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CEP setzt auf Laufschuhe
„Wollen in Deutschland die drittgrößte Running-Marke werden“

| Fotos: CEP

2025 hat Sockenspezialist CEP mit einem eigenen Laufschuh die Branche überrascht. „Das war erst der Anfang“, sagen Mathias Schulz und Florian Weber von CEP.

Kompressionssocken von CEP kennen sehr viele Läuferinnen und Läufer. Dass das deutsche Unternehmen aus Bayreuth seit diesem Jahr auch Laufschuhe vertreibt, ist weitaus weniger bekannt. Wir haben mit Mathias Schulz (Head of CEP) und Florian Weber (Head of Marketing CEP) über den ersten CEP-Laufschuh gesprochen. Und darüber, wie man es schafft eine echte Running-Brand zu werden.

Wie viel spannender ist es, neben vielen Socken auch einen Laufschuh präsentieren zu können?

Schulz: Das ist ultraspannend. Ein Laufschuh hat eine andere Strahlkraft. Es ist ein Produkt, das man anders als eine Socke anfasst und wahrnimmt. Deshalb steht der Pro Run Omnispeed BowTech zum Beispiel bei Messen auch im Fokus. Die Gespräche am Stand starten mit und über den Schuh. Dass wir Socken können, weiß die Branche zum Glück. Wir werden auch weiterhin die besten Kompressionssocken entwickeln. Aber der Omnispeed BowTech hebt CEP als Running Brand auf ein neues Level.

Weber: Das ist der Punkt. CEP fühlt sich nun wie eine komplette Running Brand an. Und das ist erst der Anfang. Wir sind nun die Running Marke, die auch noch die weltbesten Kompressionsstrümpfe produziert.

Wie und wann ist die Idee entstanden, einen Laufschuh zu entwickeln?

Schulz: Tatsächlich liegen die Anfänge ein paar Jahre zurück. Covid legte vor fünf Jahren Vieles lahm, aber die Menschen konnten laufen. Und taten das auch. Mit unseren Laufprodukten konnten wir den Trend gut bedienen. Und wenn man das realisiert hat, dann beginnt man drüber nachzudenken, was als Nächstes kommt. Und was braucht es, um das Portfolio rund zu machen? Einen Laufschuh. Die Idee, dass der perfekte Strumpf einen perfekten Schuh braucht, gab es bei CEP schon länger. Aber während der Corona-Zeit wurden die Pläne konkret.

Herausgekommen ist kein klassischer Allrounder. Warum wurde der erste Schuh ein Super-Trainer?

Schulz: Eines war von Beginn an klar: Das Produkt muss zu CEP passen. Und wir haben über unsere Muttergesellschaft medi nun mal einen medizinischen Background. Das neue Produkt passt aber auch zur Gründergeschichte von CEP. Unser damaliger CEO sagte irgendwann: Die Kompression im medizinischen Bereich wird allen Läuferinnen und Läufern helfen. Die Geschichte hat sich nun wiederholt. Wir hatten bereits eine medizinische Einlegesohle für den Laufsport. Aber wir wollten nicht „nur“ Einlegesohlen entwickeln, sondern haben sozusagen um dieses funktionierende Produkt herum einen Laufschuh entwickelt.

Weber: Allen Beteiligten war schnell klar, dass wir keine Firma für Einlegesohlen werden wollen. Ja, wir können Sohlen. Und die Bow hat die Entwickler auch inspiriert. Die Funktion und auch der Name der Sohlentechnologe – BowTech - findet sich im Omnispeed BowTech wieder.

Wie lange hat das alles gedauert?

Schulz: Von den ersten Ideen rund um die Sohle bis zur ersten Umsetzbarkeitsprüfung und den betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen hat es rund sechs Monate gedauert. Wir hatten das Glück, ein gutes Netzwerk zu haben. Und konnten auch viele interne Ressourcen nutzen. Die eigentliche Entwicklung hat dann fast drei Jahre gedauert.

