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Nach Geburt ihrer Tochter
Melat Kejeta läuft Comeback-Marathon in Ottawa

| Text: Jörg Wenig | Foto: Imago Images/Andreas Gora

Knapp zwei Jahre nach ihrem sechsten Platz bei Olympia und der Geburt ihrer Tochter im vergangenen Jahr feiert Melat Kejeta ihr Marathon-Comback. In Ottawa will sie am Sonntag die WM-Norm unterbieten.

Fast zwei Jahre nach ihrem sensationellen sechsten Platz beim olympischen Marathonrennen in Sapporo wird Melat Kejeta am kommenden Sonntag (28. Mai) erstmals wieder an den Start gehen: Die 30 Jahre alte Athletin des Laufteams Kassel kehrt im kanadischen Ottawa ins Wettkampfgeschehen zurück und läuft dort auf Anhieb einen Marathon.

Hintergrund der langen Auszeit von Melat Kejeta ist eine Schwangerschaft und die Geburt ihrer Tochter vor einem Jahr. Zuvor hatte sie kurz nach den Olympischen Spielen in Japan den Tod ihres Trainers Winfried Aufenanger, der im Oktober 2021 verstarb, verkraften müssen.

Kejetas Ziel: die Norm für die WM

„Mein Hauptziel ist es, mich beim Ottawa-Marathon für die Weltmeisterschaften zu qualifizieren“, sagt Melat Kejeta. Um im August in Budapest beim WM-Marathon starten zu können, müsste sie in Ottawa eine Zeit von 2:28:00 Stunden oder schneller laufen.

Die Strecke des kanadischen Rennens scheint durchaus geeignet für flotte Zeiten, denn die Streckenrekorde stehen bei 2:06:04 beziehungsweise 2:22:17 Stunden. „Ich bin mir aber nicht sicher, was ich wirklich für eine Zeit laufen kann. Denn seit meinem letzten Rennen sind fast zwei Jahre vergangen“, sagt Melat Kejeta, die sich seit drei Monaten im kenianischen Höhentrainingslager in Iten auf ihr Marathon-Comeback vorbereitet.

Sollte sie die WM-Norm am letzten Mai-Sonntag unterbieten, wäre es eine „Last-Minute-Qualifikation“ für die Titelkämpfe in Budapest, denn der internationale Qualifikationszeitraum läuft zwei Tage später ab.

Schnellstes Marathon-Debüt einer Deutschen

Melat Kejeta, die aus Äthiopien stammt und 2019 die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, war beim Berlin-Marathon 2019 ein Durchbruch gelungen. Damals erzielte sie als Sechste mit 2:23:57 Stunden das schnellste je gelaufene Marathondebüt einer deutschen Athletin.

Ein Jahr später überraschte Melat Kejeta bei der Halbmarathon-WM mit dem Gewinn der Silbermedaille. Im polnischen Gdynia lief sie dabei mit 65:18 Minuten einen deutschen Rekord, der auch nach wie vor der Europarekord für reine Frauenrennen (ohne männliche Tempomacher) ist.

Danach folgte bei den Olympischen Spielen in Japan der sechste Platz im Marathon. Es war die beste Leistung einer deutschen Marathonläuferin bei den Spielen seit dem vierten Rang von Katrin Dörre-Heinig 1996 in Atlanta.