Triathlon: Weltrekord-Versuch
Wie Josefine Rutkowski in 60 Tagen 60 Ironman-Distanzen bewältigen will
60 Ironman-Distanzen in 60 Tagen – Josefine Rutkowski will den Weltrekord der Frauen nicht nur brechen, sondern gleich verdoppeln. Wir haben mit ihr über diese Herausforderung gesprochen.
Den Ironman kann man getrost als die Königsdisziplin des Ausdauersports bezeichnen: 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer auf dem Rad und zum Abschluss noch ein Marathon. Wer diese Distanz einmal bewältigt, darf sich mit Fug und Recht als Ausnahmesportler bezeichnen – körperlich wie mental.
Doch manche Menschen wollen mehr. Sie werden vom Ironman nicht nur herausgefordert, sondern regelrecht in den Bann gezogen. Was also tun, wenn einmal nicht genug ist? Richtig: Mehrere Ironmans – und das an aufeinanderfolgenden Tagen.

Der deutsche Extremsportler Jonas Deichmann hat im vergangenen Jahr mit seinem „Projekt 120“ eindrucksvoll gezeigt, was möglich ist: 120 Ironman-Distanzen in 120 Tagen – ein Weltrekord. Bei solchen Belastungen rückt der Fokus zwangsläufig weg von maximaler Leistung – hin zu effizientem Energiemanagement, bestmöglicher Regeneration und mentaler Widerstandskraft.
Im Vergleich dazu wirkt der bestehende Frauen-Weltrekord fast zurückhaltend: 30 Ironman-Distanzen in 30 Tagen – aufgestellt von der Österreicherin Alexandra Meixner. Doch das will Josefine Rutkowski jetzt ändern. Die 35-Jährige startet am 13. Juli ihr persönliches „Projekt 60“: 60 Ironmans in 60 Tagen.
Was Josefine zu dieser unglaublichen Herausforderung motiviert, wie sie sich vorbereitet hat, warum ihr Partner Jonas Deichmann eine Schlüsselrolle spielt und was sie anderen mit auf den Weg geben möchte, verrät sie uns im Interview auf laufen.de.

Josefine, du planst, 60 Ironman-Distanzen in 60 Tagen zu absolvieren – eine unfassbare Herausforderung. Was war der Auslöser für dein „Projekt 60“?
Ich habe meinen Freund Jonas Deichmann im vergangenen Jahr bei seinem Weltrekord-Projekt „Challenge 120“ begleitet – bei insgesamt 18 Langdistanzen (von seinen 120). Davon habe ich selbst zwei Mal drei und einmal fünf Langdistanzen am Stück absolviert. Dabei habe ich gemerkt, dass mir der Ultra-Ausdauersport liegt – ich war erstaunlich belastbar und hatte kaum Müdigkeitserscheinungen. In dieser Zeit kam dann die Idee auf: Vielleicht könnte ich selbst den Frauen-Weltrekord von 30 aufeinanderfolgenden Ironman-Distanzen brechen.
Wie bereitet man sich auf eine solche extreme Belastung vor – körperlich und mental?
Ich glaube, das Extreme muss einem grundsätzlich liegen. Man braucht ein optimistisches Mindset und tiefes Vertrauen in den eigenen Körper. Schon das Training war ja sehr intensiv – ich war täglich sechs bis acht Stunden sportlich aktiv. Für die mentale Seite habe ich mir Unterstützung geholt: Meine Stiefmutter Elisabeth ist Life Coach. Mit ihr habe ich über Monate hinweg wöchentlich gearbeitet, um Strategien zu entwickeln, wie ich mit möglichen mentalen Tiefs umgehe.

Man braucht ein optimistisches Mindset und tiefes Vertrauen in den eigenen Körper."
Viele sagen: Beim Ironman ist das Laufen die härteste und größte Belastung, vor allem für den Bewegungsapparat. Wie erlebst du das?
Für mich ist das Laufen tatsächlich der leichteste Teil. Ich komme ja ursprünglich vom Laufen – war in meiner Jugend auf der Bahn unterwegs und habe mit 16 meinen ersten Marathon gefinisht. Deshalb ist das meine Stärke. In der Vorbereitung habe ich gezielt Tempo aus dem Training rausgenommen und mich voll auf Grundlagenausdauer konzentriert: Statt kurz und intensiv lieber lang und locker.
Um trotzdem keine Probleme zu bekommen, habe ich wöchentlich präventiv mit meiner Physiotherapeutin gearbeitet. Zusätzlich stand eine tägliche Yoga-Praxis zur Entspannung und Aktivierung auf dem Programm.
Ein Ironman nimmt ja jeden Tag viele Stunden in Anspruch – gerade dann, wenn es nicht um Bestzeiten geht, sondern um effiziente Energienutzung und Regeneration. Wie wird so ein Tag bei dir während des Projekts typischerweise ablaufen?
Ich stehe um 5:40 Uhr auf, dann geht’s gegen 6:30 Uhr an den Binsfeldsee zum Schwimmen – 3,8 Kilometer. Danach fahre ich die 180 Kilometer Rad, aufgeteilt in zwei 90-Kilometer-Runden. Nach der ersten Runde gibt es in Dudenhofen eine kurze Mittagspause, dann folgt die zweite Runde. Nach der zweiten Radrunde komme ich wieder am Ferienhaus in Dudenhofen an und bereite mich aufs Laufen vor – mit einem kleinen Snack dazwischen. Der Marathon ist ebenfalls in zwei Runden unterteilt, sodass ich im Notfall noch einmal am Ferienhaus anhalten kann. Ankommen werde ich jeden Tag in Speyer.
Bei so einem Langzeitprojekt kommen sicherlich auch Phasen der Erschöpfung, Zweifel oder sogar Schmerzen. Was motiviert dich denn in solchen Momenten, wo es richtig hart wird, weiterzumachen?
Ich habe in der Vorbereitung viele mentale Strategien entwickelt und jetzt in meinem „Handgepäck“ immer dabei. Dadurch bin ich in der Lage, in schwierigen Momenten schnell zu reagieren und mich neu zu motivieren.
Die naheliegendste Frage bei so einem Extremprojekt ist natürlich: Warum tut man sich das an? Was treibt dich persönlich bei deinem „Projekt 60“ an – und was möchtest du anderen mit deinem Weg mitgeben?
Ich bin sehr neugierig, was mein Körper aushalten kann, wie er die Belastung wegsteckt, wie ich selbst damit umgehe – physisch und psychisch. Ich möchte mutig sein, neue Wege gehen und aus meiner Komfortzone herauskommen. Gleichzeitig spielt das Gemeinschaftsgefühl eine große Rolle: Mein Team, das mich jede Minute unterstützen wird, ist während des Projekts wirklich unersetzlich. Und ich möchte andere inspirieren, an ihre Träume zu glauben – und den Mut zu haben, sie wirklich zu verfolgen.

