Neue Streckenrekorde beim Dubai Marathon

| Text: Jörg Wenig | Fotos: Giancarlo Colombo/Standard Chartered Dubai Marathon

Der Standard Chartered Dubai-Marathon hat einmal mehr ein Weltklasse-Spektakel geboten. Mit 2:03:34 beziehungsweise 2:17:08 Stunden stellten der äthiopische Marathon-Debütant Getaneh Molla und die Kenianerin Ruth Chepngetich bei der 20. Auflage des Rennens neue Streckenrekorde auf.

Der Standard Chartered Dubai-Marathon hat einmal mehr ein Weltklasse-Spektakel geboten. Mit 2:03:34 beziehungsweise 2:17:08 Stunden stellten der äthiopische Marathon-Debütant Getaneh Molla und die Kenianerin Ruth Chepngetich bei der 20. Auflage des Rennens neue Streckenrekorde auf.

Molla ist nun der sechstschnellste Läufer der Marathongeschichte, Chepngetich sogar die Drittschnellste. Rechnet man die beiden Siegzeiten zusammen, war das Rennen mit 4:20:42 Stunden der zweitbeste Marathon aller Zeiten. In dieser Liste steht lediglich Berlin mit 4:19:50 (2018) noch vor Dubai. Rahmenwettbewerbe über kürzere Distanzen hinzugerechnet, hatten für den Lauf in den Vereinigten Arabischen Emiraten rund 30.000 Läufer gemeldet.

Bei sehr guten Wetterbedingungen mit einer Starttemperatur von 17 Grad Celsius am frühen Morgen entwickelte sich bei den Männern auf der superflachen Strecke ein sehr schnelles Rennen. 14 Läufer passierten die Halbmarathonmarke nach 61:43 Minuten. Nachdem der letzte der drei Tempomacher nach 30 km (1:27:43) aus dem Rennen gegangen war, setzten sich knapp 10 Kilometer vor dem Ziel die Äthiopier Getaneh Molla und Herpassa Negasa von den Konkurrenten ab. Zwischenzeitlich schloss Asefa Mengstu noch einmal zu seinen Landsleuten auf, doch in den entscheidenden Kampf um den Sieg konnte er nicht eingreifen. Knapp einen Kilometer vor dem Ziel löste sich Molla, der eine starke 5.000-m-Bestzeit von 12:59,58 aufweist und im Halbmarathon 60:34 bisher erreichte, von Negasa und lief nach 2:03:34 Stunden über die Ziellinie. Damit erzielte er die erste Zeit von unter 2:04 Stunden in Dubai und verbesserte den Streckenrekord, den Mosinet Geremew (Äthiopien) vor einem Jahr aufgestellt hatte, um 26 Sekunden.

Inoffizieller Debüt-Weltrekord

„Ich wusste vor meinem Debüt nicht so recht was möglich sein würde. Ich habe auf 2:05 oder 2:06 gehofft aber ganz sicher nicht an 2:03 gedacht“, sagte der 25-jährige Molla, der in Dubai gleich in seinem ersten Marathon-Rennen zum sechstschnellsten Läufer aller Zeiten über die klassische Distanz wurde und einen inoffiziellen Debüt-Weltrekord erzielte (der internationale Leichtathletik-Verband erkennt derartige Rekorde nicht offiziell an).

Auch der zweitplatzierte Herpassa Negasa lief mit 2:03:40 noch deutlich unter 2:04. Er schob sich auf Rang acht in der Liste der schnellsten Läufer aller Zeiten. Einen äthiopischen Dreifach-Triumph komplettierte Asefa Mengstu, der nach 2:04:24 im Ziel war. Nur in Dubai gab es bisher ein Rennen in dem drei oder mehr Läufer Zeiten von unter 2:04:30 erzielten: Im vergangenen Jahr liefen dort sogar sechs Athleten Zeiten zwischen 2:04:00 und 2:04:30.

Keinen guten Tag erwischte der Schweizer Rekordhalter Tadesse Abraham. Nachdem er in der Anfangsphase des Rennens auf Kurs war für eine neue Bestzeit von unter 2:06:40 Stunden und die Halbmarathonmarke in 63:14 Minuten passiert hatte, wurde er deutlich langsamer. Als Zehnter erreichte Abraham schließlich in 2:09:50 das Ziel.

Spektakuläres Damenrennen

Sogar noch etwas spektakulärer war in Dubai das Frauenrennen. Hier bestimmte Ruth Chepngetich von Beginn an das Geschehen und trieb immer wieder die Tempomacher an. Bald nach der Halbmarathon-Durchgangszeit von 68:10 Minuten konnte nur noch Worknesh Degefa (Äthiopien) mit der Kenianerin Schritt halten, die ihren vierten Marathon lief. In Istanbul hatte Chepngetich im vergangenen November mit einer hochklassigen Zeit von 2:18:35 Stunden bereits einen sensationellen Streckenrekord aufgestellt.

Rund zweieinhalb Monate später war sie auch in Dubai nicht zu schlagen, obwohl sie mehrmals Probleme hatte bei der Getränkeaufnahme an den Verpflegungspunkten. Mindestens zweimal blieb die Kenianerin stehen, um ihre Flasche zu finden. Nach 35 km versuchte Worknesh Degefa, die mit einer Bestzeit von 2:19:53 ins Rennen gegangen war, dann eine solche Situation zu nutzen und setzte sich an die Spitze. Doch Ruth Chepngetich reagierte umgehend, schloss die Lücke und setzte sich schließlich fünf Kilometer vor dem Ziel entscheidend ab. „Ich hatte Respekt vor Degefa. Aber in der Endphase des Rennens merkte ich, dass sie müde wurde“, sagte Ruth Chepngetich, die mit 2:17:08 die drittbeste je gelaufene Zeit erreichte. Nur die britische Weltrekordlerin Paula Radcliffe mit 2:15:25 vor 16 Jahren und die Kenianerin Mary Keitany, die 2017 eine Zeit von 2:17:01 erreichte, waren schneller als Ruth Chepngetich.

Die 24-Jährige, die für ihren Sieg ebenso wie Molla eine Prämie von 100.000 Dollar erhält, verbesserte den bisherigen Streckenrekord der Äthiopierin Roza Dereje (2:19:17) um über zwei Minuten. „Ich traue mir zu, auch den Weltrekord anzugreifen“, sagte Kenias neuer Lauf-Star. Den Afrikarekord von Mary Keitany hätte sie wohl schon in Dubai gebrochen, wenn sie nicht etliche Sekunden an den Verpflegungsständen verschenkt hätte.

Ein äthiopischer Rekord fiel jedoch in Dubai am Freitag: Mit 2:17:41 Stunden unterbot die zweitplatzierte Worknesh Degefa diese Bestzeit von Superstar Tirunesh Dibaba um 15 Sekunden und wurde zur viertschnellsten Läuferin aller Zeiten. Nie zuvor hat eine Läuferin mit einer solchen Zeit einen Marathon nicht gewinnen können. Das einzige andere Rennen bei dem bisher zwei Zeiten von unter 2:18 gelaufen wurden, war in London 2017. Worknesh Edesa (Äthiopien) wurde in Dubai Dritte mit hochklassigen 2:21:05.