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Am Wochenende
Amanal Petros will als erster Deutscher den Halbmarathon unter einer Stunde laufen

| von Jörg Wenig

In Ras Al Khaimah, Sevilla und Barcelona gehen mit Amanal Petros, Deborah Schöneborn, Richard Ringer und Simon Boch vier deutsche Topläufer bei hochkarätigen Straßenläufen an den Start.

Beim Halbmarathonrennen in Ras Al Khamiah (RAK/Vereinigte Arabische Emirate) will Amanal Petros vom SCC Berlin am Samstag (18. Februar) auf einer extrem flachen Strecke einen neuen Anlauf auf die Stunden-Barriere starten: Der 27-Jährige will als erster Deutscher überhaupt eine Zeit unter 60:00 Minuten erreichen.

Amanal Petros hat sich kurzfristig für einen Start in RAK entschieden hat und dafür sein Trainingslager in Kenia unterbrochen. Der deutsche Rekordhalter über die 21,0975-km-Distanz hatte Mitte Januar in Valencia trotz einer chaotischen Startphase, in der er zweimal stürzte, eine Bestzeit von 28:03 Minuten aufgestellt.

Das Rennen in Ras Al Khamiah war über viele Jahre hinweg war das Maß der Dinge beim Halbmarathon. Nach einem Wechsel in der Organisation hat das Rennen insgesamt etwas an Qualität verloren. Doch die Starterfelder sind nach wie vor beeindruckend. Fünf Läufer mit persönlichen Rekorden von unter 59:00 Minuten gehen am Sonnabend in dem Wüsten-Emirat an den Start: Daniel Mateiko (Bestzeit: 58:26), Kennedy Kimutai (beide Kenia/58:28), Seifu Tura (58:36), Andamlak Berihu (beide Äthiopien/58:54) und Felix Kipkoech (Kenia/58:57). Insgesamt zehn Läufer stehen mit Bestzeiten von unter einer Stunde auf der Startliste. Amanal Petros ist mit seinem deutschen Rekord von 1:00:09 Stunden die Nummer elf in der Liste.

Spektakulärer besetzt ist das Rennen der Frauen in RAK: Hier trifft die Marathon-Weltrekordlerin und Olympia-Zweite Brigid Kosgei auf ihre kenianische Landsfrau Hellen Obiri. Mit einer persönlichen Bestzeit von 1:00:22 Stunden, die sie vor einem Jahr als Zweite in RAK aufgestellt hatte, ist die amtierende Cross-Weltmeisterin Hellen Obiri die schnellste Läuferin auf der Startliste. Brigid Kosgei hat eine offizielle Bestzeit von 1:04:49. Auf der nicht Rekord-konformen Strecke von Newcastle lief sie 2019 schon 1:04:28. Mit Gotytom Gebreslase startet die äthiopische Marathon-Weltmeister. Sie hat eine Halbmarathon-Bestzeit von 65:36. Ebenso zu beachten sein wird ihre Landsfrau Senbere Teferi, die mit einem persönlichen Rekord von 1:05:32 ins Rennen geht.

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Deborah Schöneborn plant in Sevilla einen schnellen Marathon

Mit sehr breit aufgestellten Elite-Feldern findet am Sonntag der Sevilla-Marathon statt. Bei den Männern stehen gleich 33 Läufer auf der Startliste, die bereits unter 2:10 Stunden gelaufen sind. Angeführt wird diese von Stanley Biwott, der 2016 in London eine Zeit von 2:03:51 Stunden erreichte. Allerdings war dies auch das letzte reguläre Marathon-Ergebnis des Kenianers. Zuletzt startete Stanley Biwott 2018 einen Marathon und lief in Abu Dhabi 2:09:18. Jedoch erwies sich die Strecke als zu kurz, so dass dieses Ergebnis keinen Eingang in die Bestenlisten findet. Der Äthiopier Mekuant Ayenew (Bestzeit: 2:04:46) ist die Nummer zwei auf der Startliste, gefolgt von Bethwel Chumba (Kenia/2:06:14). Ursprünglich wollte Johannes Motschmann (SCC Berlin) auf der flachen Strecke in Sevilla laufen, doch aufgrund einer Erkältung verschob er seinen Marathon-Start.

