Der Marathon-Herbst 2015: Alle Läufe, alle Infos

Der Marathon-Herbst 2015: Alle Läufe, alle Infos

| von Jörg Wenig I Fotos: Norbert Wilhelmi, www.photorun.net
Mit dem Berlin-Marathon beginnt am 27. September der Marathon-Herbst 2015 so richtig. Hier findest du alle Infos zu den großen Rennen.

Mit dem BMW Berlin-Marathon beginnt am letzten September-Sonntag die Serie der großen, prestigeträchtigen Herbstrennen über die klassische Distanz: Nach Berlin bilden Chicago, Amsterdam, Frankfurt und New York die spitzensportlichen Höhepunkte in den nächsten Wochen. Rund 180.000 Läufer haben alleine für dieses spektakuläre Herbst-Marathon-Quintett gemeldet. Hinzu kommen eine Reihe von weiteren großen, internationalen Rennen über die 42,195 km im Zeitraum bis Anfang Dezember. Was die Siegzeiten angeht, spricht sehr viel dafür, dass Berlin einmal mehr die Maßstäbe setzen wird. New York wird sicherlich das bestbesetzte Rennen haben, doch die wellige Strecke lässt sehr schnelle Zeiten in der Regel nicht zu. Aus deutscher Sicht wird der Frankfurt-Marathon in den Blickpunkt rücken, wo Arne Gabius am letzten Oktober-Sonntag den 27 Jahre alten deutschen Marathonrekord angreifen will.

Die Herbst-Highlights

27.09.: Berlin I 04.10.: Köln I 11.10.: Chicago I 11.10.: München I 18.10.: Amsterdam I 25.10.: Frankfurt I 01.11: New York

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Zwei weitere Athleten werden mit Bestzeiten von unter 2:05 ins Rennen gehen: Geoffrey Mutai (Kenia), der nicht mit Emmanuel Mutai verwandt ist, und Feyisa Lilesa (Äthiopien). Mutai stürmte 2011 in Boston zum sensationellen Streckenrekord von 2:03:02 Stunden, Lilesa erreichte in Chicago 2012 ein Ergebnis von 2:04:52. Es kann durchaus erneut Zeiten im Bereich des Weltrekordes geben.

Bei den Frauen spricht einiges dafür, dass es zu einem Duell zwischen der Äthiopierin Aberu Kebede und der Kenianerin Gladys Cherono kommen wird. Kebede hat in Berlin bereits 2010 und 2012 gewonnen. Vor drei Jahren stellte sie hier ihren persönlichen Rekord von 2:20:30 Stunden auf. Cherono lief im Januar in Dubai ein glänzendes Marathon-Debüt. Als Zweite erreichte sie 2:20:03. Vielleicht gibt es beim BMW Berlin-Marathon erstmals seit 2011 wieder eine Zeit unter 2:20 Stunden.

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Im Rennen der Männer ist André Pollmächer (Rhein Marathon Düsseldorf) der voraussichtlich stärkste deutsche Läufer. Er hatte sich vor zwei Jahren in Berlin auf 2:13:05 Stunden gesteigert. Der Marathon-EM-Achte von 2014 strebt auf der schnellen Strecke in der deutschen Hauptstadt ebenfalls die Olympianorm an. Dafür müsste er sich zumindest auf 2:12:15 verbessern.

Arne Gabius in Frankfurt im Mittelpunkt

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Dass ein deutscher Läufer bei einem Gold Label-Marathonrennen – der höchsten Kategorie der Straßenläufe des internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF – derart im Mittelpunkt steht, ist ein Novum: Arne Gabius (Marathon Hamburg) will nach seinem glänzenden Debüt am Main vor einem Jahr, als er auf Anhieb 2:09:32 erreichte, nun am 25. Oktober den deutschen Rekord von Jörg Peter brechen. Der Dresdener lief 1988 in Tokio eine Zeit von 2:08:47 Stunden.

„Es ist mein Ziel, in Frankfurt zumindest 46 Sekunden schneller zu laufen als bei meinem Debüt. Viele Topläufer, mit denen ich gesprochen habe, sagen, dass der zweite Marathon deutlich besser sein sollte als der erste“, sagte Arne Gabius, der quasi nebenher auch den nationalen Titel gewinnen kann, denn die Deutschen Meisterschaften sind in den Frankfurt-Marathon integriert.

Fünf Athleten mit Bestzeiten im Bereich zwischen 2:05 und 2:08 Stunden wurden bisher für den Frankfurt-Marathon verpflichtet. Darunter ist der Äthiopier Bazu Worku (2:05:16) sowie die Kenianer Philip Kimutai (2:06:07) und Micah Kogo (2:06:56), der ehemalige Weltrekordler über 10 km.