Ich möchte mutig sein, neue Wege gehen und aus meiner Komfortzone herauskommen."
Du hast dein Team bereits angesprochen. Wie wichtig ist die Unterstützung durch dein Umfeld für ein Projekt dieser Größenordnung – und welche Rolle spielt dabei dein Partner Jonas Deichmann, der ja selbst ein Extrem-Ausdauersportler ist?
Mein Team ist für mich absolut unverzichtbar. Jeder einzelne Mensch, der mich während des Projekts begleitet, spielt eine zentrale Rolle – sei es in der Organisation, bei der täglichen Umsetzung oder in der emotionalen Unterstützung. Ohne sie wäre das alles schlicht nicht möglich.
Jonas ist dabei mein absoluter Ruhepol, mein Fels in der Brandung sozusagen. Er kennt diese Art von Belastung aus eigener Erfahrung und hat dadurch ein tiefes Verständnis für das, was auf mich zukommt. Er gibt mir ein Gefühl von Ruhe und vermittelt mir immer das Vertrauen, dass alles funktionieren wird. Vielleicht anders als geplant. Doch immer mit dem tiefen Vertrauen, dass alles klappen wird.
Du vertraust während deiner Challenge auf Technik von COROS. Inwiefern hilft dir das, dein Training und deine Regeneration im Blick zu behalten?
COROS ist für mich ein echter Gamechanger – sowohl in der Vorbereitung als auch während des Projekts. Ich arbeite sehr gerne mit dem Team zusammen, fühle mich gut betreut und verstanden. Es macht einfach Spaß einen Partner an meiner Seite zu haben der bei diesem Höchstleistungsprojekt genauso motiviert ist wie ich und immer wieder kreative Ideen mit mir teilt.

Ich trage die Pace Pro, die mir in der Vorbereitung wichtige Einblicke in meine Erholung, Schlafqualität, mein Stresslevel und meine Herzratenvariabilität geliefert hat. Diese Daten waren extrem hilfreich, um mein Training optimal zu steuern – besonders, weil ich eben nicht für eine maximale Wettkampfleistung trainiert habe, sondern für 60 Tage durchgängige Belastung.
Auch beim Radfahren bin ich mit COROS unterwegs: Ich nutze den Radcomputer DURA, der eine beeindruckend lange Akkulaufzeit hat. Gerade bei so einem Projekt ist das ein echter Vorteil, weil es im Alltag einfach ein Stressfaktor weniger ist.
60 Tage 60 Ironmans – das kann ganz schön einsam werden. Dürfen dich denn Fans bei der Challenge begleiten und unterstützen?
60 Tage lang jeden Tag einen Ironman zu machen, bedeutet natürlich viele Stunden mit sich selbst. Es gibt aber auch eine schöne Seite daran: die intensive Verbindung mit dem eigenen Körper, den Gedanken und der Natur. Trotzdem freue ich mich natürlich sehr über Gesellschaft. Ab dem 13. Juli können mich alle, die Lust haben, beim Schwimmen und Laufen begleiten. 60 Tage lang darf jeder mit mir auf der Spielwiese des Ausdauersports austoben – ich freue mich über jede Begegnung!

Zum Abschluss: Worauf freust du dich persönlich am meisten, wenn du an die kommenden 60 Tage denkst?
Ich freue mich auf das, was man nicht planen kann. Auf den bunten Blumenstrauß an Emotionen, der mich erwartet. Es wird bestimmt Tage geben, die leicht und voller Energie sind, aber auch andere, an denen ich mich durchkämpfen muss. Aber genau das macht es für mich spannend. Keiner kann heute wissen, was in den 60 Tagen passiert – und genau das ist das Schöne daran
Noch mehr Informationen zum "Projekt 60"
Mehr über das Projekt und Josefine Rutkowskis Zusammenarbeit mit COROS erfährst du in diesem Blogbeitrag von COROS, der ihr „Projekt 60“ noch einmal ausführlich vorstellt:
https://coros.com/stories/athlete-stories/c/josefine-rutkowski-project-60