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Beim Arzt oder mit der Smartwatch
Generalüberholung für die Gesundheit

| von Anita Horn

Wer läuft, sollte regelmäßig seine Gesundheit checken. Am besten beim Arzt. Aber auch Smartwatches und Trainingscomputer können helfen, mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Mit dem Körper ist es wie mit einem Auto: Wir sollten nicht erst in die Werkstatt, wenn schon alles kaputt ist. Heißt: regelmäßige Checks und eine Art Generalüberholung helfen euch, lange gut in Schuss zu bleiben. Aber worauf sollten wir achten? Und wer oder was hilft dabei?

Gesundheit ist laut Weltgesundheitsorganisation nicht nur das Fehlen von Krankheit, sondern ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens. Der Begriff leitet sich vom althochdeutschen gisunt „wohlbehalten, lebendig, heil; Gesundheit“ ab.

Wie wir laufen können, hängt von unserer Gesundheit ab. Eine Steigerung der Leistungsfähigkeit noch viel mehr. Da unser Körper eine eingebaute Werkstatt hat, passieren abertausende kleinere Reparaturen Tag für Tag wie von Zauberhand: Muskeln regenerieren, die Haut erneuert sich, die Organe schwemmen Schadstoffe aus und wenn wir morgens aufstehen, können wir problemlos in die Schuhe schlüpfen und laufen.

Damit dieses integrierte Reparatursystem möglichst lange wie geschmiert läuft, braucht es guten Treibstoff und zwischendurch mal einen Ölwechsel. Je stärker wir unseren Körper an seine Leistungsgrenzen bringen, desto mehr benötigt er eine Generalüberholung.

Ernährung als Treibstoff für sportliche Leistung

Den Treibstoff liefert eine gesunde Ernährung, die bei hoher Intensität angepasst werden sollte. Wir brauchen ausreichend Flüssigkeit, Energielieferanten, Vitamine und Mineralstoffe. Zum Ölwechsel zählen ausreichend Schlaf und Ruhephasen. Zu einer Generalüberholung gehören meist Anamnese, körperliche Untersuchung, 12-Kanal-EKG, Belastungstest (Ergometrie oder Spiroergometrie), Herzultraschall (Echokardiographie), Urin- und Blutuntersuchung und Lungenfunktionstest.

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Während die Eiweißzufuhr früher als eine entscheidende Stellschraube in der Sporternährung galt – also das berühmte „Steak vor dem Wettkampf“, spielen heute Kohlenhydraten und Mikronährstoffen eine größere Rolle. Proteine werden eher der Regeneration und damit der Synthese körpereigener Strukturen wie z.B. Muskel und Sehnen zugeordnet. Kohlenhydrate sind der Energiespeicher, besonders für den Ausdauersportler. Die Speicherkapazität in Leber und Muskulatur ist aber begrenzt. Zu den Mikronährstoffen werden Mineralien und Vitamine gezählt. Deren Bedarf hängt unter anderem von der Laufintensität ab, denn wer zum Beispiel viel Schweiß verliert, schwitzt auch Mineralstoffe aus. Und auch die äußeren Bedingungen wie Temperatur, Geschlecht und der Trainingsstatus haben einen Einfluss darauf.

Wann sollte man sich beim Arzt durchchecken lassen?

Meist gehen wir erst zum Arzt, wenn wir Beschwerden haben. Aber warum muss erst ein Knochen vor Ermüdung brechen oder das Herz stolpern, damit wir unsere Gesundheit checken lassen? Ein Auto fahren wir ja auch nicht bis auf die Karosserie runter, bevor wir es warten lassen. Doktor Andreas Krome ist Facharzt für Kardiologie, Innere Medizin und Sportmedizin in Köln und sagt: „Ob das Zusammenspiel von Treibstoff, Öl und Motor funktioniert, sollte in Abständen überprüft werden. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin (DGSP) empfiehlt Sportneulingen ab dem 35. Lebensjahr und Wiedereinsteigern unbedingt eine sportärztliche Untersuchung, um mögliche Vorerkrankungen und Risiken zu erkennen. Sie sollte auch aktuelle Beschwerden des Sportlers berücksichtigen.“

