WM: Farah triumphiert, Gabius bei Abschiedsrennen 17.

| Jörg Wenig I Foto: Getty Images for IAAF
Das 10.000-Meter-Finale der WM in Peking war an Spannung kaum zu überbieten. Mo Farah setzte sich am Ende durch, Arne Gabius wurde in seinem letzten Bahnr

Das 10.000-Meter-Finale der WM in Peking war an Spannung kaum zu überbieten. Mo Farah setzte sich am Ende durch, Arne Gabius wurde in seinem letzten Bahnrennen 17. Am Vormittag hatte der Außenseiter Ghirmay Ghebrselassie (Eritrea) den WM-Marathon überraschend für sich entschieden.

In einem packenden 10.000-Meter-Finale hat Mo Farah den Titel bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Peking verteidigt. Der britische Olympiasieger gewann das 25-Runden-Rennen in 27:01,13 Minuten knapp vor den Kenianern Geoffrey Kamworor (27:01,76 min) und Paul Tanui (27:02,83 min). Der dritte Kenianer im Rennen, Bedan Karoki Muchiri, wurde in 27:04,77 Minuten Vierter vor Farahs Trainingspartner Galen Rupp (USA/27:08,91 min). Die Äthiopier spielten im Rennen um die Medaillen keine Rolle. In einem schnellen Finale lief Arne Gabius auf Platz 17 in 28:24,47 Minuten ins Ziel. Damit hier er sich in dem starken Feld im Rahmen der Erwartungen und war der dritte von vier Europäern in diesem Finale. Es ist die beste Platzierung eines deutschen Athleten in einem 10.000-Meter-WM-Finale, seit laufen.de-Experte Carsten Eich 1997 in Athen Rang 16 belegt hatte.

„Es war großartig, hier rauszugehen, über die Ziellinie zu laufen und meinen Titel zu verteidigen“, sagte Farah. „Das bedeutet mir so viel. Denn alle wissen: Das war kein leichtes Jahr für mich. Im Mai hatte die BBC in einer großen TV-Reportage massive Doping-Vorwürfe gegen seinen Trainer Alberto Salazar erhoben. Farah selbst wurde darin nie belastet. Trotzdem galt der britische Laufstar in der Öffentlichkeit anschließend als verdächtig - auch weil er seine großen Titel auf der Laufbahn erst seit seinem Wechsel zu Salazar gewann.

In den Fußstapfen von Gebrselassie und Bekele

„Mein Name wurde durch den Dreck gezogen“, meinte Farah auch am Samstag noch einmal. „Aber ich bin nach dieser Sache nach Hause gefahren und habe mich auf das konzentriert, was ich am besten kann: das Laufen. Ich liebe, was ich tue, jeden Tag. Und ich kann nicht alles kontrollieren, nur mein Training.“ Mo Farah ist jetzt einer von nur drei Läufern neben den Äthiopiern Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele, die einen 10.000-Meter-Titel bei Weltmeisterschaften verteidigen konnten und die mehr als einmal Gold über diese Distanz gewannen. Gebrselassie und Bekele haben den WM-Titel allerdings jeweils viermal in Folge gewonnen.

Die einzige Chance, den sprintstarken Mo Farah vielleicht schlagen zu können, war ein schnelles Tempo. Das war seinen kenianischen Gegnern klar. Gemeinsam versuchten Kamworor, Tanui und Muchiri das Tempo hoch zu halten. Das gelang aber nicht durchgängig bei den hohen Temperaturen in Peking. Galen Rupp und Mo Farah hatten offensichtlich keine große Mühe, mit den drei Kenianern in einer fünfköpfigen Spitzengruppe Schritt zu halten. Noch auf dem letzten Kilometer lief dieses Quintett zusammen. Viel sprach jetzt schon für Mo Farah, der gegenüber Geoffrey Kamworor Vorteile in der Sprint-Schnelligkeit hat, nicht jedoch in der Ausdauer wenn es über die 10-Kilometer-Distanz hinaus geht.

Schrecksekunde auf der Schlussrunde

Rund 400 Meter vor dem Ziel gab es jedoch eine Schrecksekunde für den 32-jährigen Farah, der fast stürzte, nachdem ihm Kamworor versehentlich in die Hacke getreten war. Knapp 200 Meter vor dem Ziel liefen Kamworor und Tanui nebeneinander direkt hinter Farah, doch der Brite war dann auf der Zielgerade nicht einzuholen. „Es war nicht leicht bei diesem Tempo, ich musste an den Kenianern dran bleiben. Aber ich war immer zuversichtlich, obwohl ich mehrfach touchiert wurde und fast gestürzt wäre“, sagte Mo Farah, der sich nun auf den 5.000-Meter-Wettbewerb vorbereitet und dort als Favorit an den Start geht. Noch nie hat ein Läufer in der WM-Geschichte zweimal hintereinander beide Langstrecken gewonnen.

Aus dem Marathontraining heraus lief Arne Gabius dieses 10.000-Meter-Finale in Peking. Gemessen daran hielt er sich achtbar bei diesem Rennen. Anfangs sortierte er sich mutig im Mittelfeld des Feldes, nur zwei, drei Plätze hinter Mo Farah ein. Als die Kenianer an der Spitze zwischen Kilometer drei und vier das Tempo verschärften und sich die lang gezogene Gruppe teilte, fiel auch Arne Gabius zurück. Fair machte er später Platz, als ihn die Spitzengruppe überrundete – andere taten dies nicht. Kurzzeitig versuchte er sich dann an diese Gruppe anzuhängen, doch das Tempo war natürlich zu schnell für den 34-Jährigen, der für den Verein Marathon Hamburg startet und am 25. Oktober beim Frankfurt-Marathon laufen wird. Dieses Rennen wird sein Jahres-Höhepunkt. Am Main will er sich auch für den olympischen Marathon in Rio 2016 qualifizieren.

Nach dem WM-Finale verkündete Arne Gabius seinen Abschied von den Bahn-Langstrecken. In Zukkunft will er sich nur noch auf den Marathon konzentrieren:  „Ich habe mir vielleicht einen Tick mehr vorgenommen, aber es ist okay! Ich bin zufrieden. Das war mein letztes Rennen auf der Bahn. Ich wollte es unbedingt zu Ende bringen, auch wenn es weh tut – nur das bringt mich weiter. Ich war der einzige gebürtige Europäer im Rennen, es ist schade, dass wir nicht so stark vertreten waren. Hier war die Crème de la Crème aus Afrika am Start, die Besten der Besten."