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Die schnellste Frau auf der Frankfurter Startliste, die in den nächsten Wochen noch weiter ergänzt wird, ist zurzeit Dinknesh Mekash Tefera. Die Äthiopierin lief ihre Bestzeit von 2:25:09 als Vierte des Paris-Marathons 2013. In diesem Frühjahr war sie Zweite in Daegu (Südkorea) mit 2:29:44.

Jede Menge Stars in New York

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Das eindrucksvollste Kontingent an Marathon-Stars bringt am 1. November der New York-Marathon an den Start. Der ehemalige Weltrekordler (2:03:23) und Sieger der Marathonrennen von unter anderem London, Berlin und Frankfurt, Wilson Kipsang, wird als Titelverteidiger nach New York zurückkehren. Er trifft unter anderen auf den aktuellen Boston-Marathon-Sieger Lelisa Desisa (Äthiopien) und den amtierenden Crosslauf- und Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor (Kenia). Auch der Europameister Daniele Meucci (Italien) geht in New York an den Start.

Bei den Frauen ist Kenias Afrika-Rekordlerin Mary Keitany (2:18:37) die Titelverteidigerin. Sie trifft unter anderen auf die aktuelle Dubai-Marathon-Siegerin Aselefech Mergia und deren äthiopische Landsfrau Tigist Tufa, die im April überraschend vor Keitany den London-Marathon gewann und dann bei der WM Sechste wurde.

Ex-Weltrekordler Makau und Superstar Bekele fehlen

Offenbar keinen Herbst-Marathon planen nach Verletzungen der ehemalige Weltrekordler Patrick Makau (Kenia) und Äthiopiens Superstar Kenenisa Bekele. Nach einem Problem an der Achillesferse, das ihn zur Aufgabe beim Dubai-Marathon im Januar zwang, benötigte Bekele eine längere Pause. Gut möglich, dass er im Januar in Dubai einen neuen Anlauf nimmt.

Keine Tempomacher in Chicago

Über viele Jahre hinweg hat der Chicago-Marathon Athleten verpflichtet, denen man zutrauen konnte, in den Bereich des Weltrekordes zu laufen. Entsprechende Rekordversuche scheiterten aus unterschiedlichen Gründen zuletzt immer wieder. Nun überraschten die Veranstalter mit der Ankündigung, keine Tempomacher mehr einsetzen zu wollen. Innerhalb der Abbott World Marathon Majors überlässt Chicago damit Berlin quasi das Feld. Von den sechs Majors-Rennen stand neben Berlin vor allen das Rennen in Chicago für superschnelle Zeiten und Rekordversuche.

Ein Blick auf die Elite-Startlisten des Chicago-Marathons könnte aber auch eine Erklärung dafür liefern, warum auf Tempomacher verzichtet wird. Das Athletenfeld ist in der absoluten Spitze nicht so stark wie in den letzten Jahren – und Zeiten im Bereich des Weltrekordes erscheinen wenig realistisch. Die Kenianer Sammy Kitwara (Bestzeit: 2:04:28) und Dickson Chumba (2:04:32) sind die schnellsten im Feld. Beide stellten ihre persönlichen Rekorde vor einem Jahr in Chicago auf, als sie die Plätze zwei und drei hinter Eliud Kipchoge belegten.

Bei den Frauen will Florence Kiplagat endlich zeigen, dass sie ihr enormes Potenzial auch auf die Marathondistanz übertragen kann. Einmal – bei ihrem zweiten Marathon, den sie in Berlin 2011 gewann – lief die Kenianerin bisher unter 2:20 Stunden (2:19:44). Zweimal hat sie in der Zwischenzeit den Halbmarathon-Weltrekord verbessert. Ihre Bestzeit von 65:09 lässt darauf schließen, dass sie im Marathon noch deutliches Steigerungspotenzial hat. In Chicago wird Florence Kiplagat unter anderen auf Mulu Seboka treffen. Die Äthiopierin steigerte sich im Januar auf der superflachen Strecke des Dubai-Marathons auf 2:21:56.

„Mr Amsterdam“ steht im Mittelpunkt des Interesses bei dem holländischen Rennen, das im alten Olympiastadion endet: Wilson Chebet erhielt diesen Spitznamen, nachdem er den Amsterdam-Marathon 2013 zum dritten Mal in Folge gewonnen hatte. Der Kenianer hält mit 2:05:36, seine Siegzeit vor zwei Jahren, auch den Streckenrekord. Im vergangenen Jahr lief es in Amsterdam jedoch nicht gut für Chebet. Er ging vorzeitig aus dem Rennen. Nun möchte sich einer der konstantesten Marathonläufer der letzten Jahre mit Sieg Nummer vier zurückmelden. Chebet trifft unter anderen auf den Äthiopier Tsegaye Mekonnen, der als Sieger des Dubai-Marathons 2014 mit 2:04:32 Stunden einen inoffizielle Junioren-Weltrekord aufstellte. Das in der Regel deutlich schwächere Frauen-Elitefeld wurde noch nicht bekannt gegeben.