Überraschende Sieger beim Boston-Marathon

Überraschende Sieger beim Boston-Marathon

| Jörg Wenig I Foto: Photorun
Einen kenianischen Doppelsieg gab es beim Boston-Marathon: Geoffrey Kirui und Edna Kiplagat gewannen überraschend die 121. Auflage des Traditionsrennens.

Einen kenianischen Doppelsieg gab es beim Boston-Marathon: Geoffrey Kirui und Edna Kiplagat gewannen überraschend die 121. Auflage des Traditionsrennens, für das sich 30.000 Läufer gemeldet hatten.

Kirui zählte nicht zu den großen Favoriten

Bei sehr warmen Wetterbedingungen mit Temperaturen von deutlich über 20 Grad Celsius setzte sich Geoffrey Kirui sechs Kilometer vor dem Ziel von Galen Rupp ab. Der Kenianer gehörte im Vorfeld nicht zu den ganz großen Favoriten, gewann jedoch in 2:09:37 vor dem US-Amerikaner, der als Zweiter 2:09:58 lief. Überraschend wurde der japanische Marathon-Debütant Suguru Osako Dritter mit 2:10:28.
 
Unerwartet kam auch der Erfolg von Edna Kiplagat. Die 37-Jährige war zwar zweimalige Marathon-Weltmeisterin (2011 und 2013), hatte jedoch seit 2014 keinen Marathon mehr gewinnen können. Nun meldete sie sich mit einem großen Sieg in Boston zurück und lief dabei starke 2:21:52 Stunden. Ebenso wie Kirui gewann Kiplagat eine Siegprämie von 150.000 Dollar. Die frühere Kenianerin Rose Chelimo (Bahrain) belegte Rang zwei in 2:22:51. Dritte wurde die US-Amerikanerin Jordan Hasay, die mit 2:23:00 ein starkes Debüt lief.

Große Spitzengruppe bis Kilometer 30

Nach Abschluss der Abbott World Marathon Majors (WMM)-Serie steht fest, dass Jemima Sumgong die meisten Punkte gesammelt hat. Aufgrund eines laufenden Dopingverfahrens gegen die kenianische Marathon-Olympiasiegerin gibt es zunächst jedoch keine Siegerin dieser Serie. Die WMM-Veranstalter werden erst das Dopingverfahren abwarten. Bei den Männern stand schon vor dem Boston-Marathon fest, dass Eliud Kipchoge (Kenia) die WMM-Serie und die damit verbundene Prämie von einer halben Million US-Dollar gewonnen hat.
 
Ein Dutzend Läufer formten im Rennen der Männer die Spitzengruppe, die die Halbmarathonmarke nach 64:35 Minuten erreichte. Während die beiden schnellen Äthiopier Dino Sefir und Sisay Lemma überraschend bereits zuvor zurückgefallen waren, lagen bei Kilometer 30 (1:33:01 Stunden) immer noch neun Athleten an der Spitze. Darunter waren neben dem Vorjahressieger Lemi Berhanu Hayle (Äthiopien) auch die beiden Kenianer Sammy Kitwara und Wilson Chebet sowie Galen Rupp.
 
Danach begann in der Wärme auf dem hügeligen Kurs das Favoritensterben. Während Titelverteidiger Hayle und Kitwara das Rennen sogar aufgaben, fiel Chebet deutlich zurück. Dagegen ergriff der Marathon-Olympia-Dritte Galen Rupp die Initiative. Es war der US-Amerikaner, der an der Spitze lief und die kleine Gruppe mehr und mehr auseinander ziehen konnte. Nach 35 Kilometern war nur noch ein Konkurrent übrig: Geoffrey Kirui. Der Kenianer hatte im Vorfeld mit einer Bestzeit von 2:06:27 und seiner geringen Marathon-Erfahrung nicht zu den ganz großen Favoriten gezählt. Doch ausgerechnet der 24-Jährige verhinderte in seinem dritten Marathonlauf den amerikanischen Triumph von Galen Rupp. Rund sechs Kilometer vor dem Ziel löste sich Kirui von Rupp. Bei Kilometer 37 hatte er einen Vorsprung von zwölf Sekunden, bis Kilometer 40 hatte er diesen auf 21 Sekunden ausgebaut. Danach hielt er Rupp auf Distanz und lief zum größten Sieg seiner noch jungen Karriere.
 
