© Dirk Loerper

Für den guten Zweck
Ein Tag, zwei Marathons: Jörg Peters läuft Köln und London

| von Martina Ulrich & Astrid Nierhoff

Das geht nur in Corona-Zeiten: Der Kölner Jörg Peters ist an einem Sonntag den Köln-Marathon und den London-Marathon gelaufen. Zwar virtuell, aber am Ende hatte er gut 84 reale Kilometer auf der Uhr.

Der erste Sonntag im Oktober steht für Jörg Peters als Kölner und Generali Köln-Marathon-Botschafter kompromisslos im Kalender. Der Virgin Money London-Marathon im April wurde situationsbedingt verschoben – auf den 4. Oktober – den Köln-Marathon-Sonntag. Jörg erkannte das Potenzial der virtuellen Welt und stellte sich der Herausforderung seiner eigenen Ehre: „Laufe ich eben zwei hintereinander.“

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Auch den Boston-Marathon hat er schon in Köln gefinisht

Genau genommen waren es drei. Denn drei Wochen zuvor zimmerte er bereits den virtuellen Boston-Marathon auf die Kölner Strecke, mit Pauken, Trompeten und unter drei Stunden. Ein Marathon kostet mentale und körperliche Kräfte. Virtuell zu starten – an einem anderen Ort, ohne Zuschauer, ohne Wettkampfstimmung, aber mit derselben Distanz – das ist sportliche Größe.

Wer über sich hinauswachsen will, dem helfen Wegbegleiter. Wenn der Weg allein hart ist, dann stärkt uns die Gemeinschaft. Und so steckt Jörg Peters seine Freunde und deren Umfeld an, Abschnitte des Laufes zu begleiten. Der Vater einer Mitläuferin zum Beispiel, der als einziger außer Jörg selbst die gesamten 84,4 Kilometer hinter sich brachte - auf dem Rad den Trupp begleitend, samt Jagdhorn.

Jörgs Frau Nicole, die sich schon lange über nichts mehr wundert und selbst als Köln-Marathon Botschafterin ihren 35.ten Marathon erfolgreich vollendete. Die Verrückten, die sich am Appellhofplatz im Morgengrauen mit Jörg auf den ersten Teil der Strecke begaben. Seine Freunde aus Aachen, die intuitiv die müden Kölner ablösten und fortan an seiner Seite blieben. Die Streckenposten, die stundenlang ausharrten, um Bananen und Wasser zu reichen. Und Tessa, die bei Kilometer 42 einstieg, spontan aus ihrem geplanten halben euphorisiert einen ganzen machte und bis Kilometer 86,4 dabeiblieb.

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Als Gruppe 940 Kilometer als #ultraförpänz am Rhein gelaufen

Und so kamen insgesamt 940,7 Kilometer als Strecke zusammen, die von der Gruppe Läufer in Summe am Kölner Rheinufer gelaufen wurde. Das ist so ungefähr die Entfernung von Flensburg nach Garmisch-Partenkirchen, die völlig unterschiedliche Menschen bewältigt haben ؘ– vereint in der Idee, mit der gemeinsamen Liebe zum Laufen etwas zu bewegen.

„Als zehn Kilometer vor Ende das Lied „en unserem Veedel“ aus der Bluetooth Box eines Begleit-Fahrrads schallte und ich allmählich wusste, dass wir das schaffen, da war mein Gesicht nicht nur nass vom Schweiß“, wird Jörg später sagen. Und dass er beim Konditionstraining im Fußball immer „verletzt“ war. Hat sich wohl gelohnt, dass er seine Kräfte für später aufbewahrt hat.

Die Dynamik einer so guten Idee hat immer einen Antrieb. In diesem Fall war es Jörgs Freundschaft zu dem ehemaligen Profifußballer Matthias Scherz vom 1. FC Köln und dessen direkte Zusage, ihn die letzten zehn Kilometer zu begleiten. Das war die Geburtsstunde für #ultraförpänz, wie Jörg seinen Doppelmarathon fortan nannte, und pure Motivation für jeden gelaufenen Kilometer. Die Matthias Scherz e.V. fördert Kinder, die sich die Länge und die Härte ihres Weges nicht aussuchen können. Kleine Seelen, denen im Leben die richtigen Erwachsenen als „Streckenposten“ fehlen und die unseren Schutz brauchen. Wer wachsen will, braucht Wegbegleiter. Und wenn allein der Weg hart ist dann stärkt uns die Gemeinschaft.

Der Matthias Scherz e.V. unterstützt 30 Kölner Grundschulkinder mit der Happy Scherz Menü Aktion – das macht sie nicht nur satt, sondern sichert auch den damit verbundenen Platz in der OGS und einen unbeschwerteren, regelmäßigen Tagesablauf. Mehr Infos und eine Möglichkeit zum Spenden findest du hier.