Fate Tola: „Olympia im TV zu schauen, war schmerzlich“

| Andreas Maier I Foto: Mainova Marathon Frankfurt
Es ist ihr zwölfter Marathon. Doch am Sonntag startet Fate Tola beim Mainova Frankfurt Marathon erstmals als Deutsche über die klassische Distanz.

Es ist ihr zwölfter Marathon. Doch am Sonntag startet Fate Tola beim Mainova Frankfurt Marathon erstmals als Deutsche über die klassische Distanz. laufen.de berichtet am Sonntag von 9:55 Uhr an mit einem Live-Ticker vom Rennen!

Der Mainova Frankfurt-Marathon am Sonntag wird für Fate Tola das zwölfte Rennen über die klassischen 42,195 Kilometer. Zugleich ist es eine Premiere. Denn erstmals läuft sie die 42,195 Kilometer als Deutsche, erstmals startet sie in Frankfurt und erstmals kann sie Deutsche Marathonmeisterin werden. „Für mich ist es eine große Chance. Jeder Wettkampf ist aufregend, der Druck ist für mich diesmal nicht anders als sonst“, sagt die 29-jährige Top-Läuferin. In der Entscheidung der Deutschen Marathon-Meisterschaften ist sie die klare Favoritin.

Es wäre ein Rennen wie aus dem Bilderbuch, wenn sie sich beim ersten Marathon nach der Einbürgerung sofort als Deutsche Meisterin feiern lassen könnte. Ihr Ziel ist es, ihre Bestzeit von 2:25:14 Stunden aus Berlin 2012 zu verbessern. Damit könnte sie sich auch in der Gesamtwertung sehr prominent platzieren. Zugleich würde sie die DLV-Norm von 2:29:30 Stunden für die Leichtathletik-WM in London 2017 unterbieten.

Der Mainova Frankfurt Marathon soll zum sportlichen Höhepunkt im bisher wohl ereignisreichsten Jahr von Fate Tolas Laufbahn werden. Die vergangenen Monate hielten nicht nur positive Geschehnisse für die gebürtige Äthiopierin bereit. Vor allem die Verzögerung ihres Einbürgerungsverfahrens kostete ihr und ihrer Familie viel Kraft.

Fate Tola, die im hessischen Gelnhausen, nur 50 Kilometer entfernt von Frankfurt, lebt und trainiert, hatte zwar in Berlin 2015 mit 2:28:24 Stunden die Olympia-Norm für Rio geschafft, doch der deutsche Pass kam zweieinhalb Wochen zu spät für eine Nominierung. „Den Marathon in Rio am Fernseher schauen zu müssen, war schmerzlich“, sagt sie. Die Aussicht auf einen Start in Frankfurt hat sie neu motiviert. „Das hat mir gut getan. Ich habe versucht, nicht mehr zurück, sondern nur nach vorne zu blicken.“

Unter 70 MInuten auf Halbmarathon

Fate Tola ist seit 2009 auf der Marathondistanz unterwegs, in den Jahren 2011 und 2012 konnte sie den Wien-Marathon jeweils für sich entscheiden. 2010 hat sie bei der Halbmarathon-WM den starken siebten Platz erreicht. Nach einer Babypause ist sie seit dem Frühjahr 2015 wieder mit guten Leistungen in der Laufszene präsent.

Auch 2016 begann vielversprechend. Zunächst gewann sie beim Paderborner Osterlauf in starken 69:51 Minuten, dann erreichte sie einen guten achten Platz beim hochklassig besetzten Boston-Marathon (2:34:38 h). Die letztlich vergebliche Hoffnung auf einen Olympiastart drückte die Stimmung. Beim EM-Start in Amsterdam im Juli auf der ungewohnten 5000-Meter Distanz hatte sie nach den vorangegangenen Turbulenzen den Kopf nicht frei. Trotzdem erreichte sie den zehnten Rang. In Vorbereitung auf den Laufklassiker am Main hat sie im Spätsommer ein dreiwöchiges Höhentrainingslager in St. Moritz absolviert. Ihr Mann und Trainer Musa Roba Kinkal und deren dreijährige Tochter Samya waren mit dabei, als sie in der Schweiz die Basis für ein gutes Rennen in Frankfurt legte. Ihr Training macht Tola sonst, nachdem sie ihr Kind in die Kita gebracht hat.

Die Vorfreude auf den Mainova Frankfurt Marathon und die Deutschen Meisterschaften ist groß. „Es ist mir sehr, sehr wichtig, zu dem Land zu gehören, in dem ich schon lange lebe“, sagt sie. Zur Renngestaltung am Sonntag erzählte sie: „Ich möchte vorsichtig beginnen, sodass ich nach 30 bis 35 Kilometern noch stark laufen kann. Die erste Hälfte will ich in 1:12:30 bis 1:13 Stunden laufen. Der Marathon braucht Taktik. Ich denke während des Rennens nicht an die Meisterschaften oder an die Zeit. Ich konzentriere mich nur aufs Laufen, die Tempomacher, meine sieben Trinkflaschen – von Kilometer 5 bis 35 je eine – und auf die anderen Läuferinnen. Man weiß nie, wer von den anderen Läuferinnen gut oder schlecht drauf ist.“

Die große Vorschau zum Frankfurt-Marathon liest du hier!

Am Sonntag berichtet laufen.de ab 9:55 Uhr hier mit einem Live-Ticker vom Rennen!