Weber: Wir wollten keinen Standard-Schuh mit Logo, sondern ein Produkt, das unsere DNA widerspiegelt: medizinische Technologie für den Laufsport. Es gibt in Asien viele Lieferanten, die dir einen fertigen Schuh bauen können. Da kannst du dein Logo drauf machen und fertig. Das passt aber nicht zur DNA von CEP. Wir wollten unsere medizinische Technologie für den Laufsport übersetzen. Das heißt aber auch, dass du erstmal die Leute finden musst, die das auch können. Da hat unser Netzwerk extrem geholfen, um die besten Designer, Produktentwickler und Biomechaniker zu finden.

Wir haben von Beginn an eine richtige Euphorie im Unternehmen gespürt. Alle hatten so richtig Bock darauf.

Florian Weber

Wie wichtig ist das Team in so einer Phase der Neuausrichtung in einem Unternehmen?

Weber: Die Menschen hinter dem Produkt sind enorm wichtig. Ohne sie geht es nicht. Wir haben von Beginn an eine richtige Euphorie im Unternehmen gespürt. Alle hatten so richtig Bock darauf.

Schulz: Wir haben alle ein großes Herz für Socken. Aber an der Entwicklung eines Laufschuhs mitarbeiten zu können, ist nochmal viel spannender. Wir sind als Team dabei so richtig zusammengewachsen.

Und dennoch: Bei großer Konkurrenz am Markt gibt es das Risiko, seine Ziele nicht zu erreichen. Wie viele schlaflose Nächte hat man als Verantwortlicher?

Schulz: Wir haben Gesellschafter, die unseren Weg mitgehen, die auch große Lust auf das Thema haben, weil sie zum Teil selbst sehr passionierte Läufer sind. Das ist enorm wichtig. Wie eingangs gesagt: Wir verstehen und als Running Brand. Mit dieser Vision steigt auch der Anspruch. Ja, wir wollen größer, noch erfolgreicher und noch präsenter im Markt werden. Und bekommen die Zeit, die wir benötigen, um diese Ziele zu erreichen.

Weber: Wir wissen schon seit langem, wie man Produkte erklärt und an die Frau und an den Mann bringt. Das müssen wir jetzt mit Schuhen machen. Und das wird uns gelingen, weil wir einfach ein besonderes Produkt haben, von dem wir alle absolut überzeugt sind.

Schulz: Stimmt, und trotzdem werden wir in fünf Jahren sagen: Weißt du noch der erste Schuh damals, das war im Verhältnis der schlechteste, den wir je gebaut haben. Ich will damit sagen, dass wir in Zukunft immer besser werden.

Aber ihr begebt euch in Konkurrenz zu den weltweit führenden Sport-Brands …

Schulz: Unsere Mutter medi ist Weltmarktführer im Bereich Kompressionstextilien. Aber darauf können wir uns bei CEP nicht ausruhen. Wir nehmen die Challenge an und werden unsere Komfortzone verlassen. Alle im Unternehmen wollen das Thema Laufschuhe zum Erfolg bringen. Und ja, es ist uns bewusst, dass der Laufschuhmarkt anders ist, als die Nische Sport-Kompressionsstrümpfe zu besetzen.

Weber: Das Thema macht uns beide und ganz viele bei CEP gerade glücklich. Die Entscheidung, auch Laufschuhe zu bauen, hat einen großen Vibe ausgelöst. Auch weil diese Running-Branche einfach so viel Spaß macht. Wir haben großen Respekt vor den etablierten Marken und genau das motiviert uns, mit Innovation und Leidenschaft unseren eigenen Weg zu gehen.

Was unterscheidet euch von großen Laufschuh-Brands?

Schulz: Wir sind einfach gut darin, medizinische Technologien in Laufprodukte zu übersetzen. Das ist bei Laufschuhen sicher anders als bei Socken. Aber wir haben ein Team, das brillante Arbeit macht.

Aber Nike, Adidas, Asics – die haben eben auch große Budgets, um ihre Produkte in den Markt zu bringen. Florian, reizt dich das, mit einem wahrscheinlich deutlich kleineren Budget, mit kreativen Ideen die Leute zu erreichen?

Weber: Na klar ist das spannend. Aber wir haben auch ein gutes Budget. Wir müssen es natürlich richtig einsetzen. Das ist aber nichts Neues. Das ist ja immer die Challenge und so ist CEP aufgebaut worden. Das vermeintlich kleinere Budget fangen wir auch mit extrem viel Leidenschaft auf. Und noch ein Satz zur Frage: Um kreativ zu sein, brauche ich kein großes Budget.

