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Sevilla-Marathon
Bestzeit für Deborah Schöneborn − Samuel Fitwi mit starkem Debüt

| von Jörg Wenig

Deborah Schöneborn hat in Sevilla ihre Marathon-Bestzeit auf 2:25:52 Stunden gesteigert und damit einen großen Schritt in Richtung Olympia 2024 in Paris gemacht.

Spanien bleibt für Deborah Schöneborn ein sehr gutes Pflaster: Beim Sevilla-Marathon lief die Berlinerin auf einen starken fünften Platz und stellte mit 2:25:52 Stunden eine persönliche Bestzeit auf. Die 28-jährige Läuferin des Marathon-Veranstalter-Clubs SCC Berlin verbesserte damit ihren bisherigen Rekord um gut eine Minute. 2020 war sie in Valencia 2:26:55 gelaufen. Kürzlich war sie in Sevilla mit 1:09:41 erstmals einen Halbmarathon unter 70 Minuten gelaufen. Mit ihrer neuen Bestzeit machte sie in der ewigen deutschen Bestenliste über die 42,195 Kilometer einen Sprung auf Rang sechs.

„Debbie“ Schöneborn rannte in Sevilla am Sonntag ein sehr gleichmäßiges Tempo. Nach einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:12:42 lief sie den zweiten Abschnitt nur unwesentlich langsamer. „Ich bin alles in allem sehr zufrieden, denn ich bin eine persönliche Bestzeit gelaufen, habe damit die Olympia-Norm um rund eine Minute unterboten und Platz fünf erkämpft“, sagte „Debbie“ Schöneborn. Als Richtzeit für die Olympischen Spiele in Paris 2024 gelten 2:26:50 Stunden. Der Qualifikations-Prozess kann allerdings kompliziert werden, da das International Olympische Komitee beziehungsweise World Athletics die Zahl der Läufer und Läuferinnen in den Marathon-Wettbewerben auf jeweils 80 begrenzt hat. Aber in jedem Fall hat die Berlinerin jetzt in Sevilla mit 2:25:52 im nationalen Kampf um die maximal drei Startplätze ein erstes Maß gesetzt.

„Natürlich wäre ich sehr gerne schon um 2:25:00 gelaufen. Ich habe mich auch lange Zeit sehr gut gefühlt und dachte, dass ich hinten heraus noch zulegen könnte. Dann wurde es aber wärmer und windiger, so dass die Bedingungen nicht ganz ideal waren. Zudem bekam ich leichte Wadenkrämpfe“, erzählte „Debbie“ Schöneborn, die nun voraussichtlich im Frühjahr noch einen Halbmarathon laufen wird.

Es war überhaupt erst der vierte City-Marathon, bei dem Deborah Schöneborn seit ihrem Debüt 2019 in Köln an den Start ging. Dazwischen erreichte sie hochklassige Platzierungen bei den Olympischen Spielen 2021 (18.) und den Europameisterschaften 2022 (10.) „Bei einer WM bin ich noch nie gestartet. Ich halte mir daher die Option, im Sommer in Budapest zu laufen, noch offen“, sagte „Debbie“ Schöneborn.

Schnellste Läuferin in Sevilla war Jackline Chelal, die das Rennen in 2:20:29 gewann. Dabei steigerte sich die Kenianerin gleich um knapp neun Minuten. 2021 war sie auf der allerdings schwierigeren Strecke in Madrid 2:29:22 gelaufen. Sie gewann in Sevilla vor den Äthiopierinnen Aberu Ayana und Urge Soboka, die nach 2:21:54 beziehungsweise 2:23:05 im Ziel waren. Vierte wurde die Mexikanerin Citlali Moscote mit 2:24:53.

Samuel Fitwi läuft beim Marathon-Debüt 2:12:13 Stunden

Hochklassigere Ergebnisse und einmal mehr eine enorme Breite in der Spitze gab es im Männerrennen. Der Äthiopier Gadisa Birhanu war der Überraschungssieger in Sevilla. Der 31-jährige Äthiopier, der mit einer Bestzeit von 2:10:44 Stunden an den Start gegangen war und bei den meisten seiner bisherigen Marathonläufe nicht schneller als 2:13 gelaufen war, siegte mit einer Steigerung auf 2:04:59. Seine Landsleute Kebede Tulu (2:05:19) und Mekuant Ayenew (2:05:24) belegten die Plätze zwei und drei. Sechs Athleten liefen in Sevilla unter 2:06 Stunden, 16 erzielten Zeiten von unter 2:08 und 24 erreichten das Ziel unter 2:10.

Da ging die Nachricht fast ein wenig unter, dass der 27 Jahre alte Samuel Fitwi vom Silvesterlauf Trier e.V. nach wochenlangem Training in Äthiopien ein Top-Debüt über 42,195 Kilometer abgeliefert hat: In 2:12:13 Stunden verbesserte er den rheinland-pfälzischen Landesrekord um fast zwei Minuten.

Bis Kilometer 35 schien sogar die Olympia-Norm für Fitwi möglich. Die Halbmarathonmarke hatte der Schützling von Trainer Yannik Duppich in 1:04:13 Stunden nur unwesentlich zu langsam absolviert. „Der Pacemaker hat dann ein bisschen aufs Gas gedrückt“, erzählt Fitiws Trainer Yannik Duppich gegenüber dem Trierischen Volksfreund. Den dritten Zehn-Kilometer-Abschnitt lief Fitwis Gruppe in exakt 30 Minuten. Als der „Hase“ nach 30 Kilometern (1:30:56 Stunden) seinen Job erledigt hatte, fingen für Fitwi die Leiden an. „So um Kilometer 32 herum haben die Oberschenkel zugemacht“, erzählt der in Gerolstein lebende Läufer. „Ich konnte keinen langen Schritt mehr machen.“ Dennoch quälte er sich in einer immer noch guten Zeit ins Ziel, was für die nächsten Marathons hoffen lässt.