Laufen mit Musik oder in aller Stille?

| Anja Herrlitz I Fotos: Thinkstock
Wie läuft es sich besser - mit oder ohne Musik? Das sagt unsere Expertin Gesa Krause dazu.

Stöpsel ins Ohr beim Laufen? Musikalische Untermalung auf der Laufrunde oder doch lieber das Zwitschern der Vögel im Ohr? Laufen mit Musik – hier scheiden sich die Geister. Muss aber gar nicht sein! Wieso Top-Läuferin und laufen.de-Expertin Gesa Krause gerne mit Musik im Ohr läuft – und wieso ihr iPod manchmal aber auch daheim bleiben muss, liest du hier.

Jetzt 132 starke Seiten: Das neue Magazin von laufen.de

Die große Olympiavorschau

Das Magazin von laufen.de hat jetzt 132 Seiten, 28 davon mit unserer großen Olympiavorschau. Wir stellen die deutschen Olympiastarter vor und analysieren ihre Chancen in Rio. Von den Hahnertwins - Anna Hahner und Lisa Hahner bis zu Arne Gabius. Wir haben Usain Bolt beim Training besucht und Doppel-Olympiasieger Mo Farah exklusiv interviewt. Und natürlich wie immer in laufen.de: jede Menge Tipps für alle, die gern laufen. Also: Ab zum Kiosk oder gleich hier bestellen und kostenlos das große Fitness-Laufbuch von Sabrina Mockenhaupt mitnehmen.

mehr erfahren
Aber vielleicht muss man das Thema auch gar nicht so dogmatisch angehen. Was spricht dagegen, mal mit Stöpsel im Ohr zu laufen, und ein anderes Mal ohne? Ähnlich sieht das Gesa Krause. Die Frankfurterin gehörte schon mit 21 Jahren zu den besten Hindernisläuferinnen der Welt und lief bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften unter die besten Zehn. Viele Stunden jede Woche verbringt die heute 23-Jährige mit dem Lauftraining. „Ich laufe prinzipiell sehr gerne mit Musik“, meint die zweimalige Nachwuchs-Europameisterin. „Laufen ist ein Gefühl von Freiheit. Die Musik unterstützt dieses Gefühl sehr.“

Musik passend zum Lauftempo

Die Vorteile von Laufen mit Musik im Ohr liegen für sie klar auf der Hand. „Musik verhilft mir meistens zu besserer Laune und innerer Zufriedenheit. Wenn ich beim Laufen Musik höre, fühle ich mich oft befreit. Da geht das Laufen wie von selbst!“ Deshalb hat sie sich auf ihrem Smartphone und iPod verschiedene Playlists zusammengestellt. „Oft verbinde ich Musik mit diversen Erlebnissen, sodass die Lieder mich motivieren und ich sie immer und immer wieder hören kann.“

Je nachdem welches Training gerade auf dem Plan steht, wählt die 23-Jährige ihre Musik aus. „Bei schnellen Dauerläufen, die den Puls hochtreiben, ist schnelle Musik ein Muss.“ Anders sieht es aus, wenn das Lauftempo nicht so hoch ist. Dann fällt ihre Wahl schon auch mal auf langsamere Rhythmen, bei denen sie entspannen und die Gedanken schweifen lassen kann.

Musik regt zum Laufen an

Es gibt auch Situationen, in denen man Gesa Krause fast immer mit Kopfhörer sieht: vor Wettkämpfen, wenn sie meist keine Lust mehr hat, sich zu unterhalten. „Dann liebe ich es Musik zu hören. Musik regt Menschen an, sich zu bewegen – und mich zu laufen.“ Hat Musik hören beim Laufen nicht nur Einfluss auf die Motivation, sondern vielleicht sogar auf die Leistung? Alexander Ferrauti von der Ruhr-Universität Bochum hat sich mit der Fragestellung beschäftigt. Er ließ sechs Sportstudenten auf einem Laufband an der sogenannten „aerob-anaeroben Schwelle“ trainieren, so lange bis sie nicht mehr konnten und den Versuch abbrechen mussten.

Belastbarer mit Musik

An einem Tag hörten sie dabei selbst ausgewählte Musik über einen MP3-Player, an einem anderen wurde ohne Musik gelaufen. Das Ergebnis war deutlich: Ohne MP3-Player hielten die Studenten die Belastung etwa 32 Minuten aus, mit Gerät immerhin 39 Minuten: „Die Belastungsverträglichkeit ändert sich durch die Musik“, schließt der Sportwissenschaftler daraus.

So sehr Gesa Krause die Vorteile von Musik beim Laufen schätzt – in manchen Situationen würde man sie nie mit Kopfhörer im Ohr antreffen. Zum Beispiel wenn sie mit Freunden zusammen läuft. „Das fände ich extrem unhöflich“, stellt sie klar. „Dann unterhalte ich mich lieber.“ Und auch wenn Trainingseinheiten im Stadion oder wichtige Tempoläufe anstehen, verzichtet sie auf musikalische Unterhaltung. „Dann bin ich oft angespannt und auch sehr konzentriert. Musik fehlt mir dann nicht oder lenkt mich sogar ab.“

Wann der iPod daheim bleiben muss

Und das gilt nicht nur für Profis wie Krause. „Bei hoch intensiven Belastungen wird das Gehirn durch Musik überfordert“, erklärt Professor Oliver Stoll von der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg. Die Informations-Aufnahme und -Verarbeitung werde gestört. Und auch sonst gilt: In manchen Situationen solltest du auf die Kopfhörer verzichten: In der Stadt beispielsweise ist es gefährlich, mit lauter Musik zu laufen. Man hört weder die Motorengeräusche von Autos noch das Klingeln von Fahrradfahrern. Wichtige Warnsignale für gefährliche Situationen fallen weg. Es bleibt weniger Zeit zum Reagieren. Unfälle drohen. In allen anderen Situationen wird es aber wohl bleiben wie es ist: Der eine lauscht lieber den neuesten Songs seiner Lieblingsband und der andere lässt die Vögel für sich singen.