Anja Scherl und Julian Flügel glänzen in Barcelona

Anja Scherl und Julian Flügel glänzen in Barcelona

| Jörg Wenig/mbn Foto: Andreas Schwarz
Von der Außenseiterin zur heißen Olympia-Kandidatin: Anja Schneider-Scherl hat beim Halbmarathon in Barcelona mit 71:17 Minuten geglänzt.

Von der Außenseiterin zur Olympia-Kandidatin: Anja Scherl (Foto; LG Telis Finanz Regensburg) hat beim Halbmarathon in Barcelona mit 71:17 Minuten geglänzt. Damit kommt in den kommenden Wochen für sie sogar die Olympia-Norm im Marathon in Reichweite. Bei den Männern lief Julian Flügel (Asics Team Memmert) zu einer neuen Bestzeit.

Anja Scherl, Franziska Reng und Katharina Heinig haben beim Barcelona-Halbmarathon am Sonntag mit Bestzeiten auf sich aufmerksam gemacht und dabei auch die Norm für die Europameisterschaften in Amsterdam im Juli unterboten. Damit könnte es nun auch im Hinblick auf die Marathon-Olympia-Qualifikation noch einmal spannend werden. Julian Flügel und Anna Hahner, die jeweils die Marathon-Olympia-Norm erfüllt haben, verpassten dagegen die EM-Normen und auch den Leistungsnachweis für Rio knapp, wobei Julian Flügel aber eine persönliche Bestzeit aufstellte.

Der Kenianer Vincent Kipruto gewann das Rennen in 62:54 Minuten. Zum dritten Mal in Folge siegte in Barcelona Florence Kiplagat (Kenia), die nach 69:21 im Ziel war. Zweimal in Folge hatte Florence Kiplagat in Barcelona einen Halbmarathon-Weltrekord aufgestellt - 65:12 lief sie vor zwei Jahren, 65:09 vor zwölf Monaten. Doch die 30-Jährige ist nach einer Operation im Dezember noch nicht wieder in Topform. Kiplagat zeigte sich mit der Zeit bei teilweise windigen Wetterbedingungen zufrieden. Sie bereitet sich nun auf den London-Marathon vor.

Deutsche Frauen geben Gas

Nachdem im vergangenen Jahr die deutschen Männer einen deutlichen Aufwärtstrend im Marathonbereich zeigten, könnten nun im Frühjahr die Frauen nachziehen. Hinter Isabellah Andersson (Schweden/70:50 min) und Jessica Augusto (Portugal/70:5 min8) folgten in Barcelona Anja Scherl (71:17 min), Franziska Reng (72:33 min) und Katharina Heinig (72:55 min) auf den Rängen vier bis sechs. Neunte wurde Anna Hahner mit 74:03. Die 30-jährige Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg), bekannter unter ihrem Mädchennamen Schneider, verbesserte sich um fast zweieinhalb Minuten. In Köln war sie im vergangenen Jahr 73:42 gelaufen. Ihre Marathon-Bestleistung steht zurzeit noch bei 2:36:31 Stunden. Angesichts ihrer Halbmarathonzeit von Barcelona könnte sie jedoch in der Lage sein, unter 2:30 Stunden zu laufen. Noch steht nicht fest, ob und wo Anja Scherl im Frühjahr einen Marathon laufen wird.

Während Langstrecken-Youngster Franziska Reng (19/LG Telis Finanz Regensburg) in Spanien am Sonntag mit 72:33 ein bemerkenswertes Halbmarathon-Debüt lief, meldete sich Katharina Heinig (Eintracht Frankfurt) mit einer Steigerung von über eineinhalb Minuten auf 72:55 zurück. Die 26-Jährige hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Ihre Bestzeit stand vor Barcelona bei 74:36. Katharina Heinig wird einen Frühjahrs-Marathon laufen, allerdings steht noch nicht fest wo. Alle drei unterboten in Barcelona die EM-Halbmarathon-Norm von 73:00 Minuten.

Die Olympia-Marathon-Norm erreicht haben bisher Lisa (2:28:39) und Anna Hahner (2:30:19/beide Run2Sky). Erhält die Äthiopierin Fate Tola noch rechtzeitig die deutsche Staatsbürgerschaft, hätte auch sie die Norm mit einer Zeit von 2:28:24 erfüllt. Während Lisa Hahner in Barcelona kurzfristig aufgrund einer Reizung im Fuß nicht antreten konnte, lief es für ihre Zwillingsschwester Anna nicht wie erhofft. Sie kam nicht ins Rennen und wurde schnell relativ müde. „Ich hatte Beine wie Blei“, erklärte Anna Hahner. Mit 74:03 verpasste sie auch den geforderten Olympia-Leistungsnachweis um drei Sekunden. Allerdings wird sie am 10. April ohnehin noch beim HAJ Hannover-Marathon starten. Angesichts der deutschen Konkurrenz wird Anna Hahner sicherlich ein Stück schneller laufen müssen als ihre bisher im Qualifikationszeitraum erzielte Zeit von 2:30:19. Ansonsten könnte es noch knapp werden.

Im  Rennen der Männer wartete Vincent Kipruto lange ab, um dann im Spurt den Sieg sicherzustellen. Der Kenianer gewann in 62:54 mit einer Sekunde Vorsprung vor dem italienischen Marathon-Europameister Daniele Meucci. Dritter wurde Abdi Fufa (Äthiopien) mit 62:57. Einen Platz und eine Sekunde hinter dem Österreicher Valentin Pfeil (64:16) folgte Julia Flügel (TSG 08 Roth) als Siebter. Mit 64:17 steigerte er zwar seine Bestzeit um elf Sekunden, verpasst jedoch die Halbmarathon-EM-Norm von 63:45 und den Leistungsnachweis für den Olympia-Marathon. Der Rio-Leistungsnachweis von 64:00 muss allerdings offiziell ohnehin zwischen dem 1. März und dem 1. Mai gelaufen werden. Julian Flügel hat die Marathon-Norm von 2:14:00 um drei Sekunden unterboten.

Als zweitbester Deutscher hinter Flügel lief sein Memmert-Teamkamerad Sebastian Reinwand mit Bestzeit von 65:10 Minuten auf Platz 14. Rang 15 ging mit 65:23 Minuten an Steffen Uliczka. Der Kieler rechnet sich noch Chancen auf einen Olympia-Start im Marathon in Rio aus. Zwei Plätze dahinter rannte mit Simon Stützel (65:37 min) ein weiterer „Memmert-Läufer“ ins Ziel.