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DM über 10.000 Meter
Alina Reh feiert Comeback nach Herzmuskelentzündung

| Text: Jörg Wenig/Nicolas Walter | Fotos: Norbert Wilhelmi

Nach einer dreimonatigen Laufpause wegen einer Herzmuskelentzündung hat Alina Reh den deutschen Meistertitel über 10.000 Meter geholt. Die 24-Jährige lief in Pliezhausen 32:06,63 Minuten.

Für Alina Reh, die für den SCC Berlin startet, war es ein erfolgreiches Comeback nach einer längeren, gesundheitlich bedingten Pause. Nachdem die 24-Jährige im vergangenen Dezember mit einem dritten Platz bei den Crosslauf-Europameisterschaften überrascht hatte, fiel sie aufgrund einer Herzmuskelentzündung in der Folge einer Corona-Impfung für drei Monate aus. Während dieser langen Zeit galt für sie ein striktes Trainingsverbot. Nicht nur was das Laufen betraf, auch Ausdauereinheiten auf dem Rad oder im Wasser waren nicht möglich.

Jetzt gewann Alina Reh ihr erstes Rennen in Pliezhausen souverän und blieb mit einer Zeit von 32:06,63 Minuten auch klar unter der 32:20-Norm für die Europameisterschaften, die im August in München stattfinden. Zweite wurde die Marathon-Spezialistin Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt), die sich auf 32:26,28 steigerte. Rang drei belegte Eva Dieterich (Laufteam Kassel/32:40,11) vor Domenika Mayer (LG Telis Finanz Regensburg/32:43,82).

„Ich bin froh, dass ich wieder gesund bin. Es fällt mir halt nicht leicht, meine Füße still zu halten. Ich bin ein Mensch, der die Bewegung braucht“, sagt Alina Reh rückblickend. Die Herzmuskelentzündung wurde bei der Laichingerin nach einer Coronaschutzimpfung Ende 2021 festgestellt. „Ich habe mich über längere Zeit schlapp gefühlt, darum habe ich mich untersuchen lassen“, so Alina Reh. Zwar wurde nur eine leichte Herzmuskelentzündung diagnostiziert, doch an leistungssportliches Training war nicht zu denken. Denn eine Belastung des Herzens hätte eventuell noch größere Auswirkungen auf die Gesundheit der Läuferin gehabt.

Seit der Diagnose wurde Alina Reh in den Kliniken in Tübingen und Ulm regelmäßig durchgecheckt. Erst als alle Werte wieder stabil im grünen Bereich lagen, durfte die 24-Jährige Anfang April wieder mit dem geregelten Lauftraining beginnen. Dabei startete sie natürlich nicht von 0 auf 100 durch. „Der Bewegungsapparat musste sich erst wieder an die Belastung gewöhnen. Schließlich bin ich drei Monate lang nicht gelaufen“, so Alina Reh.

In Pliezhausen konnte sie mit den Zuschauern im Schönbuchstadion im Rücken die zweite Hälfte des Rennens sogar noch etwas schneller gestalten und somit einem ungefährdeten Sieg entgegenlaufen. Katharina Steinruck hatte sich dahinter von Domenika Mayer absetzen können und holte sich in neuer Bestzeit von 32:26,28 Minuten schließlich Silber.

Mayer, die kürzlich mit ihrem Titelgewinn bei den Deutschen Marathon-Meisterschaften überzeugt hatte, gingen auf den letzten Kilometern sichtbar die Kräfte aus, sodass sie auch noch Eva Dieterich vom Laufteam Kassel an sich vorbeiziehen lassen musste, die in 32:40,11 Minuten Dritte wurde. Domenika Mayer folgte auf Platz vier in 32:43,82 Minuten.

Deborah Schöneborn, im vergangenen Jahr Deutsche Vize-Meisterin auf dieser Distanz, musste sich diesmal mit Rang sieben (33:14,32 min) zufriedengeben. Die 45-fache Deutsche Langstrecken-Meisterin Sabrina Mockenhaupt-Gregor (LV Pliezhausen; 33:37,60 min) konnte ihr Heimspiel mit Platz neun in den Top Ten abschließen. Die 41-Jährige verbesserte damit den deutschen Rekord in der Altersklasse W40, den Christa Vahlensieck 1989 mit 33:58,69 Minuten aufgestellt hatte.

Auch bei den Männern blieb der Sieger unter der EM-Norm von 28:15. Simon Boch sicherte sich den Titel in 28:11,69 Minuten vor Filmon Abraham (beide LG Telis Finanz Regensburg), der mit 28:15,95 die Norm knapp verpasste. Dritter wurde Homiyu Tesfaye (TSV Pfungstadt) mit 28:46,11. Die Normen für die Weltmeisterschaften, die im Juli stattfinden, waren bei den Männern als auch bei den Frauen in Pliezhausen aber außer Reichweite (27:28,00 beziehungsweise 31:25,00).

Ein starkes Rennen machte U20-EM-Teilnehmer Tom Förster (LG Vogtland), der in 29:32,13 Minuten erstmals unter 30 Minuten blieb, damit Rang vier im Gesamtklassement belegte und sich den Titel in der U23 sicherte. Marius Abele (SSC Hanau-Rodenbach) folgte in 29:48,99 Minuten auf Platz zwei, Julian Großkopf (LAZ Ludwigsburg) komplettierte das Podium in 30:33,91 Minuten.

Einen dominanten Sieg feierte auch in der weiblichen U23 Jasmina Stahl (Hannover 96). Die U20-EM-Teilnehmerin diktierte lange Zeit gemeinsam mit Linn Lara Kleine (LG Olympia Dortmund) das Geschehen an der Spitze. Etwa einen Kilometer vor dem Ziel konnte Kleine dem energischen Antritt von Jasmina Stahl jedoch nicht mehr folgen. Fortan vergrößerte die 20-jährige Stahl ihren Vorsprung und holte sich letztlich ohne Probleme in neuer Bestzeit von 34:11,12 Minuten den Titel. Linn Lara Kleine folgte mit knapp 20 Sekunden dahinter auf Rang zwei (34:33,22 min). Hanna Bruckmayer von der LG Finanz Regensburg lief in 35:01,46 Minuten zu Bronze.

In der männlichen U20 entschied sich das Rennen erst auf den letzten Metern. Kurt Lauer (LAZ Ludwigsburg) und Constantin Carls (ASV Köln) setzten sich knapp zwei Runden vor Schluss vom Rest des Feldes ab. Der Kölner zog rund 300 Meter vor dem Ziel das Tempo deutlich an und konnte sich zunächst von seinem Konkurrenten absetzen – doch die Attacke sollte sich als zu früh erweisen. Auf der Zielgeraden zeigte Kurt Lauer die besseren Reserven und übernahm die Spitzenposition, die er auf den letzten Metern auch nicht mehr hergab und schließlich in 14:58,53 Minuten triumphierte. Constantin Carls kam knapp dahinter in 14:58,88 Minuten auf Platz zwei. Dritter wurde Tristan Kaufhold (SSC Hanau-Rodenbach; 15:04,68 min).

Linda Meier (LAC Passau) hatte zuvor das Rennen in der weiblichen Jugend U20 für sich entschieden. In 17:15,83 Minuten verwies sie die Regensburgerin Franziska Drexler (17:16,84 min) auf den zweiten Platz. Bronze ging an Carolina Schäfer (TG Schwalbach; 17:25,27 min).