Auch jüngere und scheinbar fitte Läuferinnen und Läufer und leistungsorientierte Sportler sollten sich einmal untersuchen lassen. Gedanken wie „ich laufe schon ewig oder ich fühle mich gut, ich habe nichts, mir passiert nichts“ können trügerisch sein. Mit den Ergebnissen lassen sich dann folgende Untersuchungen und Kontrollen festlegen. Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin rät: Wiederholung alle zwei bis drei Jahre. Das würde, wenn es alle machen, aber schnell die Kapazitäten der Ärzte sprengen. Die nordamerikanischen Empfehlungen machen die Notwendigkeit von Folgeuntersuchungen hingegen abhängig von Alter, Trainingszustand, geplanter Sportintensität, möglichen Vorerkrankungen und bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes und Übergewicht. Viele Krankenkassen unterstützen sportmedizinische Untersuchungen beim Arzt, wenn dieser auf der Liste der DGSP-geführten Sportmediziner geführt wird.

Das leisten Smartwatches und Trainingscomputer in der Diagnostik

Im Alltag können uns auch Wearables dabei helfen, unsere Gesundheit im Auge zu behalten. Sie können in Arm- oder Halsbändern, Brillengestellen du Armbanduhren integriert sein. laufen.de hat die Apple Watch Series6, die Garmin Venu2 und die Polar Vantage M2 in Sachen Gesundheitscheck getestet. Smartwatches spielen auch im Praxisalttag von Doktor Andreas Krome eine immer größere Rolle: „Dabei sind einige Smartwatches nicht nur in der Lage, ein EKG aufzuzeichnen, wenn der Träger die Funktion aktiviert (aktives Rhythmusmontoring). Einige haben auch die Fähigkeit, eine Warnung zu geben, wenn sie eine Unregelmäßigkeit bemerken, ohne dass der Träger die EKG-Aufzeichnung aktiviert hat (passives Monitoring). Diese Systeme helfen, Rhythmusstörungen zu diagnostizieren, die selten oder unbemerkt, zum Beispiel nachts, auftreten.“ Allerdings gibt es auch Nachteile, wie Andreas Krome einräumt: „Die kostspieligen Uhren sollten möglichst in richtiger Position und eng anliegend getragen werden. Tätowierungen, Behaarung und die Hautfarbe können die Genauigkeit genauso wie heftige Armbewegungen oder Abwinkeln beeinflussen.“

Apple und Huawei haben Studien mit ihren Wearables durchgeführt. Dabei hat Apple die Daten von rund 420.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern kontrolliert und bei 0,52 Prozent Auffälligkeiten im Herzrhythmus festgestellt. Bei 71 Prozent dieser Fälle konnte in späteren Untersuchungen tatsächlich ein Vorhofflimmern bestätigt werden. Huawai untersuchte die Daten von knapp 190.000 Probanden. Davon bekamen 424 (0,23%) eine Warnmeldung der Uhr, die in 87 Prozent der Fälle bestätigt werden konnte.

Es kommt also auch immer wieder zu falsch positiven Befunden, was natürlich Verunsicherung und damit enorme Kosten nach sich zieht. „Den Verdacht wieder auszuräumen, vor allem wenn die Funktion nur aus Neugier des Nutzers ohne klinischen Hinweis aktiviert war, kann zeitaufwendig und teuer sein.“ Aber insgesamt ist der Nutzen bei EKG-Messungen mit Wearables nicht von der Hand zu weisen.

Dem Wunsch Körperfunktionen zu messen, zu speichern und zu optimieren scheinen keine Grenzen mehr gesetzt zu sein. Die Datenmenge möglicher Aufzeichnungen (Kalorienverbrauch, Schrittzahl, Sauerstoffsättigung im Blut, Schlafeffizienz etc.) ist im medizinischen Alltag oft von untergeordneter Bedeutung und im Alltag einer kardiologischen Praxis nur schwer zu bewältigen.“ Dem Kardiologen ist dabei wichtig zu betonen, dass das Sammeln nicht zum Selbstzweck werden sollte und das Ziel eines sportlich aktiven Lebensstils mit Spaß und Freude an der Bewegung nicht aus den Augen verloren werden darf.

