Mainova Frankfurt Marathon
Frankfurt will sich schnell zurückmelden – Zwei Deutsche planen Rennen unter 2:10 Stunden

| von Jörg Wenig (Text) & Norbert Wilhelmi (Fotos)

In Frankfurt werden an diesem Marathon-Wochenende über 20.000 laufen. Mit Spannung erwartet: Die Auftritte der Deutschen Hendrik Pfeiffer und Filimon Abraham, die beide unter 2:10 laufen wollen.

Als letztes der großen deutschen Marathonrennen kehrt nun auch der Mainova Frankfurt-Marathon nach der coronabedingten Zwangspause wieder zurück: Am Sonntag wird die 39. Auflage des Klassikers gestartet, nachdem der Lauf 2020 als auch 2021 ausfallen musste.

Sowohl die Favoriten als auch die besten deutschen Läufer wollen dafür sorgen, dass es ein spitzensportlich spektakuläres Comeback wird. Sie wollen die schnelle Frankfurter Strecke und die voraussichtlich guten Wetterbedingungen nutzen, um Bestzeiten anzugreifen.

Der Äthiopier Gebru Redahgne und Selly Kaptich führen mit Bestzeiten von 2:05:58 beziehungsweise 2:21:09 die Startlisten an. Die Kenianerin plant dabei einen Angriff auf den hochklassigen Streckenrekord von 2:19:10 Stunden. Hendrik Pfeiffer, Filimon Abraham und Thea Heim sind die deutschen Topathleten, die am Sonntag persönliche Bestzeiten anstreben. Auch Laura Hottenrott hatte einen Start in Frankfurt geplant. Sie musste aber kurzfristig krankheitsbedingt ihre Teilnahme absagen.

Rennen über kürzere Distanzen hinzugerechnet, erwarten die Veranstalter am Wochenende über 20.000 Teilnehmer aus 111 Nationen. Von ihnen laufen gut 11.500 über die klassischen 42,195 km. Das Rennen, das am Sonntag um 10 Uhr beginnt, wird vom HR-Fernsehen live übertragen.

Hendrik Pfeiffer will seine aktuell gute Form auf der flachen Frankfurter Strecke nutzen, um seinen persönlichen Rekord von 2:10:18 Stunden zu unterbieten. „Ich traue mir eine Bestzeit zu und möchte natürlich gerne die 2:10-Stunden-Marke knacken“, sagte der 29-jährige Läufer des TV Wattenscheid, der bei den Europameisterschaften in München im August Platz 24 belegte und dabei mit dem deutschen Team die Silbermedaille in der Europa-Cup-Wertung gewann. „Es geht um eine gute Zeit für mich. Ich habe mich entsprechend vorbereitet. New York wollte mich nicht im Elitefeld haben. Darum freue ich mich jetzt umso mehr, mein Rennen vor deutschem Publikum zeigen zu können.“

Hendrik Pfeiffer und Filimon Abraham können Schritt Richtung WM 2023 machen

Filimon Abraham will ebenfalls 2:10 unterbieten und zu den deutschen Top-Marathonläufern aufschließen. Nachdem er im Frühjahr bei seinem Debüt in Hamburg nicht ins Ziel kam, wird der 29-Jährige, der bei der EM in München im August Platz 19 im 10.000-m-Finale belegte, nun einen zweiten Anlauf nehmen. „Ich bin in guter Form. Mein Ziel ist es, unter 2:10 Stunden ins Ziel zu kommen“, sagte der aus Eritrea stammende Filimon Abraham, der sich über sieben Wochen hinweg in Addis Abeba auf den Mainova Frankfurt Marathon vorbereitet hat. Dort hatte er sich der hochkarätig besetzten Gruppe des äthiopischen Trainers Tessema Abshero angeschlossen.

Wenn Hendrik Pfeiffer und Filimon Abraham ihre Ziele erreichen, könnten beide die Norm von 2:09:40 Stunden für die WM 2023 in Budapest erfüllen.

Thea Heim startet - Laura Hottenrott muss kurzfristig absagen

Mit Laura Hottenrott (PSV Grün-Weiß Kassel) stand eine deutsche Topläuferin auf der Startliste, die den Marathon schon in 2:28:02 Stunden gelaufen ist. Sie war schon in den Tagen vor dem Marathon in Frankfurt gesundheitlich angeschlagen. Einen Tag vor dem Rennen kam die Nachricht, dass sie leider nicht an den Start gehen kann. Im Sommer war sie aufgrund einer Corona-Infektion auch nicht bei der WM dabei.

Zur erweiterten deutschen Spitze zählt Thea Heim (LG Telis Finanz Regensburg), die in Frankfurt versuchen wird, ihre Bestzeit von 2:36:10 aus Hamburg 2019 zu unterbieten. Die 30-Jährige ist eine Ausnahmeerscheinung im Elitefeld, da sie Vollzeit als IT-Spezialistin in einem Versicherungsunternehmen arbeitet. 38 Stunden pro Woche arbeitet sie an der Programmierung von Web-Applikationen. Ihr Training absolviert sie meist abends – genauso wie viele Tausende Hobbyläufer: „Die Tage sind manchmal sehr vollgepackt in einer Marathonvorbereitung, aber für drei Monate ist das möglich“, sagte sie. „Nur Laufen ist nicht mein Ding. Ich habe das bewusst so entschieden. Die Kombination Beruf und Laufen ist gut für mich.“

Knackt Selly Kaptich als zweite Frau in Frankfurt die 2:20-Stunden-Barriere?

