Olympia-Marathon mit Anna Hahner oder Fate Tola?

| Text: Jörg Wenig | Foto: Imago
Aufschwung in der Laufszene: Bei Olympia in Rio werden sechs deutsche Marathonläufer starten. Offen ist noch, ob Anna Hahner oder Fate Tola nominiert werd

In der vergangenen Woche zählten Lisa (auf dem Foto oben links) und Anna Hahner (beide Run2Sky/Gengenbach) zu den Athleten, von denen die Kollektion des Deutschen Olympischen Sportbundes für Rio präsentiert wurde. Ob Anna Hahner aber zusammen mit ihrer Zwillingsschwester Lisa zu den sechs deutschen Marathonläufern zählen wird, die im August in Rio starten werden, ist noch offen. Ihr Start hängt davon ab, ob die Äthiopierin Fate Tola (LG Braunschweig; Foto unten) noch rechtzeitig die deutsche Staatsbürgerschaft erhält.

Für die große Überraschung bei den Frauen sorgte im Marathon-Frühjahr Anja Scherl. Die Läuferin der LG Telis Finanz Regensburg steigerte sich um über achteinhalb Minuten und wurde in Hamburg mit 2:27:50 Stunden zur schnellsten deutschen Frau im Olympia-Qualifikationszeitraum. Sie ist ebenso für Rio gesetzt wie Lisa Hahner (Run2Sky/Gengenbach), die als Deutsche Meisterin in Frankfurt im vergangenen Oktober 2:28:37 lief. Ihr schwächeres Rennen in Hannover im April, wo sie nicht über 2:34:56 hinauskam, hat keinen Einfluss auf die Nominierung. Den Halbmarathon-Leistungsnachweis hatte Lisa Hahner zuvor mit 1:14:28 Stunden beim Bienwald-Halbmarathon erbracht.

Arne Gabius wird Männerteam anführen

Klar sind die Verhältnisse bei den Männern: Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg) war nach seinem deutschen Rekordlauf von 2:08:33 Stunden in Frankfurt als Deutscher Meister gesetzt. Er erbrachte beim Berliner Halbmarathon Anfang April mit einer Zeit von 62:45 Minuten den geforderten Leistungsnachweis. Dass er am vergangenen Sonntag beim London-Marathon ausstieg, spielt keine Rolle mehr - zufällig hatte er dabei die Halbmarathonmarke kurz vor der Aufgabe nach 66:30 Minuten erreicht, also genau in der Zeit, die als Leistungsnachweis gefordert wurde.

Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg) ist die Nummer zwei im deutschen Marathon-Team. Er lief im vergangenen Jahr in Berlin 2:12:50 Stunden und erbrachte beim Berliner Halbmarathon den Leistungsnachweis mit einem Resultat von 64:58. Dieser Nachweis gelang auch Julian Flügel (Asics Team Memmert), der in Berlin 65:29 erreichte, nachdem er im vergangenen Herbst beim Berlin-Marathon 2:13:57 gelaufen war. Gehandikapt durch eine Muskelverletzung, konnte sich Julian Flügel dann beim Hamburg-Marathon im April nicht mehr steigern (2:17:10). Mit einem famosen Debüt entriss ihm eine Woche später Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid) noch das Rio-Ticket. Er lief in Düsseldorf 2:13:11 Stunden und ist damit zurzeit der schnellste Deutsche im Olympiajahr.

Sollte einer der drei verletzungsbedingt ausfallen, könnte Julian Flügel doch noch in Rio starten. Denn die Bundestrainerin Katrin Dörre-Heinig erklärte dazu: „Ich will Julian als Ersatzläufer vorschlagen - auch wenn die Erfahrung nicht dafür spricht, dass er zum Einsatz kommen wird.“

Man muss weit zurückblättern in den Ergebnislisten des olympischen Männer-Marathons, um ein Rennen mit drei deutschen Startern zu finden: Als 1980 bei den Spielen in Moskau Waldemar Cierpinski seinen Olympiasieg wiederholte, waren noch zwei weitere Läufer im DDR-Trikot dabei - Hans-Joachim Truppel lief auf Platz elf, Jürgen Eberding belegte Rang 21.