Läufer sollte sich doch fragen: Was muss ich tun, wie muss ich trainieren, um dieses Ziel Olympia zu erreichen?“ Und: „Jeder Leistungssportler, der professionell an seine Sache herangeht, kann diese Normzeiten auch laufen.“ Stichtag für die Norm-Leistung ist der 1. Mai 2016. Eins scheint sicher zu sein: Der „Fall Pflieger“ scheint noch lange nicht beendet.