Im Überblick: Das bietet die Vantage M2 von Polar

  • Fitness: Visualisierung der körperlichen Leistung und personalisierte Anleitung zum Training
  • Trainingskontrolle: Training Load Pro kombiniert die gemessene Belastung des Herzkreislaufsystems anhand der Herzfrequenz mit dem subjektiven Intensitätsempfinden an Hand der anerkannten RPE-Intensitätsskala
  • Trainingsplanung: Fit Spark gibt täglich personalisierte Trainingsvorschläge basierend auf Erholung, Tagesform und Trainingshistorie
  • Erholung: Überwachung von Schlaf und Erholungsstatus mit Nightly Recharge. So lässt sich das Training tagesaktuell anpassen und das bestmögliche Ergebnis erzielen
  • Pulsmessung: Optische Pulsmessung am Handgelenk, kombinierbar mit H10 Brustgurt oder Verity Sense Armgurt
  • Ernährungsassistent: Fuel Wise erinnert an die Versorgung mit Kohlenhydraten und Flüssigkeit während eines Trainings oder Wettkampfs und hilft beim Einschätzen der benötigten Mengen
  • Running Index: Schätzung deines VO2max-Werts beim Laufen und Prognose der Entwicklung deiner Laufperformance
  • Preis: 300 Euro

Im Überblick: Das bietet die Venu 2 von Garmin

  • Schlaf: erweiterte Schlafanalyse mit Schlafphasen, Bewegungen, Sauerstoffsättigung und Atmung.
  • Fitnessalter: Kombination verschiedenster Informationen wie wöchentliche Aktivität, Ruhepuls und BMI zur automatischen Ermittlung des Fitnessalters
  • Stressmessung: Anhand der Atemfrequenz und der Sauerstoffsättigung überwacht die Uhr den Stresslevel und hilft mit Entspannungstipps diesen zu senken
  • Body Battery: Messung der körperlichen Energiereserven zur Planung der nächsten Aktivität
  • Wassererinnerung: Manuelle Eingabe der Flüssigkeitszufuhr und Einrichtung persönlicher Trinkziele mit Erinnerungsfunktion. Automatische Anpassung bei Aktivität.
  • PulseOx-Sensor: Messung des Blutsauerstoffs, um die optimale Versorgung im Auge zu haben
  • Herzfrequenzmessung: Mit Alarmfunktion bei zu hohem oder niedrigem Herzschlag während einer Ruhrphase.
  • Atemfrequenz: zeigt die Atemzüge im Tagesverlauf, während des Schlafens und beim Yoga an und leitet bei Atemübungen an
  • Health Snapshot: Messung verschiedener Daten während einer zweiminütigen Messphase. Der Bericht kann als PDF geladen und mit dem Arzt geteilt werden
  • Preis: 400 Euro

Im Überblick: Das bietet die Apple Watch Series 6

  • EKG: Aufzeichnung von Herzschlag und Herzrhythmus, um Herzrhythmusstörungen festzustellen und die Daten mit dem Arzt zu teilen. Allerdings ist mit der Uhr nur die 1-Kanal-Messung möglich (beim Arzt 12-Kanal). Mitteilung bei unregelmäßigem Herzrhythmus
  • Herzsensor: elektrischer und optischer Herzsensor zur Messung der Herzfrequenz und automatische Benachrichtigung bei hoher oder niedriger Herzfrequenz
  • Blutsauerstoffsensor: Messung des Sauerstoffgehalts im Blut. Sauerstoff ist überlebenswichtig für die Versorgung der Zellen und des Gehirns
  • VO2max: Ermittlung der cardiorespiratorischen Fitness. VO2max ist die maximale Menge an Sauerstoff, die der Körper während eines Trainings verwerten und sie durch körperliche Aktivität erhöhen kann
  • Atmung: Entspannungsübungen mit Anleitung per Uhr
  • Schlaf: Aufzeichnung von Tiefschlaf und Schlafplanung. Nur mit einem erholsamen Schlaf lässt sich dauerhaft erfolgreich trainieren
  • Notruf: mit SOS schnell und einfach Hilfe anfordern und Notfallkontakte informieren
  • Preis: 430 Euro