Deutsche Elite misst sich beim Berliner Halbmarathon

Deutsche Elite misst sich beim Berliner Halbmarathon

| Redaktion laufen.de I Foto: SCC EVENTS/Camera4
32.753 Läuferinnen und Läufer haben sich angemeldet. Der Berliner Halbmarathon verspricht am Sonntag ein großes Lauf-Fest zu werden.

32.753 Läuferinnen und Läufer haben sich angemeldet, dazu kommen 1.518  Inlineskater sowie 19 Handbiker und ein Rollstuhlfahrer. Rund  35 Prozent der Teilnehmer kommen  aus dem  Ausland. Das Teilnehmerlimit war bereits im Dezember 2015 erreicht. Der Berliner Halbmarathon verspricht am Sonntag ein großes Lauf-Fest zu werden - zumal zahlreiche deutsche Asse auf Bestzeit- und Norm-Jagd gehen.

Die deutsche Langstrecken-Elite im Sog der schnellen Ostafrikaner – diese Konstellation verspricht ein interessantes Rennen beim Berliner Halbmarathon am Sonntag (Start: 10:05 Uhr). Denn noch nie war der Berliner Halbmarathon besser mit nationalen Topläufern besetzt. Arne Gabius (LT Haspa Marathon Hamburg), Philipp Pflieger (LG Telis Finanz Regensburg), Julian Flügel (Asics Team Memmert) und dessen Vereinskameraden Sebastian Reinwand und Simon Stützel sowie André Pollmächer (Rhein-Marathon Düsseldorf), Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid 01) und Manuel Stöckert (SC Ostheim/Rhön)– sie alle wollen auf der bekannt schnellen Berliner Strecke ihre Bestmarken steigern.

Gleichzeitig gilt es sich für die Europameisterschaften in Amsterdam (Niederlande) zu qualifizieren, in deren  Rahmen erstmals ein Halbmarathon stattfindet (Norm: 63:45 min). Das Trio Gabius, Pflieger und Flügel muss noch einen Leistungsnachweis erbringen und schneller als 66:30 Minuten laufen, um die schon erbrachte Marathon-Norm für die Olympischen Spiele im August in Rio de Janeiro (Brasilien) zu rechtfertigen. Eine Vorgabe, die in Normalform kein Problem darstellen dürfte.

Die Favoriten kommen aus Kenia

Mit dem Kampf um den Sieg werden die deutschen Läufer aber wohl nichts zu tun haben. Denn auch bei der 36. Auflage sind Kenias Läufer, angeführt vom ehemaligen Halbmarathon-Weltmeister Wilson Kiprop und der Vorjahres-Zweiten Elizeba Cherono, die Favoriten. In den letzten 20 Jahren kamen die Sieger lediglich viermal nicht aus dem ostafrikanischen Land. Bei den Frauen ist die Dominanz ähnlich: Sieben der letzten zehn Siegerinnen waren Kenianerinnen.

Kiprop ist ein Routinier auf der Halbmarathonstrecke. Der 28-­Jährige gewann bereits vor sechs Jahren den WM-Titel über diese Distanz. Fünfmal lief er schon unter einer Stunde ­ und seinen persönlichen Rekord stellte er dabei in Berlin auf. 2012 erreichte er als Zweiter die Weltklassezeit von 59:15 Minuten. Den Streckenrekord hält übrigens seit 2007 der spätere Marathon-Weltrekordler Patrick Makau (Kenia) mit 58:56 Minuten.

5.000 Euro für die Erstplatzierten

Zu beachten sein wird beim Rennen ums Preisgeld von 5.000 Euro (Platz zwei: 2.500 Euro, Platz drei: 1.500 Euro) Kiprops Landsmann Richard Mengich, der seine Bestzeit ebenfalls in Berlin aufstellte. Vor einem Jahr war er bei diesem Rennen Vierter mit 59:59 Minuten. Er lief dann 2015 noch vier weitere Halbmarathonrennen und zeigte dabei konstant gute Leistungen.

Es ist schon 17 Jahre her, dass sich ein deutscher Athlet im Männerrennen unter den Top Ten platzieren konnte. Am Sonntag sollte Arne Gabius eine derartige Platzierung gelingen. Es ist nicht auszuschließen, dass er sogar im Rennen ist um einen Podiumsplatz eine Rolle spielt.