Ganz vorn war es 2019 bei der bislang letzten Austragung des Mainova Frankfurt Marathons eine Frau, die für das Highlight sorgte: Die Kenianerin Valary Aiyabei stellte mit 2:19:10 Stunden einen hochkarätigen Streckenrekord auf und erzielte die erste Zeit unter 2:20 in der Geschichte des Rennens. Manches spricht dafür, dass am Sonntag wieder eine Frau für die Schlagzeilen sorgen könnte. Selly Kaptich ist bereit für ein schnelles Rennen: „Ich bin zuversichtlich, dass ich eine Zeit von unter 2:20 Stunden laufen kann und möchte auch den Streckenrekord angreifen“, sagte die 36-jährige Läuferin, die sogar von einem Halbmarathon-Durchgangszeit von 69:00 Minuten sprach. „Das überrascht uns, da dies im Vorfeld vom Management so nicht kommuniziert wurde. Aber wenn sie tatsächlich so schnell laufen möchte, werden wir die Tempomacher entsprechend umdisponieren“, sagte Christoph Kopp, der in Frankfurt das Elitefeld koordiniert.

Mit einer Bestzeit von 2:21:27 reist Helah Kiprop nach Frankfurt. Die Vize-Weltmeisterin im Marathon von 2015 lief ihren persönlichen Rekord in Tokio 2016. In diesem Jahr meldete sich Helah Kiprop mit einem Sieg beim Kopenhagen-Marathon in 2:24:10 zurück. Die 37-Jährige lief übrigens schon einmal beim Mainova Frankfurt-Marathon und stellte dabei ihre damalige persönliche Bestzeit auf: 2014 war sie Fünfte in 2:27:14.

Die dritte Läuferin, die bereits unter 2:22 Stunden gelaufen ist, ist Yeshi Chekole. Die Äthiopierin steigerte sich im Februar beim Sevilla-Marathon auf 2:21:17 und belegte damit Rang drei. „Ich möchte eine persönliche Bestleistung laufen und eine gute Platzierung erreichen“, sagte sie. Chekole bereitete sich vier Monate auf Frankfurt vor und fühlt sich in guter Form.

Zu beachten sein wird auch Gladys Chepkurui. Die Kenianerin lief in Paris im Frühling 2:28:55. Ihre in diesem Jahr erzielten Bestzeiten von 30:48 (10 km) und 68:09 (Halbmarathon) deuten aber darauf hin, dass sie Zeitbereiche um 2:22 erreichen kann.

Gebru Redahgne: Bei den Männern ist ein Newcomer favorisiert

Ins Männerrennen startet Gebru Redahgne als Favorit, obwohl er noch ein Newcomer im internationalen Laufsport ist. 2021 lief der Äthiopier erstmals außerhalb seines Heimatlandes, in diesem Frühjahr steigerte er sich in seinem zweiten Marathon in Barcelona auf 2:05:58 und wurde Zweiter. Gebru Redahgne will nun die schnelle Frankfurter Strecke nutzen, um sich weiter zu verbessern. „Ich habe gut trainiert und möchte meine Bestzeit unterbieten“, gab er sich zuversichtlich. Die erste Rennhälfte soll im Bereich von 62:45 Minuten mit Tempomachern angelaufen werden. „Gebru ist nicht nur der Schnellste, er ist auch der Jüngste auf unserer Liste. Es prädestiniert ihn dazu, als Favorit ins Rennen zu gehen. Wenn am Ende eine Zeit unter 2:06 rauskommt, würde mich das freuen“, sagte Christoph Kopp.

Aus Kenia kommt ein Läufer zurück, der im aktuellen Elitefeld als „Mister Frankfurt“ gelten muss: Martin Kosgey war schon viermal hier gestartet und zeigte enorm konstante Leistungen. Zweimal war er in der Festhalle bereits Zweiter (2016 und 2018) sowie zweimal Vierter (2017 und 2019). Der 33-Jährige stellte dabei 2018 auch seine persönliche Bestzeit von 2:06:41 auf. „Ich werde sicher in der ersten Gruppe laufen. Eine neue Bestzeit und auch der Sieg sind möglich für mich“, zeigte sich der dreifache Familienvater zuversichtlich. „Frankfurt ist für mich wie ein Zuhause. Ich fühle mich wohl hier.“

Sein 29-jähriger Landsmann Charles Ndiema kommt mit einer aktuellen persönlichen Bestzeit von 2:08:12 Stunden an den Start, die er im Frühjahr in Wien erzielte. Den Frankfurt-Marathon hat er vor drei Jahren auf YouTube entdeckt und die Übertragungen angesehen. Seither ist dieses Rennen ein großes Ziel für ihn. „Ich bin bereit für eine schnelle Zeit und werde solange es geht in der Spitze mitlaufen“, sagte Ndiema. Betesfa Getahun aus Äthiopien, der mit 2:05:28 ursprünglich die Meldeliste angeführt hatte, musste dagegen kurzfristig absagen und wird nicht starten.