Einem Drittel der deutschen Laufveranstalter droht die Pleite

Coronakrise
Einem Drittel der deutschen Laufveranstalter droht die Pleite

| Text: Jörg Wenig | Foto: photorun.net/ Jiro Mochizuki

Rund einem Drittel der deutschen Laufveranstalter droht angesichts der Coronavirus-Krise und den damit verbundenen Absagen der Straßenläufe die Pleite. Dieses dramatische Szenario ergab eine Umfrage der German Road Races (GRR) unter den Veranstaltern. Die Vereinigung der Straßenlauf-Veranstalter schlägt Alarm.

Rund einem Drittel der deutschen Laufveranstalter droht angesichts der Coronavirus-Krise und den damit verbundenen Absagen der Straßenläufe die Pleite. Dieses dramatische Szenario ergab eine Umfrage der German Road Races (GRR) unter den Veranstaltern. Die Vereinigung der Straßenlauf-Veranstalter schlägt Alarm und fordert das Bundes-Innenministerium dringend auf, einen Rettungsfonds für die betroffenen Veranstalter zur Verfügung zu stellen.

Die Umfrage machte offensichtlich, dass für viele Organisatoren die bisherigen Bundes-Hilfen - wie die Soforthilfe oder Kurzarbeit - nicht ausreichen oder gar nicht erst greifen, da die Organisationsformen ihrer Veranstaltungen durch das vorgegebene Raster fallen. Nach Berechnungen von GRR wird ein Volumen von 4,5 Millionen Euro benötigt, um die Veranstaltungen vor gravierenden Existenzproblemen zu bewahren. Insgesamt sei mit einem Umsatzausfall bei den deutschen Straßenläufen von rund 90 Millionen Euro zu rechnen.

German Road Races hatte sich bereits im März an das Bundes-Innenministerium gewandt und um die Einrichtung eines Rettungsfonds gebeten. Das Ministerium verwies in einer Antwort auf die bestehenden Hilfsangebote und sah keine Notwendigkeit für Laufveranstalter einen Fonds einzurichten. Dabei wurde davon ausgegangen, dass betroffene Veranstalter Zugang zu den Unterstützungsgeldern hätten. Die Umfrage von GRR belegt jedoch: Dies ist längst nicht bei allen der Fall.

Wegfall der Haupteinnahmequelle

Die Sofort-Umfrage, mit der GRR 1.884 Laufveranstalter erreichte und von denen 137 umgehend antworteten, zeigte auf, dass bisher rund 68 Prozent der Rennen aufgrund der Corona-Krise ausfielen. Allerdings konnten nur 22 Prozent der Veranstalter Soforthilfe beantragen und 28 Prozent das Kurzarbeit-Programm nutzen. 38 Prozent der Veranstalter konnten dagegen nicht auf die Fördermittel des Bundes zugreifen.

70 Prozent der Veranstalter organisieren nur ein bis zwei Läufe pro Jahr. Da die Pandemie die Veranstalter in der Lauf-Hochsaison zwischen März und Mai trifft, erleiden viele einen kompletten Einnahmeausfall. 40 Prozent der Befragten gaben an, dass der abgesagte Lauf „die Haupteinnahmequelle“ des Jahres gewesen wäre.

„Wir müssen davon ausgehen, dass in den nächsten Monaten jede Laufveranstaltung abgesagt werden muss. Aufgrund der ungewissen Situation gibt es zudem kaum Anmeldungen für die noch nicht abgesagten Rennen im Herbst“, sagt Horst Milde, der GRR-Vorsitzende und jahrzehntelange Chef des Berlin-Marathons. „Die bisher aufgesetzten Hilfsprogramme greifen wegen der sich abzeichnenden, langen Veranstaltungsverbote zu kurz.“

Schaden in Millionenhöhe

Die in der Umfrage befragten Veranstalter gaben an, dass ihnen aufgrund der Absagen ein Umsatzschaden von 11,4 Millionen Euro entstanden sei. Bei einer Hochrechnung auf alle Straßenläufe kommt GRR auf 90 Millionen Euro Umsatzausfall. Der Schaden für die Veranstalter wird von den Befragten auf rund 40 Prozent geschätzt. Dies wären insgesamt 36 Millionen Euro. Rund ein Drittel der Veranstalter bekäme damit ohne weitere Hilfen in absehbarer Zeit Existenzprobleme.

„Wir haben das Bundes-Innenministerium nochmals gebeten, unser Konzept zu überprüfen und einen Notfallfonds einzurichten. Dabei haben wir mit einem Betrag von 4,5 Millionen Euro nur etwa 10 Prozent des geschätzten Schadens veranschlagt“, sagt Horst Milde. Mit dieser Summe, so rechnet GRR, könnten etwa 500 Laufveranstaltungen mit bis zu einer Million Teilnehmerausfällen gerettet werden. GRR hat dem Innenministerium auch angeboten, über die derzeit in Gründung befindliche „Stiftung Laufen“ das Notfall-Programm organisatorisch umzusetzen.

German Road Races verweist auf die Funktion der Laufveranstaltungen in der deutschen Gesellschaft, besonders bezüglich der Gesundheitsförderung und des sozialen Aspektes. „Ist ein Lauf erst einmal verschwunden, ist mit ihm meist die ehrenamtliche Helferstruktur unwiederbringlich verloren. Hier droht – auch gesellschaftlich – ein bitterer Verlust“, sagt der GRR-Vorsitzende Horst Milde, der nochmals betont: „Ohne zusätzliche Hilfsprogramme in Form von Zuschüssen können die kleinen und mittleren Laufsportveranstalter dieses Krisenjahr wirtschaftlich nicht überleben.“