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Neue Einlegesohlen
Mit Einlagen effizient und schmerzfrei Laufen

| von Norbert Hensen

Ein neues Einlagen-Konzept kümmert sich darum, Läuferinnen und Läufer in eine optimale Position zu bringen, um die Kraftübertragung zu verbessern. Wir haben getestet.

Kniebeschwerden können langatmig sein. Diese Erfahrung hat Norbert Hensen, Mitarbeiter von laufen.de und Mitgründer des Magazins LÄUFT., machen müssen. Fast zwei Jahre lang konnte er nur eingeschränkt trainieren. Mittlerweile läuft es wieder – auch dank einer Einlegesohle, die geholfen hat, seine Belastung im Kniegelenk zu reduzieren.

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die Großes bewirken. Nach über zwei Jahren mit Problemen (und einer Operation) am rechten Knie, laufe ich wieder schmerzfrei. Definitiv gehöre ich zu den Menschen, die erst dann zu Veränderungen bereit sind, wenn ein Problem auftaucht.

Mir hätte schon vor gut zehn Jahren klar sein, müssen, dass das Knie meine Schwachstelle ist und irgendwann Schmerzen verursachen wird. Ich erinnere mich noch gut an eine Untersuchung an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Im dortigen Institut für Biomechanik hatte ich die Gelegenheit, meinen Laufstil analysieren zu lassen. Vordergründig sah alles gut aus: Sauberer Fußaufsatz, gute Streckung, fester Abdruck.

Warum Vorbeugen besser als Nachsorge ist

Eine Analyse der beim Laufen entstehenden Kräfte sagte etwas anderes: die Belastung im linken Knie war enorm. Die Kräfte, die auf das Knie wirken, konnten nicht sauber vom ganzen Gelenk aufgefangen werden – innen waren sie enorm hoch. Die Kraftvektoren zeigten es deutlich. „Sie haben bestimmt Probleme mit dem Innenmeniskus“, war sich der untersuchende Professor sicher. „Nein“, sagte ich. Alles bestens.“

Das war nicht gelogen. Ich war Ende 30 hatte noch keinen Marathon absolviert und lief Distanzen zwischen 5 Kilometer und Halbmarathon. Als ehemaliger Leistungssportler hielt ich mich sowieso für einigermaßen unverwundbar – und machte weiter wie bisher.

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Auch eine Top-Läuferin wie Anna Gehring vertraut auf Einlagen, um die Kraftübertragung beim Laufen zu optimieren

Gut zehn Jahre, neun Marathons, diverse (Ultra)Trails und eine Alpenüberquerung später bin ich schlauer: Nein, auch ich bin nicht unverwundbar. Aber anscheinend etwas beratungsresistent. Bevor ich den Schmerz nicht spüre, gibt es ihn nicht. So denken viele …

Berufsbedingt kenne ich sehr, sehr viele Läuferinnen und Läufer. In unseren Laufcamps hört man die verrücktesten Geschichten – und von vielen Beschwerden. Knieschmerzen gehören zu den häufigsten. Gut 25 Prozent aller Läuferinnen und Läufer leiden früher oder später an einer Knieverletzung. Das kommt nicht von ungefähr. Das größte Gelenk unseres Körpers ist leider recht anfällig.

Bei mir war es der schließlich der Innenmeniskus, der aufgrund einer dauerhaften Fehlbelastung (wie ich eigentlich seit zehn Jahren wusste) beschädigt wurde. Eine Operation brachte Linderung. Leider kamen die Schmerzen wieder. Ich hatte mich nicht um die Ursache der Schmerzen gekümmert.

Genau das sollte aber neben der Schmerzbehandlung im Fokus stehen. Ich erinnerte mich an meine Untersuchung gut zehn Jahre zuvor, bei der festgestellt wurde, dass die Belastung auf das Kniegelenk zu hoch war. Nicht nur im Studium der Sportwissenschaften habe ich mich mit Bewegungsanalysen beschäftigt, als Mitherausgeber eines Laufmagazins war der „bestmögliche Laufstil“ immer ein Steckenpferd von mir. Bewundert habe ich immer die Menschen, die mir genau erklären konnte, wie die Bewegungskette zusammenhängt und was passiert, wenn einzelne Bewegungen den Normbereich verlassen.

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Wie Oliver Elsenbach von Solestar Bewegungsabläufe optimiert

Oliver Elsenbach ist einer dieser Menschen. Wie ich ist er Absolvent der Deutschen Sporthochschule in Köln. Aber im Gegensatz zu mir hat er sich nach seinem Studium ganz der Bewegungsanalyse und den ganz konkreten Auswirkungen auf die Leistung von Sportlern konzentriert. Seit fast 20 Jahren optimiert er Bewegungsabläufe von Ausdauersportlern auf dem Rad, beim Laufen und anderen Sportarten.

