Berlin-Marathon: Kipsang attackiert den Weltrekord

Berlin-Marathon: Kipsang attackiert den Weltrekord

| Text: Jörg Wenig (mit dpa) | Fotos: Imago
Wilson Kipsang will beim 43. Berlin-Marathon den Weltrekord attackieren. Die Marke steht bei 2:02:57 Stunden. Gelaufen von Dennis Kimetto. 2014. In Berlin.

41.283 Läuferinnen und Läufer, 185 Handbiker, 37 Rollstuhlfahrer, 5445 Inlineskater: Auch der 43. Berlin-Marathon lockt Amateure und Profis an die Spree. Fällt am Sonntag zum achten Mal der Männer-Weltrekord? Wilson Kipsang hat einen Plan - wie 2013. Damals gewann er in 2:03:23 Stunden. Aber mit dem dem Äthiopier Kenenisa Bekele und seinem Landsmann Emmanuel Mutai hat er härteste Konkurrenz.

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Die stärksten Marathonläufer und eine Legende treten an

Ein Stundenlohn von fast 60.000 Euro? Bitte sehr, das Geld liegt am Sonntag in Berlin auf der Straße. Der Haken an der Sache: Für diese satte Prämie muss man den berühmten Marathon gewinnen - und das in Weltrekordzeit. Genau das hat Wilson Kipsang vor. Drei Jahre nach seinem ersten Coup zählt der Kenianer auch bei der 43. Auflage am Sonntag zu den heißen Favoriten.

Und mit dieser Rolle kann der 34-Jährige ganz gut leben. "Für mich ist der Plan einfach: Ich laufe Weltrekord-Tempo. Ich habe gut trainiert und denke, bis Kilometer 30 werden wir Tempomacher haben, danach sehen wir weiter“, sagte Wilson Kipsang. „Mein Rennen 2013 in Berlin war natürlich das beste meiner Karriere - ich habe immer noch tolle Erinnerungen“, sagte Kipsang am Freitag auf einer Pressekonferenz in der Hauptstadt.

Der Kenianer hatte 2013 in der Weltrekordzeit von 2:03:23 Stunden gewonnen, im Jahr darauf setzte sein Landsmann Dennis Kimetto in 2:02:57 Stunden die bis heute gültige Bestmarke. Bereits sieben Mal zwischen 1998 und 2014 ist der Weltrekord auf dem superschnellen Flachkurs in der deutschen Hauptstadt schon geknackt worden.

Wenn um 9:15 Uhr (ARD und rbb live) auf der Straße des 17. Juni der Startschuss zum Eliterennen fällt, dann stehen drei der vier schnellsten Läufer der Marathon-Geschichte in der ersten Reihe: Kipsang (2:03:23 Stunden), Emmanuel Mutai (2:03:13) und der erst 21 Jahre alte Äthiopier Tsegaye Mekonnen (2:04:32). Immerhin neun Asse haben die klassischen 42,195 Kilometer schon in 2:06 Stunden oder schneller absolviert.

Härteste Konkurrenten für den vierfachen Familienvater Kipsang, der zum ersten Mal von seinem ältesten Sohn bei einem Marathon begleitet wird, sind Mekonnen, der Kenianer Mutai und Äthiopiens Langlauf-Legende Kenenisa Bekele. Der erfolgreichste Bahnläufer der Welt startet zum ersten Mal bei einem Straßenlauf in Deutschland.

Kenenisa Bekele will unter 2:05 Stunden laufen

Für Olympia in Rio wurde Bekele überraschend nicht nominiert. "Natürlich war ich enttäuscht. Aber für mich ist Berlin jetzt keine Revanche, keine Rache. Ich will einfach zeigen, wie stark ich bin", erklärte der 34-Jährige vor seinem vierten Marathon-Start seit 2014. "Für mich zählt jetzt nur die Zukunft und der neue Tag", meinte der Äthiopier.

Kenenisa Bekele ist für viele der beste Bahn-Langstreckler und Crossläufer aller Zeiten. Dreimal war er Olympiasieger und fünfmal Weltmeister über 5000 beziehungsweise 10.000 m. Doch im Marathon blieb Kenenisa Bekele bisher unter seinen Möglichkeiten. 2014 gewann er zwar sein Debüt in Paris mit einer Streckenrekordzeit von 2:05:04 Stunden - das ist immer noch seine Bestzeit -, doch nach einem vierten Rang in Chicago mit 2:05:51 folgte 2015 in Dubai eine verletzungsbedingte Aufgabe.

Erst in diesem Jahr kam er nach Achillessehnenproblemen in London zurück und überzeugte als Dritter mit 2:06:36. „Ich habe nach dem London-Marathon sehr gut trainieren können und bin bereit für Berlin, wo ich am Sonntag eine Bestzeit erreichen möchte“, erklärte Kenenisa Bekele.

Auf den Besten der Besten warten maximal 120.000 Euro: 40.000 Euro für den Sieg, 30.000 Euro Zeitprämie (wenn er unter 2:04 Stunden bleibt) - und der Weltrekord-Bonus von 50.000 Euro. Seit 2010 kam der Sieger beim schnellsten Stadtmarathon der Welt immer aus Kenia.

Mutai hat sich eine Zeit "unter 2:05 Stunden" vorgenommen. Auf eine Taktik wollte sich der Kenianer vor seinem dritten Berlin-Start aber nicht festlegen. Immerhin ist der 31-Jährige der Mann mit der schnellsten Bestzeit im gesamten Elitefeld: Mutai wurde 2014 in Berlin in 2:03:13 Stunden Zweiter. Um ihn zu schlagen, musste Kimetto Weltrekord laufen. Vielleicht hilft auch diesmal sein Ritual: Vor jedem Marathon betet Mutai.

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Steffen Uliczka trägt die deutschen Hoffnungen

Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen-Kieler TB) ist der deutsche Topläufer, der voraussichtlich die besten Chancen haben wird. „Ich konnte ohne Probleme trainieren und freue mich auf das Rennen“, sagte der 32-Jährige, der im Frühjahr verletzungsbedingt keinen Marathon laufen konnte. Der frühere 3000-m-Hindernisspezialist war in Hamburg 2015 ein misslungenes Marathon-Debüt gelaufen (2:20:19), hat aber sicher einiges Potenzial im Marathon. „Ich hoffe, dass ich am Sonntag eine Zeit zwischen 2:12 und 2:14 Stunden laufen kann.“