Hendrik Pfeiffer in 2:11:28 Stunden starker Siebter
Die schönsten Bilder vom Mainova Frankfurt Marathon

| Text: Jörg Wenig | Fotos: Norbert Wilhelmi

Hendrik Pfeiffer wurde für den Mainova Frankfurt Marathon kurzfristig verpflichtet und sicherte sich einen starken siebten Platz. Hier gibt’s die Bilder.

Die Kenianer Brimin Misoi und Selly Kaptich haben den Mainova Frankfurt-Marathon gewonnen. Ungewöhnlich hohe Temperaturen sorgten dafür, dass am Sonntag anstellte von spitzensportlichen Bestzeiten eine ungewollte Höchstmarke erreicht wurde: Mit Temperaturen von rund 20 Grad Celsius im Schlussteil des Eliterennens war es der wärmste Frankfurt-Marathon seit 1989. 

Während dem 33-jährigen Überraschungssieger Brimin Misoi trotz der schweren Bedingungen noch eine persönliche Bestzeit von 2:06:11 Stunden gelang, setzte sich mit der 37-jährigen Selly Kaptich eine der Top-Favoritinnen mit 2:23:11 Stunden durch. Eine hervorragende Platzierung erreichte Hendrik Pfeiffer (TV Wattenscheid), der als Siebenter ins Ziel lief, jedoch mit 2:11:28 Stunden die angestrebte Zeit unter 2:10 Stunden verpasste. Bessere Platzierungen im Frankfurter Männerrennen erreichte in diesem Jahrtausend lediglich Arne Gabius, der 2015 auf Rang vier und zwei Jahre später auf Platz sechs lief. Wie Misoi, Kaptich und Pfeiffer konnten fast alle Eliteläufer ihr Tempo im letzten Viertel des Rennens nicht mehr halten und verloren deutlich Zeit. Nicht ins Ziel kamen Filimon Abraham und Thea Heim (beide LG Telis Finanz Regensburg). Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) hatte zuvor krankheitsbedingt kurzfristig passen müssen.

Zu hohe Temperaturen verhindern Rekorde

Nach der zweijährigen Corona-bedingten Zwangspause meldete sich der Mainova Frankfurt mit einem Lauf-Festival vor vielen Zuschauern eindrucksvoll zurück. Rahmenwettbewerbe hinzugerechnet, hatten sich 20.551 Läufer gemeldet. 11.708 von ihnen waren Marathonläufer und damit bestätigte das Rennen seine Position als zweitgrößter deutscher Marathonlauf. „Es ist uns gelungen, ein schönes Comeback auf die Straßen Frankfurts und in die Festhalle zu bringen. Wir hatten viele Herausforderungen zu meistern und sind sehr glücklich über den heutigen Tag“, sagte Jo Schindler, Renndirektor des Mainova Frankfurt-Marathons. „Die Athleten sind noch bei guten Bedingungen losgelaufen. Bis über den Halbmarathon hinaus waren sie gut unterwegs, dann wurde es mühsam in der Sonne. Mein Respekt und meine Hochachtung für alle, die ins Ziel gekommen sind. Es ist ein gutes Ergebnis, aber es war mehr Potenzial im Rennen vorhanden.“

Die Temperaturen waren eindeutig zu hoch, um als ideal gelten zu können. Umso bemerkenswerter war, dass die drei erstplatzierten Männer dennoch persönliche Bestleistungen erzielten. Lange Zeit lief eine große Spitzengruppe ein Tempo für eine Zeit um 2:06 Stunden. Kurz nach Kilometer 25 übernahm Brimin Misoi gemeinsam mit Samwel Mailu die Initiative. Dieser Tempoverschärfung konnte niemand folgen. Plötzlich schien sogar eine Endzeit von 2:04 Stunden möglich. Die steigenden Temperaturen bremsten Misoi jedoch ab Kilometer 37 ab, er lief aber ungefährdet als umjubelter Sieger nach 2:06:11 Stunden in der Festhalle ins Ziel. „Ich habe erwartet, dass ich gewinnen werde. Meine Form war gut. Die Strecke ist hervorragend, ich kann hier sicher noch schneller laufen“, sagte er. Seine bisherige persönliche Bestzeit von 2:08:41 Stunden, die er in diesem Jahr beim Marathon in der Höhenlage von Nairobi erzielte, konnte er um zweieinhalb Minuten verbessern. 

Misois Vorsprung auf den zweitplatzierten Samwel Mailu war deutlich. Dieser jubelte nach 2:07:19 Stunden über ein glänzendes Marathondebüt. Mehr als 30 Kilometer weit hatte er für Misoi und die Spitzengruppe perfekte Arbeit als Tempomacher geleistet. Ab dann lief er sein eigenes Rennen und brachte ein starkes Ergebnis ins Ziel. Der Äthiopier Derese Ulfata komplettierte an dritter Stelle in 2:07:30 Stunden das Siegespodest mit einer Bestzeit. 

Marathon-Meister Hendrik Pfeiffer wird Siebter in Frankfurt

Hendrik Pfeiffer lief ein gutes und kontrolliertes Rennen, in dem er lange auf Kurs für eine Zeit unter 2:10 Stunden lag. Nach einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 64:46 Minuten deutete auch seine 30-Kilometer-Zeit (1:32:18 Stunden) noch auf ein solches Ergebnis hin. Doch obwohl er noch etliche Athleten überholte - nach 10 km lag er auf Rang 22 -, konnte auch er sein Tempo bei den hohen Temperaturen nicht halten. Als Siebenter lief Hendrik Pfeiffer nach 2:11:28 Stunden ins Ziel. 

