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Nachwuchsläuferin des Jahres 2021
Blanka Dörfel ist mit 19 Jahren schon eine Hoffnungsträgerin

| von Jörg Wenig

Blanka Dörfel ist wohl derzeit das größte Talent unter den deutschen Nachwuchshoffnungen. Sie lief den Halbmarathon 2021 in 1:11:54 Stunden. Weltweit war dieses Jahr keine unter 20-jährige schneller.

Die von German Road Races und laufen.de gekürte Nachwuchsläuferin des Jahres 2021 heißt Blanka Dörfel. Die 19-Jährige vom SCC Berlin stellte in der vergangenen Saison bereits im vierten Jahr in Folge in allen von ihr gelaufenen Distanzen persönliche Bestzeiten auf. Ein Stück weit mag dies normal sein, schließlich ist die Läuferin des SCC Berlin erst 19 Jahre alt und somit noch in der früheren Entwicklung. Doch sie hat sich dabei als Youngster so deutlich verbessert, dass sie zu einer nächsten, echten Hoffnungsträgerin für den deutschen Laufbereich geworden ist. So ist es kein Zufall, dass Blanka Dörfel nun als Nachwuchsläuferin des Jahres ausgezeichnet wird.

„Ich freue mich riesig über diese Anerkennung. Bei so einer Auszeichnung schaue ich immer in die Vergangenheit und denke daran, was ich mir vorgestellt habe als ich noch klein war“, sagt Blanka Dörfel und fügt hinzu: „Es ist schön, wenn sich mein Training auszahlt.“

Was die Zeiten angeht, war der deutsche Juniorinnen-Rekord im Halbmarathon in der Altersklasse der unter 20-Jährigen, den sie 2021 gleich zweimal verbesserte, der Höhepunkt des Jahres für Blanka Dörfel. 1:12:31 Stunden lief sie zunächst in Dresden, 1:11:54 Stunden ließ sie dann in Hamburg folgen. Damit führt sie sogar die Jahresweltbestenliste in dieser Altersgruppe an. Eigentlich sollte jedoch ein 5000-Meter-Start bei den Junioren-Europameisterschaften das Saison-Highlight werden, aber der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nominierte sie nicht für diese Titelkämpfe. Die aus Bernau stammende Läuferin wäre als Favoritin an den Start gegangenen, denn auch am Jahresende führt sie in15:56,74 Minuten noch mit gutem Abstand die europäische Jahresbestenliste der unter 20-Jährigen an.

Die erste Sportart, die Blanka Dörfel betrieb, war eine ganz andere: Trampolin-Turnen. „Ab der fünften und bis zur siebten Klasse habe ich das gemacht“, erzählt Blanka Dörfel. Durch eine Grundschul-Freundin kam sie dann zur Leichtathletik. „Dann wurde ich gefragt, ob ich nicht mal die Aufnahmeprüfung für die Sportschule in Cottbus machen möchte. Und es kam, wie es kommen musste: Trampolin oder Leichtathletik - die Entscheidung fiel mir sehr leicht. Dass ich laufen wollte, war schon immer klar. Und da ich beim Laufen auch meine besten Leistungen zeigen konnte, wollte ich einfach gar nichts anderes.“

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Von zwei Top-Trainern betreut an die deutsche Spitze

Seit ihrem zwölften Lebensjahr ist Blanka Dörfel auf dem Sport-Internat in Cottbus. „Anfangs war es sehr schwer, mich von meiner Mutter zu verabschieden und nur am Wochenende daheim zu sein. Inzwischen ist es Routine und in einem halben Jahr habe ich mein Abi und verlasse nach sieben Jahren das Internat in Cottbus“, erzählt Blanka Dörfel, die seit gut einem Jahr von Dieter Hogen trainiert wird. Da der Coach, der in den 1990er-Jahren eine Reihe von Athleten zu großen internationalen Marathon-Siegen geführt hat, in Berlin lebt, hat er in Cottbus fachkundige und bewährte Unterstützung gesucht und gefunden: Die Vor-Ort-Betreuung von Blanka Dörfel ist durch Dietmar Bittermann gewährleistet. Er ist der Coach, der 1992 Stephan Freigang zur sensationellen Marathon-Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona geführt hat.

„Es läuft alles gut - Blanka ist gesund, ist enthusiastisch und hat Spaß“, sagt Dieter Hogen. „Wenn sie im April die Schule beendet hat, wird sie danach sicherlich die Möglichkeit haben, sich professioneller auf Wettkämpfe vorzubereiten und spezifischer zu trainieren, was bisher noch gar nicht der Fall war. Aber wir machen da gar keinen Stress.“ Dieter Hogen wird natürlich wert drauf legen, dass Blanka Dörfel eine sehr gute Grundschnelligkeit erlangt, denn ohne diese sind spätere Topleistungen im Halbmarathon oder Marathon nicht möglich. „Wir werden sicherlich eine Streckenvielfalt beibehalten und sie soll dann auch selbst herausfinden, was ihr am meisten Spaß macht und was sie am liebsten läuft.“ Der Eindruck anhand der erzielten Zeiten der vergangenen Saison, dass die Langstrecken ihr mehr liegen könnten, ist offenbar verfrüht. „Das war ein Zufall, denn wir haben nichts spezifisch vorbereitet“, sagt Dieter Hogen.

Schon nach ihrem ersten deutschen Juniorinnen-Rekord im Halbmarathon in Dresden hatte Blanka Dörfel gesagt: „Der Rekord war nicht die Zielstellung. Ich bin einfach nach Gefühl gelaufen und auch ohne Uhr.“ Dass allerdings deutet darauf hin, dass Blanka Dörfel auch ohne Trampolin noch ein paar Sprünge machen wird.