Eine Berlinerin startet für Palästina beim WM-Marathon: Mayada Al-Sayad
Die gebürtige Berlinerin Mayada Al-Sayad startet bei der Leichtathletik-WM in Peking am Sonntag (1:30 Uhr) für Palästina im Marathon. Auch das Olympia-Ticket für Rio de Janeiro hat sie schon in der Tasche. Starterinnen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes sind beim WM-Marathon nicht am Start.
Mayada Al-Sayad trainiert auf einem Sportplatz an der Allee der Kosmonauten in Berlin. Bei der Leichtathletik-WM in Peking wird die an der Spree geborene Langläuferin von Fortuna Marzahn am Sonntag selbst eine Pionierin des Sports werden: Als erste Frau wird die 23-Jährige für Palästina mit der Startnummer 660 bei einem WM-Marathon an den Start gehen. Auch das Ticket für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro hat sie schon in der Tasche. „Ich möchte das Abenteuer und die Atmosphäre in einem Superfeld erleben“, sagte Al-Sayad, die einen deutschen und einen palästinensischen Pass hat. Im Frühjahr beim Hamburg-Marathon lief sie auf den 13. Platz und schaffte mit 2:41:44 Stunden die Norm für WM und Olympia kommendes Jahr in Rio. 2013 und 2014 war sie in Frankfurt über 42,195 Kilometer noch viel länger unterwegs: 3:06 beziehungsweise 2:53 Stunden.
„Mayada hat noch viel Potenzial, ist aber kein Profi“, meinte ihr Trainer Tobias Singer. Auch über 5000 und 10.000 Meter ist die Ausdauerathletin recht flott unterwegs. Über 5000 Meter war sie zuletzt bei den deutschen Meisterschaften in Nürnberg Zehnte. Sie ist aber schnell genug, um die Normen für die kürzeren Strecken für große Medaillenkämpfe zu erreichen. „Ich bleibe beim Marathon“, sagte sie. Mayada Al-Sayads Mutter ist Deutsche, der Vater Mauwiya kommt aus Palästina. Die Idee, dass sie für das Heimatland ihres Vaters international starten könnte, hatte ein Bekannter des Vaters, der in der palästinensischen Botschaft in Berlin arbeitet.
ANZEIGE
„Palästina will eine Mannschaft für Rio aufbauen“, sagte Al-Sayad, die oft in Sommer dort die Ferien bei ihren Schwestern verbringt. In Peking lernte sie schon mal einen Teamkameraden kennen: Abukhousa Mohammed, der über 200 Meter angetreten und im Vorlauf mit 21,36 Sekunden ausgeschieden war. Palästina ist seit den Sommerspielen 1996 in Atlanta bei Olympia dabei. „Ich habe keine politischen, sondern nur sportliche Gründe, für Palästina zu starten“, erklärte Al-Sayad. Viel finanzielle Unterstützung kann sie vom Nationalen Olympischen Komitee des Landes (NOK) nicht erwarten. Gesponsert wird sie von ihrem Vater, der eine Firma für Zahntechnik besitzt. Für die Reise nach Peking kam jedoch das NOK auf.
„Ich werde versuchen, irgendwo im Mittelfeld zu landen“, sagt sie vor ihrer WM-Premiere Sonntagnacht deutscher Zeit (Start: 1:30 Uhr). Angeführt wird die rund 70 Athletinnen große Startergruppe von der Äthiopierin Mare Dibaba, die mit 2:19:52 Stunden die Weltrangliste anführt, und Titelverteidigerin Edna Kiplagat aus Kenia.