Äthiopier dominieren Boston-Marathon, Fate Tola Achte
Zum ersten Mal in der Geschichte des traditionsreichen Marathons in Boston (USA) haben am Montag zwei Äthiopier die Rennen der Männer und Frauen gewonnen (Fotos oben). Lemi Berhanu Hayle setzte sich in 2:12:45 Stunden durch und dürfte sich mit seinem Sieg das Olympia-Ticket gesichert haben. Bei den Frauen krönte Atsede Baysa eine spektakuläre Aufholjagd und setzte sich in 2:29:19 Stunden durch. Die kurz vor der Einbürgerung in Deutschland stehende Fate Tola (LG Braunschweig; Äthiopien) lief ein gutes Rennen und wurde Achte.
Das Männer-Rennen
Bei sonnigem Wetter mit etwas Wind und in der Schlussphase warmen Temperaturen von rund 20 Grad Celsius ließen es die Favoriten lange Zeit sehr gemächlich angehen. Bei dem traditionell ohne Tempomacher stattfindenden Rennen erreichte eine 17-köpfige Spitzengruppe die Halbmarathonmarke nach 66:48 Minuten. Erst um Kilometer 25 herum wurde es schneller. Und es waren die Äthiopier, die das Tempo verschärften - allen voran Titelverteidiger Lelisa Desisa. Er galt zwar als einer der großen Favoriten. Jedoch lief auch eine Portion Skepsis mit, denn Desisa hatte im vergangenen Jahr gleich vier Rennen über die klassische Distanz bestritten. Vielleicht war dies am Ende mit ein Grund dafür, dass er im Zweikampf um den Sieg gegen seinen Landsmann Lemi Berhanu Hayle einmal mehr den Kürzeren zog.
Entscheidung am Verpflegungspunkt
Kurz vor Kilometer 27 hatte sich Lelisa Desisa abgesetzt, doch einen Konkurrenten wurde er auch im hügeligen Teil des Boston-Marathons nicht los: Lemi Berhanu Hayle. Genau dieses Duell hatte es bereits im Januar 2015 in der Schlussphase des Dubai-Marathons gegeben. Auch damals gewann Hayle das Rennen vor Desisa. Wie in Dubai wartete Hayle bis jenseits der 40-km-Marke mit seinem Antritt. Just als Desisa, der in Boston bereits 2013 gewonnen hatte und vom dritten Sieg geträumt hatte, an der letzten Erfrischungsstation einen kleinen Schlenker machte, um einen Wasserbecher zu greifen, trat Hayle an und zog davon.
„Ich konnte sehr konstant trainieren und war vor dem Start zuversichtlich, dass ich gewinnen könnte“, sagte der erst 21-jährige Hayle, der in diesem Januar in Dubai bereits Rang zwei belegt und dabei mit 2:04:33 Stunden eine persönliche Bestzeit aufgestellt hatte. Damit ist er nach wie vor die Nummer zwei in der Jahresweltbestenliste, so dass er nach seinem Boston-Triumph sehr gute Chancen haben sollte, für Olympia nominiert zu werden. Kaum eine Rio-Chance dürfte dagegen Lelisa Desisa angesichts der extrem starken nationalen Konkurrenz haben. Er hätte in Boston wohl gewinnen müssen, um im Rennen um die olympischen Startplätze zu sein.