Optimistisch reist Deborah Schöneborn (SCC Berlin) nach Sevilla. Die erste Hürde hat die 28-Jährige am Freitag genommen: Am Tag an dem der Flugverkehr in Deutschland aufgrund von Streiks teilweise lahmgelegt wurde, hatte sie Glück, da sie einen Flug von Berlin nach Malaga gebucht hatte. „Ich fliege nach Spanien, um eine schnelle Zeit zu laufen. Mein Ziel ist ein persönlicher Rekord, ich möchte das Maximum herausholen“, sagte Debbie Schöneborn, die in Valencia 2020 ihre Bestzeit von 2:26:55 Stunden erreicht hatte, kurz vor ihrem Abflug. „Ich bin sehr gut durch das Wintertraining gekommen − und das ist schon die halbe Miete, wenn nicht sogar die ganze!“

Mit einem Höhentrainingslager in Kenia Ende des vergangenen Jahres und einem weiteren Trainingslager in Portugal im Januar hat sie sich auf den Marathon in Sevilla vorbereitet. Nach ausgezeichneten Platzierungen bei den Olympischen Spielen 2021 (18.) und den Europameisterschaften 2022 (10.) sowie einer kürzlich in Sevilla aufgestellten Halbmarathon-Bestzeit von 69:41 Minuten spricht vieles dafür, dass sich die Berlinerin am Sonntag steigern wird.

Das Frauen-Feld ist in der Spitze nicht ganz so breit besetzt: Acht Athletinnen sind bisher unter 2:25 Stunden gelaufen. Die Äthiopierinnen Sintayehu Getahun (2:22:19) und Kidsan Gebremedhin (2:22:28) führen das Feld an.

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Europameister Richard Ringer läuft am Sonntag in Barcelona Halbmarathon

Ebenfalls eine sehr schnelle Strecke bietet der Barcelona-Halbmarathon, bei dem am Sonntag Richard Ringer eine Antwort auf die samstägliche Leistung von Amanal Petros geben kann. Der Marathon-Europameister von München 2022 wird den Barcelona-Halbmarathon als Vorbereitung auf den Hamburg-Marathon im April nutzen. Seine Bestzeit über die „halbe Distanz“ lief er vor zwei Jahren in Dresden mit 1:01:33 Stunden.

Mit Simon Boch (LG Telis Finanz Regensburg) ist ein weiterer Deutscher im Rennen. Er läuft in Spanien erstmals seit dem EM-Marathon in München wieder ein internationales Rennen. Sein letzter Halbmarathon ist noch deutlich länger her: 2021 wurde er in Hamburg Deutscher Meister mit 1:02:26 Stunden. Seine Bestzeit lief Simon Boch bei der WM 2020 in Gdynia mit flotten 1:01:36. Er hatte allerdings bei seiner Anreise nach Barcelona weniger Glück. Aus München kommend, musste er aufgrund der Streik-Situation über Istanbul fliegen und kam dann nicht am Donnerstag sondern am Freitag in Barcelona an.

Bei den Frauen treffen in Spanien die Kenianerin Joyciline Jepkosgei und die Äthiopierin Genzebe Dibaba aufeinander und sorgen für ein hochkarätiges Duell. Jepkosgei stellte in ihrer Karriere zweimal einen Weltrekord über die 21,0975 km auf. Sie war 2017 mit 1:04:52 Minuten die erste Läuferin, die eine Zeit unter 65 Minuten erreichte, und steigerte diese Marke dann im gleichen Jahr um eine Sekunde. Die 1.500-m-Weltrekordlerin Genzebe Dibaba, die sich inzwischen auf den Straßenlauf konzentriert, hat im Halbmarathon bisher 1:05:18 Minuten erreicht.

Bei den Männern sind die Äthiopier Haftu Teklu und Birhanu Legese mit persönlichen Rekorden von 59:06 beziehungsweise 59:20 die schnellsten Läufer auf der Startliste.