Wien-Marathon: Kimetto steigt aus, Bounasser gewinnt überraschend

Wien-Marathon: Kimetto steigt aus, Bounasser gewinnt überraschend

| Text: Jörg Wenig | Fotos: VCM/Leo Hagen, Herbert Neubauer

Salaheddine Bounasser aus Marokko hat den Wien-Marathon gewonnen. Bei großer Wärme stieg Dennis Kimetto aus. Nancy Kiprop siegte bei den Frauen.

Salaheddine Bounasser ist der Überraschungs-Sieger des Wien-Marathons. Bei sehr warmem Wetter mit Temperaturen von über 20 Grad Celsius lief der Marokkaner eine persönliche Bestzeit von 2:09:29 Stunden. Wie im Vorjahr musste sich Ishmael Bushendich mit Platz zwei zufrieden geben. Der Kenianer lief 2:10:03 während sein Landsmann Samwel Maswai als Dritter in 2:11:08 folgte. Weltrekordler Dennis Kimetto kam einmal mehr nicht ins Ziel eines Marathons: Der Kenianer gab vor der 25-km-Marke auf. Nachdem er bis Kilometer 22 in der Führungsgruppe gelaufen war, fiel er zurück und humpelte, bevor er aus dem Rennen ging.

Nancy Kiprop verteidigte ihren Titel mit einer persönlichen Bestzeit von 2:24:18 Stunden. Lange Zeit lag die kenianische Vorjahressiegerin auf Kurs für einen Streckenrekord (2:23:47), doch in der Hitze konnte sie das Tempo in der Schlussphase nicht mehr halten. Melesech Tsegaye (Äthiopien) und Celestine Chepchirchir (Kenia) belegten die Plätze zwei und drei in 2:29:51 beziehungsweise 2:30:39.

Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, verzeichnete der Vienna City Marathon eine Meldezahl von 41.919 Athleten aus 130 Nationen. Rund 8.300 von ihnen gingen über die 42,195 km an den Start.

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Das Männer-Rennen: Weltrekordler Dennis Kimetto schon früh raus

Für den ersten Paukenschlag des Rennens sorgte ausgerechnet der Top-Favorit. Dennis Kimetto, der sich dreieinhalb Jahre nach seinem Weltrekordlauf von Berlin wieder zurückmelden wollte, fiel bei Kilometer 22 zurück und stieg noch vor der 25-km-Marke aus. Muskuläre Probleme in der linken Wade hatten den Star behindert. Damit wartet der Kenianer seit zwei Jahren auf eine Zielankunft im Marathon.

Der Ausfall des Favoriten motivierte die Konkurrenz, die nun ihre Chance sah. Bei Kilometer 28 setzte sich mit Ishmael Bushendich, Samwel Maswai und Salaheddine Bounasser ein Trio leicht ab, wenig später beschleunigten der Vorjahreszweite Bushendich und der Marokkaner Bounasser und setzten das Rennen zu zweit an der Spitze fort. Obwohl der Abstand zu den Verfolgern nie wirklich groß wurde, diktierte das Duo das letzte Renndrittel.

Die Entscheidung fiel drei Kilometer vor dem Ziel, als Bounasser davonzog. Der 27-jährige, der im vergangenen Herbst bei ähnlich schwierigen Bedingungen den Peking-Marathon für sich entscheiden konnte, zog durch und erreichte das Ziel in einer Zeit von 2:09:29 Stunden. Eine angesichts der nicht leistungsfördernden Bedingungen sehr beachtliche Zeit. Bounasser verbesserte seine persönliche Bestleistung trotz der Hitze um 35 Sekunden.

Für einen nationalen Höhepunkt sorgte Peter Herzog (LC Saalfelden), der sich in 2:16:57 Stunden als Zehnter für die Europameisterschaften qualifizierte.

Das Frauen-Rennen: Den Streckenrekord nur knapp verpasst

Die Zeichen im Frauenrennen standen lange Zeit auf Streckenrekord. Bei der Halbmarathonmarke lagen drei Läuferinnen in Führung: Titelverteidigerin Nancy Kiprop, ihre Landsfrau Celestine Chepchirchir und Fatuma Sado aus Äthiopien hielten das Tempo mit einer Zwischenzeit von 71:47 Minuten hoch. Mitfavoritin Helen Tola (Äthiopien) hatte dagegen bereits den Kontakt zur Spitze verloren und stieg vor der 30-km-Marke aus.

Sado hielt bis Kilometer 24 den Anschluss, dann musste auch sie dem hohen Tempo Tribut zollen. Chepchirchir konnte noch bis gut 30 km folgen. Bald danach war Nancy Kiprop jedoch ganz alleine an der Spitze unterwegs. Die Kenianerin siegte schließlich in 2:24:18. Das ist die zweitschnellste jemals in Wien gelaufene Frauen-Zeit. Und Kiprop war damit genau zwei Sekunden schneller als bei ihrem Triumph im Vorjahr, verpasst den Streckenrekord aber erneut um eine gute halbe Minute.  „Ich bin sehr glücklich, hier zum zweiten Mal gewonnen zu haben. Für den Streckenrekord war es leider zu warm“, sagte Nancy Kiprop.

Österreichs Triathletin Eva Wutti beendete ihren ersten reinen Marathon als Siebente in 2:37:59, verpasste aber die avisierte EM-Norm um eine Minute.