„Ich bin megaglücklich und zufrieden. Es war ein tolles Erlebnis. Das rundet ein schönes Marathon-Jahr ab“, sagte Hendrik Pfeiffer, der bei den Europameisterschaften in München im August Platz 24 belegte und dabei mit dem deutschen Team die Silbermedaille in der Europa-Cup-Wertung gewann. „Auf der zweiten Hälfte habe ich Zeit verloren, aber ich habe nicht resigniert, weil ich immer wieder Läufer überholt habe. Das hat mich motiviert. Es wurde von Kilometer zu Kilometer wärmer. Da kann man nichts dagegen tun. Die letzten zehn Kilometer haben sehr weh getan. Über den siebenten Platz in diesem starken Feld freue ich mich sehr. Die Form für 2:09 Stunden war da, leider hat das Wetter heute nicht mitgespielt. Aber die 2:11 sind immer noch gut und meine drittbeste Zeit.“ 

Filimon Abraham (LG Telis Finanz Regensburg) war zunächst gemeinsam mit Hendrik Pfeiffer auf Kurs zu einer Zeit unter 2:10 Stunden. Er verlor jedoch in der zweiten Rennhälfte den Anschluss an Pfeiffer und musste nach der 30-Kilometer-Marke aufgeben.

Frauen laufen zeitweise im Bereich des Streckenrekords

Die Frauen liefen lange Zeit ein sehr hohes Tempo, so dass sich die Zwischenzeiten zeitweise im Bereich des Streckenrekordes und sogar auch deutlich darunter bewegten. Die Kenianerin Valary Aiyabei hatte die Kursbestzeit von 2:19:10 Stunden vor drei Jahren aufgestellt und damit die nach wie vor einzige Zeit unter 2:20 Stunden in Frankfurt erreicht. Selly Kaptich, die mit einer Bestzeit von 2:21:06 Stunden die Läuferin mit der schnellsten Bestzeit im Feld war, lief von Beginn an unmittelbar hinter den drei Tempomachern und erreichte die Halbmarathonmarke nach 69:40 Minuten. Zu diesem Zeitpunkt hielten noch die Äthiopierinnen Atalel Anmut Dargie und Yoshi Chekole mit. Etwas weiter hinten erreichte eine sechsköpfige Gruppe von Verfolgerinnen mit der Marathon-WM-Zweiten von 2015, Helah Kiprop (Kenia), diese Marke in viel versprechenden 70:34 Minuten.

Doch schon wenige Kilometer später änderte sich das Bild an der Spitze und es gab eine Vorentscheidung. Zunächst konnte Dargie nicht mehr Schritt halten und als dann Kaptich das Tempo ab der 25-Kilometer-Marke (1:22:27 Stunden) erhöhte, war auch Chekole geschlagen. Den folgenden 5-Kilometer-Abschnitt lief Selly Kaptich in superschnellen 16:18 Minuten - ein Tempo das gut wäre für eine Zeit von unter 2:18 Stunden. Ihre 30-Kilometer-Zwischenzeit von 1:38:45 deutete dann bereits auf eine Zielzeit von knapp unter 2:19 Stunden hin. Doch kurz darauf sah es so aus, als hätte man bei Selly Kaptich den Stecker gezogen. Sie konnte ihr Tempo nicht mehr halten und wurde immer langsamer. Da sie jedoch einen großen Vorsprung hatte und auch ihre Verfolgerinnen bei den nun hohen Temperaturen Schwierigkeiten bekamen, rettete sie trotz Kilometerzeiten am Ende nahe von 4:00 Minuten noch den Vorsprung ins Ziel. Hinter ihr hatte sich auf den letzten Kilometern Helah Kiprop noch auf Rang zwei geschoben. Die Kenianerin lief am Ende nach 2:24:40 Stunden vor ihrer drittplatzierten Landsfrau Jackline Chepngeno (2:25:14 Stunden) ins Ziel. Als Vierte folgte die für Italien startende Sofia Yaremchuk in 2:25:36 Stunden. „Es war ein großer Tag für mich. Die Stimmung an der Strecke war hervorragend. Ich denke, ich könnte hier den Streckenrekord brechen, wenn ich im nächsten Jahr noch einmal hier starten könnte und das Wetter etwas kühler wäre“, sagte Selly Kaptich. 

Nach den Ausfällen von Laura Hottenrott kurz vor dem Rennen und Thea Heim während des Laufes - sie gab das Rennen bei 30 Kilometer auf, nachdem ihr zuvor schwindlig war - wurde überraschend Corinna Coenning (TSV Glems) auf Rang zehn mit einer persönlichen Bestzeit von 2:40:48 Stunden. „Ich hätte natürlich nie erwartet, dass ich hier beste deutsche Läuferin sein würde. Ich bin super zufrieden und freue mich über meine Bestzeit“, sagte die 31-Jährige, die als Lehrerin vollzeitlich arbeitet und erst ihren dritten Marathon gelaufen ist.