© Haspa Marathon Hamburg / Hoch Zwei

Vorschau Hamburg-Marathon
Yalemzerf Yehualaw im sehr starken Elitefeld

| Text: Jörg Wenig

Die äthiopische 10-km-Weltrekordlerin Yalemzerf Yehualaw gibt am Sonntag bei deutschlands größtem Frühjahrsmarathon ihr vielversprechendes Debüt. Der NDR wird das Rennen live übertragen.

Deborah Schöneborn, Kristina Hendel, Johannes Motschmann und Philipp Pflieger sind die aussichtsreichsten deutschen Starter in Hamburg, wobei die aus Kroatien kommende Kristina Hendel nach wie vor noch keine internationale Startberechtigung für Deutschland erhalten hat.

Mit den wohl stärksten Elitefeldern der Veranstaltungsgeschichte findet der Haspa Marathon Hamburg am Sonntag zum ersten Mal seit 2019 wieder im Frühjahr statt. Nachdem das Rennen im vergangenen September aufgrund der Corona-Einschränkungen auf nicht einmal 5.000 Läufer begrenzt war und ein Elitefeld so gut wie nicht vorhanden war, wird der Marathon am Sonntag das Gegenteil: Über 20.000 Anmeldungen aus 65 Nationen registrierten die Veranstalter für die verschiedenen Lauf-Wettbewerbe und auf den Elite-Startlisten finden sich gleich elf Athleten mit Bestzeiten von unter 2:08 Stunden sowie sieben Frauen, die bereits unter 2:27 Stunden gelaufen sind. Doch der eigentliche Star des Rennens ist noch nie einen Marathon gelaufen: Die äthiopische 10-km-Weltrekordlerin Yalemzerf Yehualaw rennt am Sonntag beim Haspa Marathon Hamburg ein mit Spannung erwartetes Debüt über die 42,195 Kilometer.

Yalemzerf Yehualaw gibt Hoffnung auf neuen Streckenrekord der Frauen

„Wir freuen uns, dass wir mit einem großen Rennen und einem sehr starken Elitefeld in das Frühjahr zurückkehren. Ich hoffe auf einige sehr gute Leistungen und auf einen Streckenrekord bei den Frauen“, sagte der Hamburger Chef-Organisator Frank Thaleiser.

Hamburg könnte am Sonntag zum Ausgangspunkt einer außerordentlichen Marathon-Karriere werden. Und es wäre nicht das erste Mal, dass dies in der Hansestadt passiert: Denn Kenias Superstar Eliud Kipchoge lief hier 2013 sein Marathon-Debüt, das er damals in 2:05:30 Stunden gewann. Diese Zeit ist nach wie vor der Hamburger Streckenrekord.

Startet Yalemzerf Yehualaw nun am Sonntag ihre eigene Marathon-Erfolgsstory in Hamburg? Die 22-jährige Äthiopierin bringt alle Voraussetzungen dafür mit. Mit einer Halbmarathon-Bestzeit von 63:51 Minuten ist sie die zweitschnellste Läuferin aller Zeiten über die „halbe Distanz“. Zudem pulverisierte sie im Februar im spanischen Castellon den 10-km-Weltrekord mit einer Zeit von 29:14 Minuten.

„Yalemzerf hat sehr gut trainiert und wir freuen uns auf ein viel versprechendes und interessantes Marathon-Debüt“, sagte Jurrie van der Velden, der in Hamburg für das Elitefeld zuständig ist. Da die Läuferin zusammen mit einer Gruppe von äthiopischen Athleten am Donnerstag erst verspätet in Hamburg eintreffen sollte, verpasste sie die Pressekonferenz. Die Äthiopierin könnte eines der schnellsten Marathon-Debüts aller Zeiten laufen und auf Anhieb auch den Streckenrekord brechen. Die schnellste je gelaufene Debüt-Marathonzeit einer Frau erreichte die Britin Paula Radcliffe, die 2002 den London-Marathon in 2:18:56 Stunden gewann. Den Hamburger Kursrekord stellte die Äthiopierin Meselech Melkamu 2016 mit 2:21:54 Stunden auf. Obwohl sie ihr Debüt laufen wird, muss Yalemzerf Yehualaw als Favoritin angesehen werden.

© Norbert Wilhelmi

Vorschau der Frauen

Die schnellste Läuferin auf der Startliste ist die Olympia-Zweite von 2012, Priscah Jeptoo. Sie hat eine Bestzeit von 2:20:14 Stunden, kam aber in den letzten Jahren nicht mehr an derartige Zeitbereiche heran. Zwei Frauen kehren nach Hamburg zurück, die das Rennen bereits gewonnen haben: Gadise Mulu ist die Titelverteidigerin und ihre äthiopische Landsfrau Dibabe Kuma triumphierte beim Haspa Marathon Hamburg vor drei Jahren. Sie ist mit einer Bestzeit von 2:23:24 Stunden die Nummer zwei auf der Startliste.

