Gender Health Gap
Frauen profitieren mehr vom Training
Wer Sport treibt, hat ein niedrigeres Sterberisiko. Aber das gilt für Frauen und Männer nicht gleichermaßen: Es gibt eine Gender Health Gap. Wieso Frauen noch mehr von regelmäßigem Sport profitieren.
Frauen sind für lange Ausdauerleistungen prädestiniert. Dafür sorgt der weibliche Hormonhaushalt über Faktoren der Nährstoffverwertung, Muskelbildung und Ansprechbarkeit auf Trainingsreize. Diese Tatsache ist wissenschaftlich unterfüttert.
Nun hat ein chinesisch-US-amerikanisches Kardiologenteam in einer großen Langzeitstudie untersucht, ob Frauen und Männer auch in Bezug auf gesundheitliche Aspekte unterschiedlich stark von sportlicher Betätigung profitieren – insbesondere das Herz-Kreislaufsystem betreffend. Gibt es eine Gender Health Gap?
Alle profitieren von körperlicher Aktivität – aber Frauen mehr
Über mehr als 20 Jahre haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen Daten zur Häufigkeit, Dauer, Intensität und Art der körperlichen Aktivität von über 400.000 US-amerikanischen Erwachsenen (55 % weiblich) im Alter von 18 bis 85 Jahren erhoben und unter Berücksichtigung des Geschlechts mit den Gesamtsterbezahlen sowie den Herz-Kreislauf-bedingten Todesfällen abgeglichen. Andere gesundheitsrelevante Umwelt- und Lebensstilfaktoren wurden herausgerechnet.
Das wichtigste Ergebnis: Unabhängig vom Geschlecht weisen körperlich Aktive in allen Altersstufen ein niedrigeres Sterberisiko auf als „Bewegungsmuffel“. Beim Geschlechtervergleich wird´s ungerecht: Während sportliche Frauen ihr allgemeines Sterberisiko gegenüber Inaktiven um bis zu 24 Prozent und ihr Risiko für einen Herz-Kreislauf-Tod (z. B. Herzinfarkt, Schlaganfall) sogar um 36 Prozent reduzierten, lagen die entsprechenden Gewinne bei den Männern „nur“ bei 15 bzw. 14 Prozent.
Die Gründe des Gender Health Gap
Doch bei welchem Trainingspensum wurde der größte Benefit erreicht? Männer erzielten ihren maximalen Überlebensvorteil von 15 Prozent mit einem moderaten bis intensiven Ausdauertraining von circa 5 Stunden pro Woche. Mehr Training wurde mit keiner weitere Reduktion des Sterberisikos belohnt.
Frauen mussten nicht einmal die Hälfte der Trainingszeit aufwenden – 2 Stunden und 20 Minuten pro Woche – um ihr Sterberisiko um 15 Prozent zu senken. Ihren maximalen Überlebensvorteil von 24 Prozent erreichten sie ebenfalls mit einem wöchentlichen Pensum von 5 Stunden. Im Hinblick auf das Gesamt- sowie auf das Herz-Kreislauf-Sterberisiko scheinen 5 Stunden moderates bis intensives Training für beide Geschlechter den höchsten Positiveffekt zu entfalten.
Aber quantitativ profitieren Frauen deutlich mehr. Ursächlich für diesen Gender Health Gap dürften nach Ansicht der Studienautoren und -autorinnen geschlechtsspezifische Unterschiede im Hormonhaushalt, in der Verteilung von Muskelfasertypen und deren Stoffwechseleigenheiten sein. Mit Verweis auf andere Forschungsergebnisse profitieren Frauen zudem von einer stärkeren Steigerung der Gefäßleitfähigkeit und Durchblutung während des Sports sowie einer insgesamt besseren Blutgefäßversorgung (Kapillardichte) ihrer Skelettmuskeln.