Silvesterlauf in Trier: Die Bilder
Deutscher Sieg durch Deborah Schöneborn – Isaac Kimeli läuft Streckenrekord und verweist Richard Ringer knapp auf Rang zwei

| von Christian Ermert (Text) und Norbert Wilhelmi (Fotos)

Mit über 1600 Anmeldungen, Top-Leistungen und einem neuen Streckenrekord feierte der Trierer Silvesterlauf ein großartiges Comeback nach der Corona-Pause. Hier gibt’s die Infos und über 150 Fotos.

Endlich wieder Konfetti, Samba und Top-Leistungen am letzten Tag des Jahres in Trier: In einem schnellen und packenden Rennen hat Isaac Kimeli aus Belgien beim 33. Bitburger 0,0%-Silvesterlauf den 25 Jahre alten Streckenrekord gebrochen und seinen Trainingspartner Richard Ringer mit nur zwei Sekunden Vorsprung auf Rang zwei verwiesen.

Damit war der ursprünglich aus Kenia stammende Kimeli beim ersten Trierer Silvesterlauf nach zwei Jahren Coronapause drei Sekunden schneller als der Kenianer Isaac Kariuki, der 1997 in Trier 22:21 gelaufen war. Mit Isaac Kimeli, der vor kurzem bei den Crosslauf-Europameisterschaften als Dritter überzeugt hatte, setzte sich in Trier der Favorit und Titelverteidiger durch.

Bei den Frauen konnte das Publikum, das in Dreier-Reihen die Strecke durch Triers historische Innenstadt säumte, einen deutschen Sieg feiern: Mit Deborah Schöneborn (SCC Berlin) gewann wie zuletzt 2019 wieder eine Marathonläuferin. Bei der letzten Auflage vor Corona hatte in Trier Katharina Steinruck von Eintracht Frankfurt triumphiert, die ursprünglich auch dieses Jahr starten wollte, aber wegen einer Corona-Infektion absagen musste.

Deborah Schöneborn war nach 15:56 Minuten im Ziel und hatte einen deutlichen Vorsprung vor Lisa Rooms (Belgien) und Martyna Galant (Polen), die als Zweite und Dritte zeitgleich 16:04 liefen. Als Vierte folgte knapp dahinter die EM-Zweite über 3.000 Meter Hindernis, Lea Meyer (ASV Köln), in 16:05. Platz elf belegte Rabea Schöneborn (SCC Berlin/16:41), die ebenso wie ihre Schwester zum siegreichen deutschen Marathon-EM-Team von München gehörte. Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) lief aufgrund ihrer Schwangerschaft entsprechend langsamer und kam auf Rang 20 nach 17:31 ins Ziel.

© Norbert Wilhelmi

Premierensieg: Debbie Schöneborn siegt bei ihrem ersten Silvesterlauf − Begeistert von der Atmosphäre in Trier

Für die Siegerin, die am 19. Februar in Sevilla ihre Marathonbestzeit von 2:26:55 Stunden mindestens unter 2:26:50 drücken will, um sich für die Weltmeisterschaften 2023 in Budapest zu qualifizieren, war das Trierer Rennen in dreifacher Hinsicht eine Premiere: „Mein erster Silvesterlauf, mein erster Fünfer auf der Straße und mein erstes Rennen in Trier“, meinte sie und schwärmte dann von der Stimmung in der über 2000 Jahre alten Römerstadt. „Es war eine megacoole Atmosphäre, man musste bloß aufpassen, dass man kein Konfetti einatmet. Das war überall in der Luft. Es hat riesigen Spaß gemacht. Ich bin happy, dass ich heute sogar die Mittelstrecklerinnen hinter mir gelassen habe.“

