Chicago-Marathon: Zwei Siege für Kenia und eine etwas andere Jubelpose

Chicago-Marathon: Zwei Siege für Kenia und eine etwas andere Jubelpose

| Jörg Wenig I Foto: Bank of America Chicago Marathon
Ohne Tempomacher gingen die Eliteläufer beim Chicago-Marathon ins Rennen. Dementsprechend gab's eine spannende Entscheidung - und eine ungewöhnliche Sieg

Ohne Tempomacher gingen die Eliteläufer beim Chicago-Marathon ins Rennen. Dementsprechend gab's am Sonntag keine Top-Zeiten - dafür eine spannende Entscheidung und eine außergewöhnliche Siegerpose von Florence Kiplagat (Foto).

Die Kenianer Dickson Chumba und Florence Kiplagat haben den Chicago-Marathon gewonnen. Bei dem World Marathon Majors-Rennen reichten Chumba dabei 2:09:25 Stunden zum Sieg vor seinen Landsleuten Sammy Kitwara (2:09:50 h) und Sammy Ndungu (2:10:06 h). Die Veranstalter des Rennens – traditionell einer der schnellsten Marathonläufe der Welt – hatten auf den Einsatz von Tempomachern verzichtet, was sich entsprechend in der Qualität der Ergebnisse bemerkbar machte. Mit Ausnahme des Hitze-Rennens von 2007 gab es in Chicago zuletzt 20 Jahre lang so gut wie immer Weltklassezeiten bei den Männern. Dieses Mal findet sich die Männer-Siegzeit trotz guter Wetterbedingungen nicht unter den besten 80 Marathon-Zeiten, die in diesem Jahr weltweit gelaufen wurden. Höherwertiger waren die Ergebnisse beim Frauenrennen. Hier siegte Florence Kiplagat in 2:23:33 Stunden – damit belegt sie in der Liste der schnellsten Zeiten des Jahres Rang 22 – vor den Äthiopierinnen Yebrgual Melese (2:23:43 h) und Birhane Dibaba (2:24:24 h). Rund 40.000 Läufer finishten in Chicago.

Im Rennen der Männer wollte lange Zeit keiner der Favoriten die Initiative ergreifen. So entwickelte sich ein Lauf ohne hohes Tempo, bei dem die zehnköpfige Spitzengruppe die Halbmarathonmarke nach 65:11 Minuten passierte. Erst jenseits der 30-km-Marke kam Bewegung in das Feld. Neben Dickson Chumba waren es dessen Landsmann Sammy Kitwara, der vor einem Jahr Platz zwei mit 2:04:28 Stunden belegt hatte, und der Äthiopier Aberu Kuma, die das Tempo forcierten und sich absetzten. Fünf Kilometer vor dem Ziel brach Kuma ein und fiel noch weit zurück. Am Ende wurde er Neunter mit 2:13:44. Auch Kitwara konnte nicht mehr viel länger mithalten mit dem Tempo von Chumba, der im vergangenen Jahr noch vier Sekunden hinter seinem Landsmann mit 2:04:32 Rang drei belegt hatte. Dieses Mal war er ganz vorne und sicherte sich die Siegprämie von 100.000 US-Dollar.

Anders lief das Rennen der Frauen, die sich von Beginn an um Tempo bemühten. Frühzeitig bildete sich eine siebenköpfige Spitzengruppe, die die 5-km-Marke nach 16:34 Minuten erreichte. Damit lagen die Läuferinnen, die angeführt wurden von Florence Kiplagat und der Japanerin Kayoko Fukushi, sogar auf Kurs für eine Zeit von knapp unter 2:20 Stunden. Es war auch in der Folge mehrmals die Japanerin, die das Tempo an der Spitze hoch hielt. Die Halbmarathonmarke erreichte sie schließlich nach 70:27 Minuten. Eine Sekunde hinter ihr folgten Kiplagat sowie die fünf Äthiopierinnen Amane Gobena, Yebrgual Melese, Birhane Dibaba, Mulu Seboka und Meskerem Assefa. Auf der zweiten Hälfte geriet die 2:20-Stunden-Marke jedoch bald außer Reichweite.

Gobena war die erste, die bald nach der 30-km-Marke den Kontakt zur Spitzengruppe verlor. Die anderen sechs blieben noch bis jenseits des 35-km-Punktes zusammen. Dann fielen nacheinander Assefa, Suboka, Fukushi und Dibaba zurück. Kurzzeitig entwickelte sich ein Duell zwischen Kiplagat und Melese, doch die Äthiopierin konnte vor der 40-km-Marke dem Tempo der kenianischen Halbmarathon-Weltrekordlerin (65:09 Minuten) nicht mehr folgen.

Für Florence Kiplagat war es der dritte Sieg bei einem World Marathon Majors-Rennen. Zweimal hatte die Kenianerin zuvor den Berlin-Marathon für sich entschieden: 2011 lief sie dort mit 2:19:44 Stunden ihre nach wie vor aktuelle Bestzeit, zwei Jahre später gewann sie mit 2:21:13 Stunden. 2014 war Florence Kiplagat sowohl in London als auch in Chicago Zweite. Nach dem Zieldurchlauf am Sonntag sprang die 28-jährige Kenianerin vor Freude in die Luft, konnte sich dann aber selbst nicht mehr halten und ging zu Boden. Auf der Straße liegend, sorgte sie für eine ungewöhnliche Siegespose. Auf Platz sieben lief in Chicago die frühere US-amerikanische Weltklasseläuferin Deena Kastor. Die 42-Jährige stellte mit 2:27:47 Stunden einen US-Masterrekord (Altersklasse ab 40 Jahre) auf.

Ergebnisse Männer

1. Dickson Chumba (KEN) 2:09:25
2. Sammy Kitwara (KEN) 2:09:50
3. Sammy Ndungu (KEN) 2:10:06
4. Girmay Birhanu Gebru (ETH) 2:10:07
5. Luke Puskedra (USA) 2:10:24
6. Wesley Korir (KEN) 2:10:39

Ergebnisse Frauen

1. Florence Kiplagat (KEN) 2:23:33
2. Yebrgual Melese (ETH) 2:23:43
3. Birhane Dibaba (ETH) 2:24:24
4. Kayoko Fukushi (JPN) 2:24:25
5. Mulu Seboka (ETH) 2:24:40
6. Meskerem Assefa (ETH) 2:25:11