Ihr habt eine sehr gute Beziehung zum Handel. Vor allem zu den stationären Running-Spezialisten. Da seid ihr zum Teil besser als manch große Marke. Das hilft doch enorm, oder?

Schulz: Wir führen ein sehr partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Händlern. CEP ist ein absoluter Fan und Unterstützer des Sportfachhandels. Vor allem der Spezialisten. Und das seit vielen Jahren. Deswegen haben wir die Möglichkeit, mit dem Handel über neue Produkte wie unseren neuen Laufschuh zu sprechen. Deshalb ging der Schuh auch zunächst nicht in den Online-Verkauf. Das war ein klares Statement. Der stationäre Handel ist auch deshalb so wichtig, weil wir direktes Feedback zum Produkt bekommen.

Wie geht es weiter? Sind neue Modelle in der Entwicklung?

Schulz: Wir arbeiten an vielen Dingen parallel. Das ist für ein kleines Team nicht leicht, aber die Motivation ist eben riesig. Und alle wollen, dass es weitergeht. Zunächst wird es ein Update des Pro Run Omnispeed BowTech geben. Die Version 2.0, der Optaspeed BowTech, kommt im Frühjahr 2026. Da fließen die vielen Rückmeldungen ein. Kleine Verbesserungen und er wird leichter. Gleichzeitig entwickeln wir ein neues Modell für eine zweite Zielgruppe, die längere Distanzen und langsamer läuft. Das neue Modell soll im Herbst kommen.

Den Gassi-Ausgeh-Schuh wird es von CEP nicht geben.

Mathias Schulz

Als Laufschuh-Brand braucht man eine gewisse Range an Modellen. Wie sieht euer Zehn-Jahres-Plan aus?

Weber: Wir haben langfristige Pläne. Aber für uns ist es wichtig, dass wir uns als Running-Brand richtig positionieren. Wir haben den Claim Run Better gewählt. Das passt zu uns. Aber es ist für uns auch wirklich ein Versprechen. Daran werden neue Produkte gemessen. Das heißt, wenn eine Entwicklung oder eine Idee nicht gut genug für den Markt und unser Versprechen ist, dann kommt das Produkt nicht.

Schulz: Den Gassi-Ausgeh-Schuh wird es von CEP nicht geben. Es muss ein funktionaler Laufschuh für Läuferinnen und Läufer sein. Mit einer Technologie, die innovativ ist und das Laufen besser macht. Vielleicht können wir damit nicht jede Zielgruppe bedienen, aber das wollen wir auch gar nicht.

Momentan ist der Laufmarkt extrem in Bewegung. Immer mehr junge Menschen laufen, organisieren sich in Communitys. Der Marathon steht bei der Gen Z auf der Bucket-Liste. Wie geht ihr damit um?

Weber: Zielgruppen musst du nicht definieren oder finden. Sie zeigen sich ja sehr deutlich. Ich bin großer Fan von Umfragen und Daten. Aber was wir nicht brauchen, sind große Studien mit langen Fragekatalogen. Bis die ausgewertet sind, gibt es schon wieder einen neuen Trend. Wir arbeiten mit kurzen Befragungen in kleinen Gruppen. Der Markt verändert sich mitunter schnell, also müssen wir auch schnell sein. Wir erleben ja gerade, dass es eine neue Laufkultur gibt. Running ist ein Lifestyle, der sich aber auch schnell verändert. Da müssen wir ganz nah dran sein.

Letzte Frage: Wo seht ihr CEP in fünf Jahren?

Schulz: In fünf Jahren sind wir Deutschlands drittgrößter Laufschuh-Hersteller. Ich glaube, das ist ein realistisches Ziel. Aber das Wichtigste wird sein, das wir auf uns schauen und einen extrem guten Job machen. Dann werden wir als Running-Marke einen großen Impact haben.

Weber: Ich möchte, dass die Leute in fünf Jahren sagen: CEP? Klar, geile Marke. Und wenn dann der erste Athlet mit unseren Schuhen den New York Marathon gewinnt – umso besser.