Nachdem sie die Spitze im Rennen übernommen hatte, wartete sie ständig auf den Angriff von Lea Meyer. Aber der kam vor mehr als 15.000 Zuschauern nicht. Die EM-Zweite von München war das Rennen offensiv angegangen, musste aber in der letzten Runde der Tatsache Tribut zollen, dass sie aus dem vollen Training heraus gestartet war. „Ich bin ein bisschen enttäuscht“, sagte Lea Meyer im Ziel, „es ist kein schönes Gefühl, wenn auf den letzten Metern die Beine nicht mehr so wollen und man merkt, dass die anderen noch ein Quäntchen mehr draufhaben.“

Immerhin war sie in 16:05 Minuten schneller als bei ihrem letzten Start in Trier 2019. „Von der Zeit her war es in Ordnung, ich nehme das erstmal mit ins neue Jahr“, meinte die Kölnerin, die ab dem 1. Januar für den TSV Bayer 04 Leverkusen starten wird. 2023 beginnt für sie mit einem Trainingslager im südafrikanischen Potchefstroom. Anfang Februar wird sie dann von dort direkt nach Boston reisen, um sich dort beim Indoor Grand Prix in der neuen Halle ihres Sponsors New Balance gleich im ersten Rennen mit der Weltelite zu messen, bevor dann die Deutschen Hallenmeisterschaften in Boston auf dem Programm stehen.

Doppelsieg für die Trainingsgruppe von Tim Moriau: Kimeli vor Ringer

Noch spannender als im Frauenrennen war die Entscheidung bei den Männern. Am Ende hatte Isaac Kimeli mit 22:18 Minuten nur zwei Sekunden Vorsprung vor seinem zeitweiligen Trainingspartner Richard Ringer (LC Rehlingen). Der Marathon-Europameister war als Zweiter nach 22:20 im Ziel und entschied damit das Duell mit dem am Ende drittplatzierten deutschen Marathon-Rekordler Amanal Petros (TV Wattenscheid/22:22) knapp für sich. Vierter wurde Nils Voigt (TV Wattenscheid) in 22:27 vor Maximilian Thorwirth (SDF 75 Düsseldorf-Süd/22:36).

Dabei war Isaac Kimeli nicht besonders sicher, ob er nach 2019 zum zweiten Mal würde gewinnen können. Nach seinem dritten Platz bei den Cross-Europameisterschaften war er krank geworden. Aber im Rennen wurde er dann immer selbstbewusster: „Als ich aber mit der Spitzengruppe in die letzte Runde gegangen bin, war ich ziemlich sicher, auf den letzten 500 Metern im Spurt gewinnen zu können. Ich habe auf mein Finish vertraut. Es hat Spaß gemacht, hier mit und gegen meinen Trainingspartner Richard zu laufen“, meinte er.

Der Doppelsieg von Kimeli und Ringer war ein weiterer Beweis für die Trainingsgruppe von Tim Moriau in Belgien, der beide angehören, auch wenn sie ab Februar in Wettkämpfen getrennte Wege gehen werden: Während Richard Ringer sich dann auf den Marathon konzentriert und sich am 23. April in Hamburg mit einer Zeit unter 2:08 Stunden bereits für Olympia 2024 in Paris empfehlen will, wird Kimeli Crossläufe bestreiten.

Deutlich früher als Richard Ringer wird Amanal Petros auf die Marathonstrecke zurückkehren. Nach seiner Trierer Leistung ist der deutsche Rekordler optimistisch, am 19. Februar im spanischen Sevilla wieder eine starke Leistung abliefern zu können.

In ihrem letzten Rennen vor ihrer Babypause belegte Gesa Krause, die frühere WM-Dritte über 3000 Meter Hindernis, vom gastgebenden Silvesterlauf Trier e.V. in 17:31 Minuten den 20. Platz. Insgesamt hatten sich für die zehn Rennen auf dem ein Kilometer langen Rundkurs rund um den Trierer Hauptmarkt 1645 Läuferinnen und Läufer angemeldet – von den dreijährigen Bambinis bis zu den schnellsten Läuferinnen und Läufern Deutschlands.