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Wien-Marathon
Wegen unerlaubter Schuhe disqualifiziert: Hurisa verliert Sieg an Langat

| von Jörg Wenig

Erstmals ist bei einem bedeutenden internationalen Straßenlauf der Sieger wegen seiner Laufschuhe disqualifiziert worden: Beim Wien-Marathon war Derara Hurisa in verbotenen Schuhen unterwegs.

Zwei unterschiedliche Premieren gab es beim Vienna City Marathon: Das Rennen war weltweit der erste bedeutende Marathonlauf mit einem starken internationalen Elitefeld und einem Massenrennen seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020. Die Veranstalter registrierten einschließlich mehrerer Rennen über kürzere Distanzen rund 26.000 Anmeldungen. Gut 6.000 von ihnen hatten für den Marathon gemeldet. Dabei gab es am Ende ein Novum: Erstmals musste in einem bedeutenden internationalen Straßenlauf ein Sieger disqualifiziert werden, weil er mit nicht regelkonformen Schuhen gelaufen war. Der Äthiopier Derara Hurisa war als Erster nach 2:09:22 Stunden ins Ziel gelaufen. Doch am Ende wurde der Kenianer Leonard Langat zum Sieger.

Derara Hurisa war im neuen Prime X-Laufschuh seines Ausrüsters Adidas unterwegs, von dem bekannt ist, dass er nicht den Regeln entspricht, die der Leichtathletik-Weltverband für Straßenlaufschuhe in offiziellen Wettkämpfen aufgestellt hat. Schon die Höhe der Zwischensohle unter der Ferse sorgt dafür: Im Prime X ist so viel Lightstrike Pro-Schaum verbaut, dass er auf fünf Zentimeter Dämpfungsmaterial kommt, was für eine außergewöhnliche Reaktivität sorgt. Erlaubt ist maximal eine Dicke von vier Zentimetern. Hobbyläufer dürfen mit den Schuhen laufen, wer aber seine Leistung in offiziellen Bestenlisten sehen will oder sich weit vorn in Rennen platzieren will, muss auf sie verzichten.

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Dass der Prime X von Adidas nicht regelkonform ist, weiß man in der Szene

Das wusste Derara Hurisa scheinbar nicht. Weniger als 45 Minuten nachdem er als vermeintlicher Sieger ins Ziel zwischen Burgtheater und Rathaus gelaufen war, saß Derara Hurisa niedergeschlagen am Straßenrand. Er hatte gerade von seiner Disqualifikation erfahren. Der Äthiopier soll sich für die Schuhe entschieden haben, weil er sie im Training getragen hatte und davon ausging, dass sie regulär wären. Die Veranstalter hatten allerdings sowohl die Manager der Athleten als auch alle Eliteläufer auf die Regularien hingewiesen. Der Athlet beziehungsweise sein Manager hatte vorher, den Regeln entsprechend, zudem auch ein Formular ausgefüllt, auf dem unter anderem der Schuh angegeben werden muss. Eingetragen war hier ein regelkonformer Wettkampfschuh - diesen trug aber Derara Hurisa nicht am Sonntag. „Daher war eine Disqualifikation leider unumgänglich“, sagte der Wiener Rennleiter Hannes Langer.

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Leonard Langat läuft als Zweiter ins Ziel und gewinnt in 2:09:25 Stunden

„Natürlich wäre ich lieber auch als Erster ins Ziel gelaufen“, sagte Leonard Langat, der mit 2:09:25 Stunden erstmals eine Zeit von unter 2:10 erreichte. „Ich hatte keine Ahnung von einer möglichen Disqualifikation. Es war natürlich mein Ziel, zu gewinnen und am Ende danke ich Gott, das ich es geschafft habe. Es war ein gutes Rennen, aber die Hitze war problematisch.“ Nachdem die Spitzengruppe die 30-km-Marke noch nach 1:30:33 Stunden erreicht hatte und damit auf Kurs lag für eine Zeit um 2:07:30 wurde das Tempo deutlich langsamer. Nach einem taktischen Rennabschnitt in dem keiner die Initiative ergreifen wollte, entwickelte sich ein Dreikampf zwischen Leonard Langat, Betesfa Getahun und Derara Hurisa. Letzterer hatte den besten Sprint, allerdings mit illegalem Schuhwerk. So wurde Leonard Langat zum Sieger. Bei sehr warmen Wetterbedingungen mit Temperaturen von rund 25 Grad Celsius im letzten Teil des Rennens wurde Betesfa Getahun in 2:09:42 Zweiter vor Edwin Kosgei (Kenia/2:10:10).

Eine Debütantin triumphierte bei den Frauen: Vibian Chepkirui dominierte überraschend das Rennen. Die Kenianerin gewann in 2:24:29 vor den Äthiopierinnen Meseret Dinke und Gelete Burka, die nach 2:25:31 beziehungsweise 2:25:38 im Ziel waren. Die Schweizerin Fabienne Schlumpf erreichte nur gut einen Monat nach ihrem starken zwölften Rang bei Olympia den vierten Platz in überzeugenden 2:26:31.

Die Frauen waren lange Zeit schnell unterwegs. Vibian Chepkirui und die Äthiopierinnen Meseret Dinke und Gelete Burka passierten die Halbmarathonmarke in 70:47 Minuten und lagen damit gut auf Kurs in Richtung Streckenrekord (2:22:12). Es war dann überraschend Chepkirui, die davonzog. Bei 30 km lag sie mit 1:40:37 Stunden bereits 33 Sekunden vor Dinke und weitere 20 vor Burka. Obwohl die Kenianerin dann langsamer wurde und der Streckenrekord außer Reichweite geriet, war ihr Sieg nie in Gefahr. „Ohne die Hitze wäre ich heute zwei Minuten schneller gewesen“, sagte Vibian Chepkirui.