„Ich merkte, dass er bei einer Tempoverschärfung nicht mehr ganz mithalten konnte. Deswegen habe ich weiter das Tempo forciert und konnte mich lösen. Aber es war schwer, denn der Amerikaner war stark“, sagte Geoffrey Kirui und fügte hinzu: „Meine Zukunft liegt im Marathon.“
 

Galen Rupp auf Platz zwei

Ein starkes Rennen lief einmal mehr Galen Rupp, der vor einem Jahr sein Marathon-Debüt bei den US-Olympia-Trials gewonnen hatte und dann Olympia-Dritter wurde. Nun belegte er Rang zwei bei dem hochklassig besetzten Boston-Marathon und steigerte seine Bestzeit um sieben Sekunden auf 2:09:58. „Es war hart, und ich habe alles gegeben. Der zweite Platz ist toll für mich. Ich hatte keine Probleme mehr mit meinem Fuß“, sagte Galen Rupp, der sich Anfang April beim Halbmarathon in Prag auf einer Kopfsteinpflaster-Passage eine Fußverletzung zugezogen hatte. “Ich glaube, ich kann mich im Marathon noch deutlich steigern. Aber jetzt werde ich mich erst einmal auf den Sommer mit den Bahn-Langstrecken vorbereiten.“
 
Das Rennen der Frauen hatte trotz der anfangs abfallenden Strecke mit einem sehr verhaltenen Tempo begonnen. Die 10-km-Marke erreichte die 13-köpfige Spitzengruppe nach 34:58 Minuten, was auf eine Zielzeit von rund 2:27:30 Stunden hindeutete. In der Folge war es immer wieder die US-Amerikanerin Desiree Linden, die sich an der Spitze um das Tempo bemühte. So schrumpfte die Gruppe auf sieben Läuferinnen, die die Halbmarathonmarke in 1:12:33 Stunden passierten. Neben Desiree Linden liefen die Kenianerinnen Brigid Kosgei, Gladys Cherono, Valentine Kipketer und Edna Kiplagat sowie Rose Chelimo (Bahrain) und die Debütantin Jordan Hasay in der Führungsgruppe.
 
Aufgrund eines deutlichen Rückstandes waren zu diesem frühen Zeitpunkt bereits zwei äthiopische Mitfavoritinnen geschlagen: die Titelverteidigerin Atsede Baysa und die Streckenrekordlerin Buzunesh Deba (2:19:59 Stunden). Damit war auch klar, dass Baysa in der in Boston abschließenden WMM-Serie nicht mehr zu Jemima Sumgong würde aufschließen können.
 
Im besonders hügeligen Streckenabschnitt verlor nach 25 km (1:25:50 Stunden) zunächst Desiree Linden den Kontakt zur Spitze. Die Amerikanerin, die mit einer Bestzeit von 2:22:38 ins Rennen gegangen war, kam noch einmal kurzzeitig an die Spitzengruppe heran, bevor sie dann ebenso wie Brigid Kosgei und Valentine Kipketer deutlich zurückfiel. Am Ende wurde Linden aber immerhin noch Vierte.
 
Überraschend war es dann nach der 30-Kilometer-Marke (1:42:40) Edna Kiplagat, die das Tempo verschärfte. „Ich habe in dieser Phase alles gegeben - und das hat funktioniert“, sagte die Kenianerin später. Schnell verloren Rose Chelimo, Gladys Cherono und Jordan Hasay den Kontakt zu der zweifachen Marathon-Weltmeisterin. An der 35-Kilometer-Marke, die sie in 1:58:41 Stunden passierte, hatte Edna Kiplagat bereits einen Vorsprung von 34 Sekunden auf ihre frühere Landsfrau Rose Chelimo - und das, obwohl sie zuvor an einem Erfrischungspunkt angehalten hatte, nachdem sie zunächst die falsche Flasche gegriffen hatte. Im Ziel hatte Kiplagat schließlich mit 2:21:52 Stunden genau 59 Sekunden Vorsprung auf Chelimo. Es war ihr erster Sieg seit London 2014 und ihre beste Zeit seitdem.

Ergebnisse

Männer:
1. Geoffrey Kirui (KEN; 2:09:37)
2. Galen Rupp (USA; 2:09:58)
3. Suguru Osako (JPN; 2:10:28)
4. Shadrack Biwott (USA; 2:12:08)
5. Wilson Chebet (KEN; 2:12:35)
6. Abdi Abdirahman (USA; 2:12:45)
7. Augustus Maiyo (USA; 2:13:16)
8. Dino Sefir (ETH; 2:14:26)
 
Frauen:
1. Edna Kiplagat (KEN; 2:21:52)
2. Rose Chelimo (BRN;2:22:51)
3. Jordan Hasay (USA; 2:23:00)
4. Desiree Linden (USA; 2:25:06)
5. Gladys Cherono (KEN; 2:27:20)
6. Valentine Kipketer (KEN; 2:29:35)
7. Buzunesh Deba (ETH; 2:30:58)
8. Brigid Kosgei (KEN; 2:31:48)