Elsenbach arbeitete eng mit Radprofis wie Gerald Ciolek, Christian Knees, Fabian Cancellara und André Greipel zusammen und koordinierte mehrere Praxistestreihen zu einem neuen Einlagenkonzept für Sportler. Er selbst fertigt seit 2003 immer wieder Einlagen an, die den Bewegungsablauf optimieren und Fehlstellungen ausgleichen. Nach vielen Jahren stellte er ein Muster fest.

„Um den Fuß in die bestmögliche Position zu bringen, bei der die Kräfte optimal übertragen werden können, gab es bei der Einlagenversorgung immer wieder zwei neuralgische Stellen“, erklärt Oliver Elsenbach. Die Außenseite des Sprunggelenks und das Fußgewölbe werden in der Regel gestützt, um den Fuß richtig auszurichten. „Wenn man nach eingehender Untersuchung der Bewegungskette auf ein solches Muster stößt, muss es doch auch möglich sein, eine Einlage so zu bauen, dass sie den allermeisten Sportlern einen Vorteil bringt“, dachte sich Elsenbach. 2010 schließlich gründete er mit einem Freund die Solestar GmbH und brachte zunächst Einlagen für Radfahrer auf den Markt. So erfolgreich, dass später die Solestar Neutral Run folgte – eine Einlegesohle, die nicht wie viele anderen den Fuß nur komfortabel bettet, sondern ein funktionelles Konzept verfolgt.

„Müssen den Fuß in eine neutrale Position bringen“

„Komforteinlagen reproduzieren meistens die bestehende Fehlstellung“, sagt Elsenbach. „Unsere Idee zeigt aber, dass es unabhängig vom Fußtyp entscheidend ist, Läuferinnen und Läufer in die neutrale Position zu bringen. Also die Position, in der alle Füße stehen sollten, damit sie den Fuß in eine aufrechte Position bringen, um die Kraft auf die ergonomischste und effektivste Weise übertragen zu können.“

Ich stehe also Oliver Elsenbach gegenüber. Er macht einen Fußabdruck auf einem Scanner. „Das ist für mich viel aussagekräftiger als eine Druckmessplatte“, sagt der 51-Jährige. Er betrachtet, wo ich Hornhaut an den Füßen bilde und wo meine Füße belastet sind. Dann misst er die Spannung meiner Beine, drückt sie durch, betrachtet meine Drehung im Hüftgelenk, wenn ich den Oberkörper vorbeuge und sieht den Zusammenhang zwischen Kniebeugung bzw. -streckung und der Rotation im Becken.

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Unsere Füße sollten in einer neutralen Position stehen - unabhängig vom Fußtyp - da diese den Fuß in eine aufrechte Position bringt, die die Kraft auf die ergonomischste Weise überträgt

„Rechts setzt du den Fuß weit außen auf, links nicht so sehr. Du knickst dann mit hoher Geschwindigkeit nach innen ein. Dein Knie kann diese Kraft auf Dauer nicht aushalten.“ Er erklärt mir anschaulich, wie eine kleine Bewegung im Fußgelenk eine Kette von größeren Bewegungen nach sich zieht. Und wie dadurch hohe Belastungen entstehen. Ich verstehe das sofort. „Bei dir schlägt das Knie bei jedem Schritt nach innen – das ist der Grund, warum der Meniskus zu stark beansprucht wird.“

Optimale Kraftübertragung für mehr Leistung

Er erklärt mir mit einfachen Worten, was die Biomechanik schon vor zehn Jahren gemessen hat: die Kräfte aufs Kniegelenk sind für den inneren Meniskus zu hoch. „Unsere Einlegesohle wird dir helfen“, sagt er. Seit sechs Wochen laufe ich endlich wieder. Regelmäßig. Und ohne Schmerzen. Die Distanzen werden länger. Und ja: die Sohle im Schuh spüre ich. Sie gibt meinem Fuß Halt. Sie drückt nicht, aber ein paar Läufe braucht man, um sich daran zu gewöhnen. Das liegt auch daran, dass die Solestar Neutral Run sehr robust ist. Das Fußbett enthält eine feste Schale und ist damit besonders stabil und stützend.

Es geht bei dieser Einlage nicht vornehmlich um Komfort. Es geht um eine Optimierung der Bewegung. Der stabilisierende Kern der Einlegesohle sorgt dafür, dass der Fuß in einer neutralen Position bleibt – damit werden Überlastungen vorgebeugt. Das bringt mehr Laufkontrolle und ermöglicht eine effektive Kraftübertragung für einen effizienten Laufstil.