Für Deborah Schöneborn (SCC Berlin) geht es nach einer längeren Verletzung im Herbst und Winter darum, sich im Marathon zurück zu melden. Nachdem sie beim Berliner Halbmarathon vor wenigen Wochen 73:19 Stunden gelaufen war, will sie in Hamburg zumindest die Einzel-Norm für die Europameisterschaften von 2:32:00 Stunden unterbieten. Es spricht einiges dafür, dass Kristina Hendel (LG Braunschweig) am Sonntag die schnellste deutsche Läuferin sein wird. Sie lief in Essen im vergangenen Herbst mit 2:27:31 Stunden ein gutes Marathon-Debüt und steigerte sich im März beim Istanbul-Marathon auf 70:38 Minuten. Sie will sich in Hamburg weiter verbessern und hofft, dass sie dann rechtzeitig vor der EM in München die Startberechtigung für Deutschland erhält. Mit Corinna Harrer (LG Telis Finanz Regensburg/Bestzeit: 2:41:58 Stunden) ist auch die Deutsche Meisterin des vergangenen Jahres in Hamburg am Start.

© IMAGO/Stefan Zeitz

Vorschau der Männer

Drei Läufer gehen am Sonntag an den Start, die schnellere Bestzeiten aufweisen als der Streckenrekord, den Eliud Kipchoge 2013 in Hamburg aufstellte (2:05:30 Stunden). Nachdem Guye Adola verletzungsbedingt passen musste, ist sein äthiopischer Landsmann Abebe Negewo jetzt der schnellste Läufer auf der Startliste. Er hat eine persönliche Bestzeit von 2:04:06 Stunden, die er 2019 in Valencia erzielte. Mit Tsegaye Mekonnen kehrt der Sieger des Haspa Marathon Hamburg 2017 zurück. Der Äthiopier ist nach wie vor der inoffizielle Junioren-Weltrekordler mit einer Zeit von 2:04:32 Stunden. In sehr guter Form präsentierte sich im vergangenen Herbst Barselius Kipyego. Der Kenianer steigerte sich in Paris auf 2:04:48 Stunden.

Philipp Pflieger und Johannes Motschmann (beide SCC Berlin) gehen mit persönlichen Bestzeiten von 2:12:15 Stunden beziehungsweise 2:12:18 Stunden an den Start. Motschmann zeigte vor kurzem beim Berliner Halbmarathon viel versprechende Form mit einer Steigerung auf 61:45 Minuten. Wie eine Reihe von anderen Athleten hofft er, in Hamburg die WM-Norm von 2:11:30 Stunden zu unterbieten. Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) und Florian Röser (TV Konstanz) laufen in Hamburg ihre Marathon-Debüts.

Topläufer mit persönlichen Bestzeiten

Männer:

  • Abebe Negewo Degefa        ETH    2:04:06
  • Tsegaye Mekonnen             ETH    2:04:32
  • Barselius Kipyego               KEN    2:04:48
  • Dejene Debele                      ETH    2:05:46
  • Simon Kipkosgei                  KEN    2:07:07
  • Cybrian Kotut                       KEN    2:07:11
  • Bernard Ngeno                     KEN    2:07:18
  • Amos Mitei                            KEN    2:07:28
  • Workineh Tadesse               ETH    2:07:42
  • Abrar Osman                        ERI      2:07:46
  • Mustafa Kedir                       ETH    2:07:49
  • Alfred Koech                         KEN    2:09:01
  • Victor Kiplangat                   UGA   2:10:18
  • Bazezew Asmare                 ETH    2:10:51
  • Masresha Bere                     ETH    2:10:55
  • Arturo Esparza                     MEX    2:11:04
  • Philipp Pflieger                     GER    2:12:15
  • Johannes Motschmann       GER    2:12:18
  • Gasper Csere                       HUN    2:14:34
  • Dario Castro                         MEX    2:14:51
  • Marco Salami                       ITA      2:14:57
  • Stephen Kissa                      UGA   Debüt
  • Ronald Kirui                         KEN    Debüt
  • Ibrahim Hassan                    DJI      Debüt
  • Filimon Abraham                 GER    Debüt
  • Florian Röser                       GER    Debüt

 

Frauen:

  • Priscah Jeptoo                     KEN    2:20:14
  • Dibabe Kuma                        ETH    2:23:24
  • Carla Rocha                          POR    2:24:47
  • Tseginesh Mekonnen          ETH    2:24:50
  • Gadise Mulu                         ETH    2:26:20
  • Alice Cherono                      KEN    2:26:51
  • Deborah Schöneborn          GER    2:26:55
  • Kristina Hendel                    CRO   2:27:31
  • Rosa Chacha                        ECU    2:28:17
  • Andreia Hessel                     BRA    2:34:55
  • Maria Sagnes Wagan           NOR   2:35:34
  • Camilla Elofsson                  SWE   2:35:37
  • Corinna Harrer                     GER    2:41:58
  • Yalemzerf Yehualaw            ETH    Debüt
  • Alia Mohamed                      UAE    Debüt