Eichs Rekord ist schwer zu knacken

Das Ziel des 35-Jährigen ist es, seine Bestzeit von 62:09 Minuten unter die 61-Minuten-Marke zu drücken und sofern Wetter, Rennverlauf und Tagesform mitspielen, den deutschen Rekord von Carsten Eich (60:34 min) aus dem Jahr 1993 anzugreifen. Eich hatte damals den Berliner Halbmarathon mit Europarekord gewonnen.

Ob Arne Gabius allerdings in Form für eine solche Weltklassezeit ist, muss mit einem Fragezeichen versehen werden. Am Ostersamstag in Paderborn lief er – in einem zugegebenermaßen unrhythmischen Rennen – die 10 Kilometer in 28:41 Minuten. Um Eichs Rekord zu erreichen, muss er dieses Tempo über 21,1 Kilometer durchlaufen! Mit seiner Grundschnelligkeit und mit dem Deutschen Marathonrekord im Gepäck, den er im vergangenen Herbst in Frankfurt aufgestellt hatte, dürfte eine Endzeit zwischen 61 und 62 Minuten realistisch sein.

„Ich will einfach das Rennen laufen, die Uhr Uhr sein lassen, in das Rennen eintauchen und keinen Druck spüren", so Gabius, der sich in die Spitzengruppe mit den Topläufern aus Ostafrika einordnen will, um dann abzuwarten, wie lange er sich dort wohl fühlt, quasi nach dem Motto „die Zeit kommt dann von selbst".

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Hendrik Pfeiffer über Berlin und Düsseldorf nach Rio?

Gespannt sein darf man auf den Auftritt von Hendrik Pfeiffer. Der Wattenscheider hat sich nach der Senkung der Marathon-Olympia-Norm von 2:12:15 auf 2:14:00 Stunden kurzfristig dazu entschlossen, am 24. April in Düsseldorf die Rio-Norm zu attackieren. Der Berliner Halbmarathon soll für den 23-Jährigen, der im Oktober in Köln die EM-Norm im Halbmarathon mit 63:40 Minuten erfüllt hatte, der ultimative Test werden. Einen ganzen Marathon hatte er eigentlich erst für 2017 geplant.

„Ich gehe ein großes Risiko ein. Aber ich habe wenig zu verlieren und alles zu gewinnen. Eine Olympia-Teilnahme ist so etwas Großes. Das muss man probieren“, sagt der Wattenscheider und spricht von einem „großen Abenteuer“. Pfeiffers Vorteil: seine Tempohärte. Seine Bestzeit in Köln lief er allein von der Spitze weg ohne Tempomacher.

2015 auf Rang zwei: Nun will Cherono den Sieg

Bei den Frauen kehrt Elizeba Cherono nach Berlin zurück. Im vergangenen Jahr war die Kenianerin in 70:56 Minuten knapp geschlagene Zweite. Die 27­Jährige gewann dann im Oktober das Rennen in Breda (Niederlande) und verbesserte sich auf 70:10 Minuten. Dazu könnte eine weitere Kenianerin für eine Überraschung sorgen: Dorcas Nzembi ist erst 18 Jahre alt und steigerte sich im Dezember um rund zweieinhalb Minuten auf 71:48 Minuten.

Auch einige schnelle deutsche Läuferinnen gehen am Sonntag ins Rennen. Mona Stockhecke (LT Haspa Marathon Hamburg) wird erstmals beim Berliner Halbmarathon starten. Die 32­-Jährige hat eine Bestzeit von 74:57 Minuten. Für sie ist das Rennen ein wichtiger Test vor ihrem Frühjahrsmarathon in zwei Wochen in Hamburg.

Auf einem ähnlichen Leistungsniveau liegt Melina Tränkle (LG Karlsruhe), die im vergangenen Jahr in Berlin überraschend die beste deutsche Läuferin war. Sie belegte damals Platz acht in 75:34 Minuten. Ihre Bestzeit steht bei 73:45 Minuten. Zusammen mit Annett Horna (SV Halle; 75:47 min) könnte sich eine deutsche Gruppe bilden, die Richtung EM-Norm von 73:00 Minuten läuft.