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Trail- und Berglauf-WM
Auftakt-Gold beim Heimspiel für Andrea Mayr - Silber fürs deutsche Berglauf-Team

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Was war das für ein Auftakt für die Trail-WM in Innsbruck und im Stubaital: Andrea Mayr sicherte Österreich Gold im Vertical. Für Deutschland gab es Silber und einen starken vierten Platz.

Rekord-Weltmeisterin Andrea Mayr hat sich bei der Heim-WM in Innsbruck und im Stubaital im Vertical zum siebten Mal die Goldmedaille geholt und dem Gastgeberland im zweiten Rennen die erste Medaille beschert. Die 43 Jahre alte Ärztin setzte sich gegen Philaries Jeruto Kisang aus Kenia und Grayson Murphy aus den USA durch.

Das „Vertical Uphill Race“ von Neustift zur Elferhütte vor der Kulisse der Stubaier Felsgipfel hat den Weltbesten alles abverlangt. Die Streckendaten sprechen für sich: Gesamtlänge 7,1 km, 1.020 Höhenmeter. Die letzten 800 Meter, auf denen es eine Skipiste fast senkrecht nach oben ging, waren dann Spannung pur. Kisang war als Führende in die entscheidende Phase des Rennens gegangen und konnte die Lücke noch vergrößern. Je steiler es wurde, desto näher kam Mayr ihrer Konkurrentin aber und etwa auf der Hälfte des Anstiegs konnte Mayr vorbeiziehen und ihren siebten Weltmeistertitel holen. Während Mayr bis ins Ziel laufen konnte, musste Kisang die letzten Meter gehen. Etwas mehr als eine Minute nach Mayr überquerte Grayson Murphy die Ziellinie, während Titelverteidigerin Allie McLaughlin ihrem Sprint im unteren Teil Tribut zollen musste und am Ende auf Platz 13 landete.

Andrea Mayr über ihren Sieg in 48:14 Minuten: „Ich wusste, dass mein Rennen startet, wenn es steil wird. Ich habe mich gut gefühlt und früh die Führung übernommen. Zu wissen verfolgt zu werden, hat mich gepusht. Die flacheren Passagen sind nicht meins, da hat mich die Kenianerin überholt. Die Stimmung auf der Zielgeraden war enorm, so viele Menschen, allen voran meine Familie, feuerten mich an. Das letzte Steilstück war sehr hart, aber ich bin überglücklich gewonnen zu haben.“

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Laura Hottenrott führt DLV-Team zu Silber

Einen ganz starken vierten Platz sicherte sich Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel), die 1:42 Minuten hinter der Siegerin im Ziel auf 2080 Metern war. „Ich habe mir das so sehr gewünscht“, sagte sie und konnte die Freudentränen nicht zurückhalten, „das fühlt sich wie ein Sieg an, obwohl es natürlich keine Medaille ist“, meinte sie und bedankte sich bei ihrem Vater und Trainer Kuno Hottenrott, nach dessen Plänen sie sich akribisch auf diese Bergrennen bei der WM vorbereitet hatte.

Edelmetall gab es dann aber auch noch für sie: In der Teamwertung sichert sich die deutsche Mannschaft Silber. Hinter Laura Hottenrott lief Marathon-Team-Europameisterin Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) auf Rang sieben, Hanna Gröber (Post SV Thüringen) wurde 22. Das reichte für Silber hinter Kenia, aber vor Großbritannien. Fürs Team wurden die besten drei Läuferinnen gewertet, eine Medaille erhielten aber alle vier, die auf der schweren Strecke gefinisht haben. Das Quartett vervollständigte als 39. im hundertköpfigen Feld Laura Hampel vom TSV Rosenheim.

„Für mich war es sehr hart. Bei den Steilstücken hatte ich das ja erwartet, aber ich hatte gehofft, auf den flacheren Passagen mehr drücken zu können, aber mit diesen vielen Höhenmetern in den Beinen musste ich aufpassen, dass ich nicht stolpere“, sagte Domenika Meyer, die bei der Berglauf-WM aus ihrem üblichen Marathontraining heraus ohne sehr spezielle Vorbereitung angetreten war. „Es hat Megaspaß gemacht, vor allem die letzten steilen Meter zum Ziel an der Berghütte, wo die Menschen so dicht an der Strecke waren und uns angefeuert haben. Ein Megalob für die Organisation und die Stimmung im Stubaital.“

  • Fotos: WMTRC 2023/Roast Media, Christian Ermert

Filimon Abraham mit Rang neun nicht zufrieden

Im Männerrennen lief es für Marathon-As Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) nicht so gut wie erhofft. Er kam als Neunter mit 2:50 Minuten Rückstand auf Weltmeister Patrick Kipngeno (Kenia) ins Ziel, der die gut 1000 Höhenmeter auf sieben Kilometern in 40:18 Minuten bewältigte und vor Levi Kiprotich aus Uganda und seinem kenianischen Landsmann Josphat Kiprotich gewann.

„Das war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Ich wollte mindestens unter die Top Fünf laufen, aber ich hatte schwere Beine. Woran das lag, weiß ich nicht“, meinte der 30-Jährige, der im März den drittschnellsten Marathon eines Deutschen gelaufen war. Eine sehr starke Leistung zeigte Julius Ott (TSG 1862 Weinheim), der als zweitbester Deutscher auf Rang 13 nur 42 Sekunden hinter Filimon Abraham das Ziel erreichte. „Das Rennen ist ziemlich genau so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte“, meinte der Deutsche Berglaufmeister von 2022. Er hat in der Coronazeit das Berglaufen für sich entdeckt, weil er mehr raus in die Natur wollte. Dabei fiel dem gebürtigen Weinheimer, der jetzt im österreichischen Graz an seiner Promotion im Bereich Recyclingtechnologien arbeitet, auf, dass er Talent fürs steile Bergauflaufen hat. Auf Rang 31 finishte Maximilian Zeus (LG Telis Finanz Regensburg) und Philipp Stuckhardt (SSC Hanau-Rodenbach) wurde 89.

Einen Tag nach dem Rennen ist Laura Hottenrott bereits in ihr nächstes Rennen bei diesen Weltmeisterschaften gestartet: In den Shorttrail von Innsbruck nach Neustift. Wobei „short“ etwas verniedlichend ist: Immerhin sind dabei 45,2 Kilometer im meist hochalpinen Gelände mit 3132 Höhenmetern im Aufstieg und 2719 Höhenmetern im Abstieg zu bewältigen. Wie dieses Rennen gelaufen ist, liest du hier.