Zane Branson: Laufsport verliert außergewöhnlichen Manager

| Jörg Wenig I Foto: Photorun
Manager Zane Branson starb in Kenia im Alter von 57 Jahren offenbar an einem Herzinfarkt.

Am vergangenen Samstag hat der internationale Laufsport eine außerordentliche Persönlichkeit verloren: Zane Branson starb in Kenia im Alter von 57 Jahren offenbar an einem Herzinfarkt. Wenn es so etwas wie den perfekten Athleten-Manager geben sollte, dann kam Zane Branson diesem Ideal so nahe wie vielleicht kein anderer. Pat Butcher, früherer Leichtathletik-Korrespondent der Londoner Times und seit Jahrzehnten als Journalist im Laufsport tätig, beschrieb den US-Amerikaner in einem Nachruf als den „nettesten Menschen, den man sich vorstellen kann“. In einer Branche, in der so mancher die Grenzen des Fair Play weit überschreitet, war er immer ruhig, besonnen und freundlich, dabei hoch kompetent.

Mit seiner noch jungen Management-Gruppe International Athletics Consultancy (IAC), die inzwischen in Prag ansässig ist, hat Zane Branson Maßstäbe gesetzt. Sein plötzlicher Tod schockiert seine Partner, Kollegen, Athleten und Freunde gleichermaßen. Das Projekt IAC dürfte er, vor allem in Kooperation mit dem Südafrikaner Davor Savija, jedoch derart gut etabliert haben, dass es auch in der Zukunft weiter florieren kann.

Zane Branson wurde 1957 in Ohio geboren und studierte später in East Tennessee. An der Universität gehörte er zu einer Gruppe von Topathleten, deren Aushängeschild der irische Weltklasseläufer Ray Flynn war.

Vom Musik- zum Sportmanager gewechselt

Wie Pat Butcher schreibt, hätte Zane Branson 1984 fast die höchste Prämie gewonnen, die es im Laufsport damals zu gewinnen gab. In den USA wurde bei dem 10-km-Rennen Kay-Pro eine Prämie von einer halben Million Dollar ausgelobt. Teilnehmen durften die besten Läufer der US-Staaten - jedoch nur die, die noch nie zuvor ein großes Rennen gewonnen hatten. Zane Branson gewann die Ausscheidung in Tennessee und lag im Finale bis einen Kilometer vor dem Ziel in Führung. Doch dann bekam er Atemprobleme und wurde am Ende nur Zweiter. Seine Enttäuschung hielt sich in Grenzen, denn er erfuhr, dass die Super-Prämie in Raten von 10.000 Dollar jährlich ausgezahlt werden sollte. Das Unternehmen war dann jedoch schon nach zwei Jahren Pleite…

Zane Branson war auch ein großer Fan von Blues-Musik und arbeitete zunächst im Musik- und nicht im Sport-Management. Er organisierte unter anderem in Liverpool Konzerte, wo er mehrere Jahre lebte.

In England begann der Amerikaner dann mit dem Management von Läufern. Es war lange Zeit ein Hobby, und es ging ihm mehr darum, den Athleten zu helfen als Geld zu verdienen. Einige Jahre arbeitete er später mit dem aus Mexiko kommenden und in den USA ansässigen Manager Luis Felipe Posso zusammen.

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Immer mehr wurde aus dem Hobby ein Full-Time-Job, was auch mit dem Erfolg zu tun hatte. Weltklasseläufer wie Patrick Makau, der in Berlin 2011 Marathon-Weltrekord lief, Cross-Weltmeisterin Emily Chebet oder Joyce Chepkirui und Wilson Chebet wurden von Zane Branson betreut.

Zane Bransons engster Partner bei IAC, Davor Savija, schrieb nach dem Tod seines Freundes: „Zane war ein Mann, der feinfühlig und gewissenhaft arbeitete. Er hatte sich vollkommen den Athleten verschrieben – und zwar nicht nur denen, die er als Manager betreute. Athleten-Management in Ost-Afrika war weit mehr als ein Geschäft für Zane, es war eine Berufung. Er hatte ein ausgefülltes Leben mit vielen Einschränkungen und Träumen.“

Zusammenbruch bei der Arbeit

Vor kurzer Zeit noch hatte Zane Branson erzählt, dass ein Vater eines kenianischen Athleten 100 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren war, um ihm persönlich zu danken für das, was er für den Sohn getan hatte. Solche Erlebnisse bedeuteten für Zane Branson mehr als die zehn Prozent, die er als Provision verdiente.

Zane Branson, dessen Eltern in West Virginia eine Farm betreiben, starb am Samstagmorgen bei der Arbeit. Er ging im kenianischen Iten, einem Trainingszentrum im Hochland, zu einem Streckenpunkt, den seine Läufer im Training passierten. Auf dem Weg dorthin unterhielt er sich mit einem Freund über Projekte und scherzte. Plötzlich brach er zusammen, alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Zane Branson wird dort bestattet, wo er viele Freunde hatte und sich wie zu Hause fühlte: im kenianischen Hochland.